Am Samstag rollten „Querdenker“-Autokorsos durch Leipzig - doch im Gegensatz zur Gegendemonstration konnten die Coronaleugner/-innen keinen Erfolg feiern. Derweil halten steigende COVID-19-Inzidenzen und neue Projekte zur Pandemiebekämpfung Sachsen in Atem. Außerdem: Oberbürgermeister Jung wird von „Leipzig für’s Klima“ der Eiffelturm überreicht, während der Flughafen ausgebaut und in Parks abgeholzt wird. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, 6. und 7. März 2021, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Am 6. März 2020 gab es in Leipzig den ersten Corona-Fall. Zu diesem Anlass wollten  „Querdenker“ und andere Corona-Verharmloser/-innen an diesem Samstag, genau ein Jahr später, mit Autokorsos in Leipzig gegen die Pandemie-Maßnahmen protestieren. Aber auch Gegendemonstrant/-innen meldeten mehrere Kundgebungen und Fahrradkorsos an. Die LZ berichtete im Liveticker.

Ein Video vom gesamten Tag gibt es hier auf L-IZ.de.

Voller Erfolg für die Gegendemonstration

Laut dem Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ war der Gegenprotest ein voller Erfolg. Knapp 2.000 Radfahrer/-innen sowie ein Motorradkorso und weitere Teilnehmer/-innen versammelten sich gegen 14 Uhr auf dem Augustusplatz. Neben den dort stattfindenden Kundgebungen blockierten die Gegendemonstrant/-innen verschiedene Straßen, die auf der Route der „Querdenker“ lagen. Ein ganz anderes Bild bei den Pandemieleugner/-innen: statt der angekündigten 1.500 Fahrzeuge waren nur wenige hundert auf den Leipziger Straßen unterwegs. Dabei wurden diese immer wieder von Blockaden gestoppt und mussten von der Polizei auf periphere Routen geleitet werden; die Enttäuschung war groß.

Insgesamt wurden 90 Verstöße gegen die sächsische Corona-Schutzverordnung seitens der Polizei Leipzig registriert, 2.500 Polizist/-innen waren am 6. März 2021 im Einsatz.

Am Rande der Veranstaltungen fand außerdem eine Feminismus-Demo am Augustusplatz sowie eine satirische Veranstaltung der PARTEI statt – diese wollte am Richard-Wagner-Platz alle „Querdenker“ zwangsimpfen. Am Ende gab es symbolisch Astra für alle ins Wasser.

Sequenzierungsprojekt für Corona-Mutationen

Ab Montag, 8. März, sollen wöchentlich 150 Tests aus Sachsen, Tschechien und Polen gesammelt und am Uniklinikum Dresden auf die neuen Coronavirus-Varianten untersucht werden. So wolle man die mutierten Viren genauer analysieren und ihrer der Ausbreitung entgegenwirken.

Stand Freitag, 5. März 2021, wurden laut Gesundheitsministerium sachsenweit 697 Infektionen mit einer Mutation nachgewiesen.

Das Bundesministerium für Gesundheit fördert diese sogenannte Sequenzierung von COVID-19-Mutationen mit 500.000 Euro. „Das Coronavirus lässt sich nur gemeinsam bekämpfen. Ich freue mich, dass der Bund die länderübergreifende Zusammenarbeit unterstützt“, so Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU). „Die Sequenzierungen werden uns helfen, einen noch genaueren Überblick über Auftreten und Verbreitung von Mutationen zu erhalten sowie gegebenenfalls entsprechende Schutzmaßnahmen anzupassen.“

Vergangene Woche hatten sich Kretschmer und der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) auf eine länderübergreifende COVID-19-Allianz geeinigt. Das Sequenzierungsprojekt hatten sie angesichts der dramatischen Lage im tschechischen Grenzgebiet in einem 10-Punkte-Plan vorgeschlagen.

Die Krisensituation in Tschechien führte nun außerdem dazu, dass Sachsen nun Intensivpatient/-innen aus der Tschechischen Republik aufnimmt. Außerdem wurde beschlossen weiteren Impfstoff und Schnelltests in besonders betroffene Grenzregionen zu liefern.

Neuer Corona-Test aus Leipzig und steigende Inzidenzen

Um die Ausbreitung des Coronavirus’ einzudämmen, ist es notwendig, viele Menschen regelmäßig und vor Ort zu testen. Forscher des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie und des Krankenhauses St. Georg in Leipzig haben ein verbessertes Protokoll für diesen COVID-19-Nachweis entwickelt. Besagte Methode kann eine positive Probe in weniger als einer Stunde nachweisen.

Am Sonntag sind in Sachsen insgesamt 394 Neuinfektionen mit dem Coronavirus gemeldet worden – 78 mehr als vor einer Woche. Auch die Sieben-Tage-Inzidenz ist erneut gestiegen und liegt laut RKI nun sachsenweit bei 82 auf 100.000 Einwohner/-innen. Die höchste Inzidenz hat weiterhin der Vogtlandkreis mit 243. Am niedrigsten ist der Wert in der Stadt Leipzig mit 49.

Screenshot: LZ
Screenshot: LZ

Als dem Oberbürgermeister der Eiffelturm überreicht wurde…

Während das Bündnis „Leipzig für’s Klima“ am Freitag, 5. März, den #Eiffelturmtag ausgerufen hatte, häuften sich die Meldungen über Umweltprobleme rund um die Stadt. Der Eiffelturm steht symbolisch für die Einhaltung des Pariser Klimaabkommens und wurde Oberbürgermeister Burkhard Jung am Freitag übergeben.

Dieser jedoch verkündete öffentlich seine Unterstützung für den Ausbau des Flughafens Halle/Leipzig, gegen den der Naturschutzverband Ökolöwe nun eine Stellungnahme veröffentlichte. „Mehr Flugzeuge, mehr Industrie und Lieferverkehr sowie langjährige Bauarbeiten: Der Flughafen Leipzig/Halle soll zu einem europäischen Frachtkreuz ausgebaut werden. Viele Bürgerinitiativen laufen Sturm gegen diese Pläne – und das völlig zu Recht“, so der Leipziger Ökolöwe.

Unterdessen gab es Ärger im Abtnaundorfer Park. Jedes Jahr beginnt Anfang März offiziell die Vegetationsperiode. Bis dahin sind sämtliche Fällarbeiten einzustellen. Doch für die Stadt Leipzig scheinen solche Termine nicht zu gelten: im Park wurde weiterhin gesägt und gefällt.

Somit erhalten Flora und Fauna keine dringend nötige Erholungszeit – und dabei ist die Artenvielfalt so essentiell für das Funktionieren von Ökosystemen, wie eine neue Studie des Deutschen Zentrums für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) belegt.

Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat: Zum Festjahr 2021 – „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ beschäftigte sich Antonia Weber mit der Provenienzforschung am Museum der bildenden Künste.

Die sächsische Arbeitsagentur legte anlässlich des kommenden Frauentags eine Studie vor: systemrelevante Frauen im Niedriglohn-Land Sachsen.

Stadträtin Juliane Nagel (DIE LINKE) drängt das Verkehrsdezernat zur Fertigstellung des Radweges am Connewitzer Kreuz.

Was am Wochenende außerdem wichtig war: Der RB Leipzig siegte am Samstag beim SC Freiburg mit 3:0 und übernahm damit vorerst die Tabellenspitze.

Am Samstag wurde in Limbach-Oberfrohna ein Mann von einem 73-Jährigen erschossen. Am Sonntag habe ein Richter Haftbefehl gegen den Rentner erlassen. Die Hintergründe sind bislang unklar.

Was morgen wichtig wird: Ab morgen, 8. März, gilt in Sachsen die neue Corona-Schutzverordnung (Die Details finden Sie hier). Außerdem findet am Montag der internationale Frauentag statt. Im Rahmen einer Aktionswoche wird es dazu gleich zum Wochenbeginn eine weitere feministische Demonstration in Leipzig geben.

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