Es ist ein Osterei der besonderen Art, das mit dem nahenden Fest auf Sachsen und Deutschland zukommt. Mehr als ein Jahr nach Beginn der weltweiten Pandemie steigen die Infektionszahlen vor allem wegen der britischen Virus-Mutation wieder so rasant an, dass die Politik einmal mehr auf die Vollbremse tritt und das Land zu den Feiertagen einem knallharten Shutdown unterzieht. Das ruft ein gemischtes Echo hervor und dürfte nicht folgenlos bleiben. Außerdem meldete die Polizei in Mügeln heute einen traurigen Fund und in Dresden beginnt bald ein brisanter Prozess. Die LZ fasst zusammen, was am Dienstag, den 23. März 2021 in Leipzig und Sachsen wichtig war.

Infektionszahlen gehen steil nach oben

Der Freistaat Sachsen verzeichnet am heutigen Tage 1.140 neue Infektionen mit dem Virus SARS-CoV-2 im Vergleich zum Vortag. Die für Lockerungen des öffentlichen Lebens leitende 7-Tage-Inzidenz liegt inzwischen bei rund 156 – noch vor einer Woche waren es 110. Mit Ausnahme von Dresden und Leipzig haben alle sächsischen Landkreise den kritischen Wert 100 schon wieder gerissen. Auch die Landeshauptstadt steht mit rund 93 kurz davor, während sich Leipzig noch bei rund 84 hält. Das dynamische Infektionsgeschehen wirkt sich nun massiv auf die Osterfeiertage aus: Nach offenbar nervenzerreibender Diskussion bis in die späten Nacht- und frühen Morgenstunden entschied die gestrige Konferenz von Bundeskanzlerin Angela Merkel (66, CDU) mit den Bundesländern schließlich auf eine radikale Beschränkung des öffentlichen Lebens vom 1. bis zum 5. April.

Osterurlaub? Ballermann ja, Deutschland nein!

Im Klartext: Auch in Sachsen werden Präsenz-Gottesdienste über Ostern voraussichtlich ebenso wenig möglich sein wie öffentliche Demonstrationen. Letztere sind explizit verboten, während es in Sachen Ostermesse bisher bei einem Appell an die Kirchen bleibt, ihr alljährliches Ritual nicht live durchzuführen.

Die Thomaskirche. Foto: Ralf Julke
Foto: Ralf Julke

Mit Ausnahme des Ostersamstags (3. April) sollen sogar Geschäfte des täglichen Bedarfs schließen, was dann auch schon den Gründonnerstag (1. April) umfassen würde. Der Lebensmittelhandel richtet sich für nächste Woche entsprechend auf einen großen Kundenansturm ein.

Auch der obligatorische Familientreff könnte für viele ausfallen: Zusammenkommen dürfen maximal fünf Personen aus zwei Hausständen. Zwar zählen Kinder unter 14 nicht mit rein – doch die große Familienfeier ist mit derlei Einschränkung nicht drin. Unabhängig von der formalen Regelung wird an die Menschen appelliert, auf möglichst viele Kontakte zu verzichten.

Besonders absurd: Nachdem die Balearen nicht mehr als Corona-Risikogebiet gelten, ist der Kurzurlaub etwa auf Mallorca wieder eine mögliche Option, von der mehrere zehntausend Deutsche offenbar auch Gebrauch machen werden. Jedoch müssen sie sich bei der Rückkehr einem Corona-Test unterziehen.

Ein Ostertrip mit Übernachtung, etwa innerhalb Sachsens, ist dagegen nicht gestattet, Hotels und Pensionen sind dicht. Immerhin bleibt die Option eines Tagesausflugs – der umstrittene 15-Kilometer-Radius um den Wohnort herum ist entfallen und soll offenbar auch nicht wieder in Kraft treten.

Geteiltes Echo: Hat die Politik das Vertrauen der Menschen verspielt?

Die Reaktionen auf die mühsam errungenen Beschlüsse fielen sehr gemischt aus. Während Intensivmediziner Gernot Marx die Entscheidungen begrüßte, um einer drohenden Überlastung der Krankenstationen entgegenzuwirken, kritisiert der Deutsche Tourismusverband die fehlende Perspektive von Öffnungen. „Wut, Ärger, Verzweiflung – damit kann man es eigentlich umschreiben”, sagte Vize-Hauptgeschäftsführer Dirk Dunkelberg über die Stimmung in seiner Branche.

Die Evangelische Kirche fühlt sich vom Aufruf der Politik, auf einen Live-Gottesdienst zu verzichten, offenbar überrumpelt, wohingegen Epidemiologe und Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach (58, SPD) die Vorgaben grundsätzlich für richtig hält. Allerdings müsse vom kurzen Osterlockdown auch das Signal für Verhaltensänderungen ausgehen, schrieb der Bundestagsabgeordnete auf Twitter.

So oder so: Manche Kommentatoren meinen, dass die Politik mit ihren widersprüchlichen Signalen und Entscheidungen in der Corona-Pandemie bereits viel Vertrauenspotenzial bei den Menschen verspielt hat.

Babyleiche im Mügeln gefunden

Am heutigen Morgen wurde in Mügeln die Leiche eines Neugeborenen gefunden. Wie der MDR berichtet, sei der tote Körper in einem örtlichen Waldgebiet zwischen einer Staatsstraße und einigen Häusern entdeckt worden. Beamte der Mordkommission und Rechtsmediziner waren vor Ort, auch ein Mantrailer-Hund kam zum Einsatz, um über Geruchsspuren möglicherweise ein Bewegungsprofil und damit einen Fluchtweg nachzuvollziehen.

Zu den Hintergründen und Details halten sich die Ermittler derzeit bedeckt. Damit ist bisher nicht bekannt, ob der Säugling bereits tot zur Welt kam oder ein Verbrechen vorliegt. Die Untersuchungen dauern noch an – eine Bekanntgabe weiterer Einzelheiten soll in Abstimmung mit der Leipziger Staatsanwaltschaft erfolgen, so die Leipziger Polizei.

Prozesstermin nach tödlichem Messerangriff in Dresden steht fest

Nach einer tödlichen Messerattacke in Dresden und der Anklageerhebung durch die Bundesanwaltschaft soll die Hauptverhandlung gegen den mutmaßlichen Mörder am 12. April beginnen und ist derzeit bis Ende Mai terminiert.

Der 21-jährige Syrer Abdullah A. H. H. wird verdächtigt, zwei Männer (55 und 53) am späten Abend des 4. Oktober 2020 an der Rosmaringasse, Ecke Schloßstraße in Dresden brutal attackiert zu haben. Der jüngere der beiden überlebte den Angriff schwer verletzt, während der ältere kurz nach der Tat an seinen Stichverletzungen starb.

Aus Sicht der Ankläger hatte der vorbestrafte und als islamistischer Gefährder eingestufte Mann das homosexuelle Touristen-Paar aus Nordrhein-Westfalen gezielt ausgesucht, weil er sie als „ungläubige“ Repräsentanten einer offenen und freiheitlichen Gesellschaft habe abstrafen wollen.

Der Verdächtige war am 20. Oktober gefasst worden. Im Fall einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.

Worüber die LZ heute berichtet hat: Unsere Themen waren der kommunale Straßenbau, die LVB-Ticketpreise und die aktuelle Tempo-30-Diskussion für Leipzig – siehe dazu auch „Was morgen wichtig wird.“ Zudem setzt sich unser Redakteur Ralf Julke mit einem aktuellen Buch zum Thema Sprachaufreger im Deutschen auseinander.

Was heute sonst noch wichtig war: Es herrscht Knatsch beim weltberühmten Leipziger Thomanerchor. Im brodelnden Streit um die Neubesetzung der Thomaskantor-Stelle haben sich nun ältere Mitglieder des Chors mit einem offenen Brief eingeschaltet, in dem das Auswahlverfahren durch die Stadt kritisiert wird.

Was morgen wichtig wird: Nach der aufgekommenen Debatte über eine Tempo-30-Zone in Leipzig wird sich nun auch der Stadtrat des umstrittenen Themas annehmen. Außerdem ist Welttuberkulosetag – auch inmitten der „großen” Pandemie ein wichtiges Thema.

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten alle Artikel der letzten Jahre auf L-IZ.de zu entdecken. Über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall.

Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.

Vielen Dank dafür.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar