Beschlossen hat es der Student/-innenRat der Universität Leipzig schon am 19. Juli. Aber dann eilten die Studis erst einmal alle in die Ferien. Und erst nach ihrer Rückkehr schickten sie dann die Pressemitteilung heraus. Obwohl es ein starkes Zeichen ist: In Zusammenarbeit mit studentischen Nachhaltigkeitsinitiativen hat der Student/-innenRat konkrete Forderungen an die Universität Leipzig sowie das Studentenwerk Leipzig formuliert, um die Klimakrise zu bekämpfen. Und das Jahr 2030 steht auch drin.

Nachdem im Mai 2022 das Audimax der Universität durch Aktivist/-innen der „Letzten Generation“ besetzt wurde, folgten Beteuerungen zu stabilen Strukturen für den Themenkomplex Nachhaltigkeit seitens des Rektorats. Das durch die Landesrektor/-innenkonferenz veröffentlichte Positionspapier zum Thema Nachhaltigkeit und damit Bekenntnis der sächsischen Hochschulen zum aktiven Klimaschutz fiel dennoch nur vage aus.

Präzision wäre aus Sicht des Student/-innenRats jedoch dringend erforderlich, weshalb im nun beschlossenen Forderungskatalog konkrete und umfangreiche Maßnahmen in den Bereichen Governance, Betrieb, Lehre und Forschung, Studentisches Leben und Transfer formuliert werden.

Das Positionspapier der Landesrektor/-innenkonferenz.

Klimaneutral bis 2030

Eigentlich sollte an deutschen Hochschulen das geballte Wissen vorhanden sein, wie man eine Einrichtung binnen weniger Jahre komplett klimaneutral machen kann. Sie sollten also allesamt Vorreiter und Vorbild sein. Aber sie sind es nicht. Zwischen Wissen und Praxis scheint ein ganzer Canyon zu liegen.

Aber das finden die Studierenden inakzeptabel.

Die Hauptforderungen des Student/-innenRates lauten:

„Die Universität Leipzig soll in allen Bereichen, auf die sie unmittelbaren Gestaltungseinfluss hat, deutlich vor dem Jahr 2030 klimaneutral werden. Damit wird sie ihrer wichtigen Vorbildfunktion in der Gesellschaft gerecht, einen Weg aufzuzeigen, das 1,5°C-Ziel auf der Grundlage des IPCC-Berichts von 2021 zu erreichen.

Weiterhin wird die Universität Leipzig aufgefordert, bei all ihren Vertragspartner/-innen darauf hinzuwirken, dass diese alle Geschäfte mit der Universität unverzüglich klimaneutral gestalten. Wenn erforderlich, sind bereits abgeschlossene Verträge diesem Ziel anzupassen.“

Klimakrise gehört in die Lehre

Dabei fehlt sogar die aktuelle Berichterstattung zum Stand der Umweltverträglichkeit. Weshalb das Konzeptpapier auch fordert:

„Für das laufende Geschäftsjahr wird der erste Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Alle CO₂-Emissionen, die die Universität Leipzig produziert, werden quantitativ aufgeschlüsselt. An jeder Stelle, wo bisher keine Erhebung zu den Emissionen geschehen ist, werden diese geschätzt und spätestens bis zum nächsten Geschäftsjahr genau bestimmt. So kann der Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung und zum Klimaschutz laufend evaluiert und verbessert werden, sodass auf Dauer Kosten, Ressourcen und Emissionen eingespart werden.“

Aber es geht auch um die komplette Umstellung auf Öko-Strom: „Die Universität Leipzig arbeitet darauf hin, dass das Sächsische Immobilien- und Baumanagement (SIB) den gesamten Strom der Universität Leipzig bis zum frühesten Termin und spätestens bis 2025 auf Ökostrom umstellt.“

Und ein Thema, das viel reisende Professoren durchaus interessieren dürfte, steht auch im Papier: „Unter Berücksichtigung vorrangig ökologischer sowie sozialer Kriterien müssen Notwendigkeit jeder Reise, Reisezeit und Reisedistanz kritisch auf ihre Verhältnismäßigkeit geprüft werden. Dazu werden verbindliche Weiterbildungen sowie Informations- und Diskussionsformate etabliert. Inlandsflüge für Mitarbeitende der Universität Leipzig sind nicht zu genehmigen.“

Und auch für die Lehre wird es spannend – und zwar vor allem für Studienfächer, die immer noch so tun, als ginge sie Klimakrise und Nachhaltigkeit nichts an: „Für jeden Studiengang wird ein verpflichtendes Modul mit mindestens 5 Leistungspunkten etabliert, welches die Zusammenhänge zwischen der Lösung der Klimakrise
und dem jeweiligen Studienfach herstellt.“

Der vollständige Beschlusstext.

Denn es nutzt ja nichts, wenn sich nur Studiengänge damit beschäftigen, die direkt mit den Folgen der Klimakrise zu tun haben, während alle anderen im alten Trott weitermachen. Und damit letztlich die notwendigen Veränderungen ausbremsen.

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