Es läuft etwas falsch in unserer Welt. Das ist nicht erst seit Trump so. Und auch nicht erst seit Pegida oder AfD. Es war schon vorher da, nur haben es ziemlich wenige Leute wirklich ernst genommen. Waren ja erst einmal nur „Shitstorms“, „Filterblasen“, „Hass-Postings“ und „Fakenews“, die jeweils für sich mediale Aufregung erzeugten, wieder aus der Wahrnehmung verschwanden, bis die nächste Welle für Aufregung und Entsetzen sorgte. Irgendetwas an unseren politischen Debatten ist heillos kaputt.

War es vielleicht schon länger. Lange vor Gründung von Facebook, Twitter und Youtube. Aber diese (a)sozialen Netzwerke haben es gnadenlos offengelegt, weil sie von Leuten programmiert wurden, die nie begriffen haben, warum es etwa in Deutschland so etwas wie einen Pressekodex gibt, im Laden moderne Variationen des „Knigge“ und in Fernsehduellen einen Moderator – auch wenn das, wie wir gerade erlebten, manchmal nicht ausreicht. Nämlich dann nicht, wenn Kandidaten nicht gewillt sind, die Regeln eines respektvollen Gesprächs zu beachten.

Natürlich kann Patrick Nini nicht klären, wann das genau angefangen hat. Er ist Vortragsredner und Kommunikationstrainer von Beruf und hat auch seine eigenen Erfahrungen mit der Politik gesammelt, als er 2019 für die liberalen NEOS im österreichischen Wahlkampf antrat. Mit dem Wahlprogramm der NEOS konnte er sich großenteils identifizieren.

Aber im Wahlkampf erlebte er etwas völlig anderes, was ihn als Kommunikationstrainer mehr als nur verstörte – da war nicht nur die zentral gesteuerte Kampagne, in der auch die Werkzeuge der „social media“ radikal ausgereizt wurden, um Stimmung für die eigene Partei zu machen. Mit Argumentationsvorgaben wurde auch versucht, die Kandidaten zu einer einheitlichen Argumentationsschiene zu bringen. Von einem authentischen Reden konnte keine Rede mehr sein.

Und das beobachtete Nini nicht nur bei den NEOS, denn die anderen Parteien hatten diese Art, ein „geschlossenes Bild“ von sich abzugeben, vorher schon lange ausgefeilt. Die NEOS haben es nur übernommen, wohl wissend, dass jeder Bruch, jeder Riss im Bild „da draußen“ und vor allem vom politischen Gegner gnadenlos ausgenutzt werden.

Dass wir heute in einer Welt leben, in der Politiker/-innen die völlig inhaltslose Rede regelrecht perfektioniert haben, hat genau damit zu tun. Als Nini erst einmal genauer nachdachte über sein Unbehagen, wurde ihm bald klar, wie viel das mit seinem Beruf zu tun hatte – und dass er früher auch einmal solche falschen Präsentationsformen unterstützt und praktiziert hatte. Denn erfolgreiches Reden gibt es in vielen Formen. Mit Worten kann man Menschen einlullen oder aufpeitschen, begeistern oder fanatisieren.

Wer sich erst einmal hinsetzt – wie Nini das 2019 tat – und über die Sache und ihre Vorgeschichte nachdenkt, der merkt bald, wie tief durchdrungen unsere Gesellschaft von falschem Reden, Schönmalerei, Betrug und bewusster Irreführung ist. Der entdeckt all diese Formen nicht nur in Politikerreden und Wahlkämpfen, sondern auch im Alltag, in der Werbung, in der Kommunikation großer Unternehmen, die Produkte an Mann und Frau zu bringen versuchen, von denen sie wissen, dass sie schädlich und unnütz sind.

Ein ganzes Kapitel widmet er dem heute so beliebten „Greenwashing“, mit dem fossile und nach wie vor umweltzerstörende Konzerne den Kunden einzureden versuchen, dass sie doch alles Mögliche für die Umwelt tun. Das beginnt beim Ei aus „Bodenhaltung“, auf dessen Packung „glückliche Hühner“ zu sehen sind, geht beim Kohlekonzern weiter, der tolle „Nachhaltigkeitsberichte“ veröffentlicht, und hört beim Autokonzern nicht auf, der sich als Umweltschützer verkauft und über seine Lobbyvereine dafür sorgt, dass die Abgasnormen so dreckig bleiben, wie sie sind.

Allein darüber könnte man ein Buch schreiben. Ein Großteil von Ninis Buch ist der emsigen Aufarbeitung gewidmet, wo überall seit Jahrzehnten falsches Reden, Lug und Trug so selbstverständlich geworden sind, dass wir sie kaum noch wahrnehmen. Und er erzählt natürlich auch, wie das seit den 1920er Jahren systematisiert wurde, als die Werbewirtschaft lernte, wie man mit getürkten Versprechen den Kunden Produkte andrehen kann, die sie gar nicht brauchen.

Angereichert mit einer Riesenportion positiver Emotionen, die beim Kauf so ein gutes Gefühl ergeben. Man denke nur an all die faulen Versprechen zum Trinkwasser in Flaschen – während dort, wo das Wasser aus der Erde gepumpt wird, die Bäche und Teiche versiegen und die Konzerne die empörten Bürger ihre Macht spüren lassen.

Übrigens eines der exemplarischen Beispiele, anhand derer Nini zeigt, wie tief gespalten unsere Gesellschaft ist. Und damit auch unsere Kommunikation. Denn die Bürger, die das zur Sprache bringen, erleben schnell, wie der Konzern die Instrumente herausholt und oft nicht die Bohne daran interessiert ist, die Kritik ernst zu nehmen und Besserung zu schaffen. Das haben bislang nur die wenigsten Unternehmen fertiggebracht. Und meist nutzen sie dabei die alten Präsentations-Formen, die auch hochkarätige Vortragsredner draufhatten und haben: Sie erzählen dem Publikum, wie toll alles ist, was für ein vorbildliches und mustergültiges Unternehmen sie haben.

Halt so, wie viele Parteien auch agieren: Den eigenen Anhängern erzählen sie, wie erfolgreich sie sind (auch wenn sie an den Erfolgen nicht die mindeste Aktie haben) und wie gefährlich und unfähig der politische Gegner.

Übrigens ein Muster, das Medien nur zu bereitwillig übernommen haben. Denn Zoff verkauft sich gut. Streit und Bissigkeiten machen Schlagzeilen. Und manche Parteien tun alles dafür, genau mit solchem Zoff in die Presse zu kommen – koste es, was es wolle. Und koste es auch den gesellschaftlichen Frieden. Das war schon vor Facebook & Co. so. Aber mit dem Aufkommen der großen amerikanischen Netzwerke verlagerten sich auch die gesellschaftlichen Debatten aus den klassischen Medien in diese „social media“. Mit radikalen Folgen.

Was 2016 offenkundig wurde, als bekannt wurde, wie stark diese Plattformen die „Brexit“-Abstimmung in Großbritannien und den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf beeinflusst hatten. Nicht nur, indem man Cambridge Analytica bergeweise Nutzerdaten zum Gebrauch überließ, sondern indem man es „einfach laufen ließ“. Nini analysiert sehr schön, wie die Algorithmen dieser Netzwerke, die ja einzig darauf programmiert sind, die Nutzer möglichst lange auf diesen Seiten zu halten, vor allem Emotionen befeuern.

Allein schon durch ihre Buttons, mit denen jeder Nutzer in Sekundenschnelle seine Zustimmung oder seine Abneigung bekunden kann. Erst recht durch die Animation zu schnellen Kommentaren, was Nini auf die beiden Ebenen unseres Denkens bringt. Denn da, wo wir emotional und sofort reagieren, reagieren wir auch unbedacht. Da genügt ein Wort, eine Bosheit, ein falscher Satz, und wir explodieren. Und bei Shitstorms kann man beim Zuschauen miterleben, wie die Nutzer zu tausenden „explodieren“.

Das ist, als wäre eine wilde Bestie ins Dorf eingefallen und alle greifen panisch zu ihren Keulen, um die Bestie nur schnell genug totzuschlagen.

Was dann auch eigentlich kluge Menschen dazu bringt, in diesen Momenten – von hochkochenden Emotionen so richtig auf 180 gebracht – Dinge zu schreiben und zu unterstützen, die sie nach ein bisschen kühler Überlegung so nie gesagt und unterstützt hätten. Und zur Wahrheit gehört auch, dass gerade jene Parteien und Akteure, die die Gesellschaft wirklich spalten wollen, solche Tricks längst perfektioniert haben.

Und dazu kommt dann noch die berühmte Filterbubble, die dadurch entsteht, dass diese ach so um unsere seelische Gesundheit besorgten Internetgiganten uns durch ihre Algorithmen auch nur noch das sichtbar zu machen versuchen, von dem sie überzeugt sind, dass wir es lieben – weil wir nämlich schon mehrmals darauf reagiert haben. Ergebnis: Nicht nur bei Google bekommt jeder Nutzer ein anderes Trefferergebnis angezeigt. Auch auf Facebook sind die angezeigten Seiten „personalisiert“, dasselbe bei Youtube usw.

Es gibt eigentliche keine irgendwie denkbare allgemeine Facebook-Seite für alle, auf der so etwas wie ein halbwegs realistisches Bild von der Welt zu sehen wäre. Jeder bekommt eine gefilterte und damit radikal eingeengte Sicht auf die Welt gezeigt, die mit der seiner Nachbarn und Kollegen nichts zu tun hat, oft nicht einmal mit der seiner Freunde und Verwandten, wenn die irgendwann angefangen haben, auf die ganzen Aufreger-Nachrichten zu klicken, die von den Algorithmen hochgespült wurden, weil sie so wahnsinnig schnell und viel angeklickt und kommentiert worden sind.

Kein Wunder, dass Menschen, die in solchen Filterblasen landen, kaum noch bereit sind, ihre Sicht auf die Welt infrage zu stellen. Alles, was sie jeden Tag auf ihrer Seite sehen, bestätigt sie doch – und sorgt dafür, dass die Sichtweise der anderen Leute nicht mehr wahrgenommen, meist regelrecht abgelehnt wird.

Was dann wieder mit dem menschlichen Gehirn zu tun hat, das in der Regel auch zur Faulheit neigt und einmal gewonnene Überzeugungen nur ungern aufgibt. Denn das macht Arbeit. So, wie schon das simple Verifizieren von Nachrichten Arbeit macht. Hier verweist Nini zu Recht auf die Arbeit der Faktenchecker bei klassischen Medien, wo noch ausgebildete Journalisten Nachrichten auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen, nach den originalen Quellen suchen und die Verlässlichkeit einer Quelle prüfen.

Hier als Beispiel die Faktenfinder der ARD, also des „Staatsfunks“, wie es die rechtsradikalen Demokratieverächter nennen. Womit wir auch bei Frames und gezielt platzierten Formeln sind, mit denen Bilder und Haltungen in die Debatte geschleust werden, die natürlich auch nicht ohne Wirkung bleiben. Denn emotional starke Bilder wirken genauso wie Junkfood in den „social media“ sofort. Sie rufen sofort emotionale Reaktionen hervor, aktivieren einen Teil des Gehirnes, der eigentlich dafür da ist, in brenzligen Situationen ohne Nachdenken sofort eine Handlung einzuleiten, die einem in der Situation den Hintern rettet.

Aber heute schreit es aus allen Richtungen: „Ein Wolf! Ein Wolf! Rette sich wer kann!“

Wir leben in einer Welt, in der permanent alle mögliche Bestien durch unsere armen Köpfe gejagt werden. Und die meisten dieser Bestien sind nichts als Einbildungen, das Kampfgeschrei von Leuten, die nichts anderes wollen, als permanent in unseren Köpfen zu sein – und gleichzeitig all die Dinge, die uns wirklich beschäftigen sollten, zu verdrängen versuchen. Sie profitieren von dieser Spaltung, denn damit zerstören sie die Gesprächsbasis der Demokratie. Das ist ihre Absicht.

Und einer wie Nini fragt sich natürlich: Was kann man da tun?

Sein Buch ist im Grunde ein Ratgeber für Zeitgenossen, die selbst so ein Gefühl haben, dass dieses permanente Aufeinandereindreschen nicht nur irre und ratlos macht, sondern auch jede gelungene Kommunikation von vornherein verhindert. Was ja mittlerweile die meisten selbst im Freundes- und Verwandtenkreis erleben.

Mit einigen völlig embrassierten Leuten, mit denen man sich mal so richtig gut von Mensch zu Mensch unterhalten konnte, die einen auf einmal auf dem gemütlichsten Familientreffen mit seltsamen Ansichten und Parolen bombardieren – und wenn man darauf eingeht, werden sie wütend und die ganze Feier ertrinkt in einem Gebrüll, als säßen lauter Trumps am Tisch.

Gut – wie fängt man also an? Jedem Kapitel hat Nini auch ein paar Fragen angehängt, die die Leser/-innen dazu animieren, die Übung noch einmal im Kopf durchzugehen. Denn man muss es üben und verinnerlichen. So wie bei heftigen Tweets oder Facebook-Kommentaren, bei denen einem sofort die Hutschnur platzt. Eine sofortige Antwort könne man ruhig schreiben, betont Nini. Aber man schickt sie lieber nicht ab, sondern lässt sie liegen, schläft noch mal drüber und überlegt sich mit ausgeruhtem Kopf, ob man selbst noch Öl ins Feuer kippen möchte oder ob einem das überhaupt wert ist, sich diesen Zoff auch noch anzutun.

Das gilt eben nicht nur für die „social media“. Es gilt für alle Kommunikationssituationen im Leben. Und bei Facebook & Co. erst recht, denn für diese IT-Konzerne ist der aufschäumende Hass bares Geld. Sie leben davon, dass sich die Leute virtuell die Schädel einschlagen.

„Emotionsindustrie“ nennt es Nini sehr treffend. Diesen Unternehmen ging es nie darum, ein echtes und respektvolles Gespräch ihrer Nutzer/-innen zu ermöglichen (dazu bräuchte man nämlich Moderatoren) und auch nicht um eine Zurverfügungstellung richtig guter und stimmiger Nachrichten (dazu bräuchte man eine Timeline, die das auch allen Nutzer zeigt) und auch nicht um gesellschaftlichen Zusammenhalt (denn den zerstört man mit Filterbubbles).

Und natürlich überrascht es nicht, wenn der „Erfolg“ der (a)sozialen Plattformen nun seit einigen Jahren direkt durchschlägt auf das gesellschaftliche Klima. Denn die meisten Menschen sehen da keinen Unterschied. Für sie ist das, was sie online lesen und erleben „die Realität“.

Ganz zu schweigen von den Politikern, die die Emotionalisierungs-Werkzeuge auch im politischen Alltag gebrauchen, wohl wissend, dass die Community in den Netzen garantiert sofort reagiert (womit man sofort jede Menge Aufmerksamkeit bekommt) und die Medien meist nachziehen, weil der „Aufreger“ natürlich wieder eine „tolle Geschichte“ ist, auch wenn er über die Wirklichkeit nicht die Bohne erzählt. Mit dem Ergebnis, dass die „Aufreger“ dann auch in Wahlkämpfen oft die ganze Aufmerksamkeit auf sich ziehen und damit auch ihre Themen durchdrücken. Wenn alle darüber reden und streiten, müssen das doch die wichtigsten Themen sein, oder?

Das ist aber leider nie der Fall. Denn im Streit werden weder Lösungen gefunden noch Arbeitsebenen. Die Wahl endet in derselben Zwietracht, mit der zuvor gestritten wurde. Und die nachdenklicheren Wähler/-innen, die sich die Fähigkeit zur Reflexion bewahrt haben, sind zunehmend abgeschreckt. Auch vom Habitus von Politikern, die selbst dann, wenn sie den größten Bockmist bauen, so tun, als sei alles richtig so.

Was völlig fehlt und verschwunden ist, ist der Politikertyp, der noch Fehler zugibt, nachdenklich ist, bereit, sich zu korrigieren und dazuzulernen. Und so auch mit den Wähler/-innen spricht. Also ein authentischer Politiker, der sich nicht hinter Phrasen versteckt und dem Journalisten die Phrasen auch nicht mehr durchgehen lassen.

Man muss nicht lange darüber nachdenken, wie sich Politik und Gesellschaft verändern würden, wenn das der normale Zustand wäre. Wenn auch Wähler/-innen den von ihnen Gewählten zugestehen würden, nicht für alles eine Lösung zu haben und sich auch einmal irren zu können. Was die Fähigkeit zur Korrektur voraussetzt. Dann würde Politik nämlich tatsächlich wieder zur gemeinsamen Sache werden. Aber: So sind unsere Parteien nicht.

Das war wohl die heftigste Erkenntnis von Ninis Gastspiel bei den NEOS: Dass Authentizität in diesem politischen Machtspiel nicht zählt, sondern selbst von den eigenen Parteifreunden argwöhnisch angesehen wird. Erst recht, wenn da Einer auch noch aus der Reihe tanzt und zu einem Thema andere Ansichten hat – gar noch durch eigene Forschungen und Berufserfahrungen fundierte. Genau an dem Punkt enden nämlich für solche Menschen die politischen Karrieren. Denn da geht es längst schon um gut bezahlte Mandate, Posten und Ämter. Natürlich auch um Macht und Einfluss.

Dass das die Gesellschaft spaltet und in immer mehr Filterblasen zerlegt, in denen die Parteigänger alles tun, die anderen Parteien bis aufs Messer zu bekämpfen, ist eigentlich einleuchtend. Jeder erklärt sich zum Besitzer der einzig gültigen Wahrheit, auch wenn ein bisschen Nachbohren dann in der Regel zeigt, dass der Apparat schon lange keine Inhalte mehr hat, nur noch Show ist, großes Blabla, von dem seine Verzapfer immer noch zu glauben scheinen, dass die Wähler/-innen das auch noch abnehmen.

Natürlich hat Nini einen Traum: dass mehr Menschen beginnen, in ihrem Leben wieder gelingende und einende Kommunikation herzustellen. Die kleinen Regeln, die er mit auf den Weg gibt, helfen dabei. Und noch viel mehr wünscht er sich eine geeinte Gesellschaft, in der diese Regeln wieder für die Mehrheit gelten.

Denn nur wenn die Mehrheit wirklich nach einer authentischen und respektvollen Kommunikation strebt, verlieren die Spalter ihren gewaltigen Einfluss, den sie heute haben. Weniger Probleme wird es dann nicht geben, das ist Nini klar. Das Bewusstmachen von Problemen hat die Menschheit aber immer vorangebracht. Meist hat es sie geeint und dazu animiert, Dinge solidarisch zu lösen. Und Spalter hassen solidarische Gemeinschaften.

Aber bewusste und reflektierte Kommunikation stärkt Menschen gegen den auf Krawall und Emotionen zielenden Nicht-Kommunikationsstil der Spalter. „Menschen, die reflektierend sind, wissen, dass langfristiges Denken und Handeln das kurzfristige Agieren immer schlagen wird“, schreibt Nini. Und in der Regel wirft es eine Dividende ab, weil es auch die nach uns Kommenden miteinbezieht und mitdenkt. Während sich die Spalter alle auf den kurzfristigen Erfolg, das schnelle Geld, die schnelle Zerstörung der „Gegner“ fokussieren.

Dass man aus beiden Rollen die Welt völlig verschieden wahrnimmt, wird freilich erst klar, wenn man sich herausnimmt aus dem aufgeregten Gebrüll und wieder lernt, dass es mehr bringt, nicht sofort zurückzubrüllen und unbedingt recht behalten zu wollen.

Aber das fällt vielen Zeitgenossen unendlich schwer. Und ob sie die Geduld aufbringen, auch nur ein paar Kapitel in diesem Buch zu beherzigen – ich weiß es nicht. Es ist so verlockend, beim nächsten blödsinnigen Satz im Internet sofort auf die Tasten einzuhämmern und dem Trottel am anderen Ende öffentlich zuzubrüllen, was er für ein …

Sie merken schon, wie das funktioniert.

Es ist das richtige Buch zur Zeit. Aber wie bringt man es an die Leser, die es unbedingt lesen sollten? Das ist hier die Frage.

Patrick Nini Dialog statt Spaltung!, Gabal Verlag, Offenbach 2020, 20 Euro.

Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten: Warum jeder Mensch einen Kompass für das Gute und das Böse hat

Moralischer Fortschritt in dunklen Zeiten: Warum jeder Mensch einen Kompass für das Gute und das Böse hat

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten unter anderem alle Artikel der LEIPZIGER ZEITUNG aus den letzten Jahren zusätzlich auf L-IZ.de über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall zu entdecken.

Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.

Vielen Dank dafür.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar