Das Wochenende in Leipzig war nicht nur heiß, sondern auch Schauplatz zahlreicher Demonstrationen, unter anderem gegen arbeitsrechtliche Missstände beim Pizzalieferanten Domino’s und gegen das Sterben von Clubs und Kultureinrichtungen während der Coronakrise. Letztere Demo endete an der Galopprennbahn, wo die Leipziger SPD am Samstag eine Doppelspitze Mann und Rudolph-Kokot wählte. Außerdem wurde im Landkreis Leipzig die Delta-Variante des Coronavirus' nachgewiesen und die Linke hat nun ein Programm für die Bundestagswahl. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende des 19. und 20. Juni in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

„Bürgerbewegung Leipzig“ in der Innenstadt

Trotz der Hitze wurde in Leipzig am Samstag an mehreren Stellen zu mehreren Themen demonstriert. Am frühen Nachmittag versammelten sich etwa 60 Personen auf dem Augustusplatz, die dem Aufruf der „Bürgerbewegung Leipzig“ gefolgt waren. Eine interessante Mischung aus Menschen mit Wutbürger-Hüten, „FCK NZS“-Turnbeutel, christlicher Symbolik und Königreich-Sachsen-Flagge forderten einen „Friedensvertrag jetzt“, „ein Herz für Kinder“ und „weg mit OB Jung“.Dagegen hielten circa 25 Menschen, die sich den bewegten und sich bewegenden Bürger/-innen in den Weg stellten. Der Gegenprotest wurde zeitnah von der Polizei aufgelöst. Die „Bürgerbewegung“ beendete ihre Demonstration kurz nach 15 Uhr auf dem Richard-Wagner-Platz. Nur wenige Teilnehmer/-innen trugen eine Corona-Schutzmaske.

Fahrraddemo gegen Kulturnot

Etwa zeitgleich versammelten sich rund 80 Menschen in der Markranstädter Straße in Plagwitz mit Fahrrädern, E-Roller und Musikboxen (und ausnahmslos mit Masken). Unter dem Motto „Kulturnot – Wie kulturrelevant ist das System?“ machten sie im Rahmen einer bundesweiten Aktion auf die teilweise prekäre Lage vieler Kultureinrichtungen wie etwa Clubs aufmerksam.

„Seit mehr als einem Jahr steht die Kultur- und Veranstaltungsbranche in Deutschland mit knapp 1,5 Millionen Beschäftigten und seiner Wertschöpfungskette still. Währenddessen läuft die industrielle Produktion weiter. Konzerne erzielen Rekordgewinne, Steuern werden kaum gezahlt. Die Prioritäten sind klar verteilt“, heißt es im Aufruf des LiveKommbinat Leipzig, ein Bündnis Leipziger Clubs. Der Fahrradkorso endete nach einer Runde entlang des Innenstadtrings, durch Reudnitz und Südvorstadt an der Rennbahn im Clara-Zetkin-Park.

Video: LZ

Protest gegen Arbeitsbedingungen bei Domino’s

Ebenfalls auf Fahrrädern demonstrierten am Samstag laut Angaben der Veranstalter/-innen bis zu 150 Menschen gegen die Arbeitsbedingungen beim Pizza-Lieferdienst Domino’s. Auslöser der Versammlung war die Kündigung eines Leipziger Domino’s-Angestellten, der sich laut Veranstalter/-innen für bessere Arbeitsbedingungen engagiert hatte.

Die sogenannte Freie Arbeiter/-innen Union (FAU) Leipzig, die zur Fahrraddemo mit zwei Zwischenkundgebungen aufgerufen hatte, stellt die Rechtmäßigkeit der Kündigung infrage und prangert den Umgang mit Angestellten nicht nur bei Domino’s, sondern auch bei vergleichbaren Leipziger Lieferunternehmen an. Im Zuge der Demonstration gründete sich eine Betriebsgruppe mit dem Titel „Dominoeffekt“, die ab sofort organisiert gegen die arbeitsrechtlichen Missstände bei Domino’s Leipzig vorgehen will.

Video: LZ

Am späten Abend ging der Leipziger Demo-Samstag dann gewaltvoll zu Ende: Als Reaktion auf die Räumung eines am letzten Wochenende besetzten Hauses in der Tiefen Straße versammelte sich eine kleine Gruppe Menschen am Liselotte-Herrmann-Park. Mit einem Plakat mit der Aufschrift „Tiefe 3 – Ewiger Hass der Polizei“ und Pyrotechnik zogen die Autonomen über die Zweinaundorfer Straße.

Bilanz: Durch Steinwürfe zerbrochene Scheiben und Bitumen-Flecken unter anderen an einer Sparkassenfiliale. In der Filiale befanden sich während des Angriffs mehreren Berichten zufolge Menschen. Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt wegen des Verdachts auf Landfriedensbruch.

SPD Leipzig nun mit Doppelspitze

Ebenfalls am Samstag hielt die Leipziger SPD auf der Galopprennbahn ihren Stadtparteitag ab. Erstmals gibt es bei der SPD Leipzig nun eine Doppelspitze, bestehend aus dem bisherigen alleinigen Vorsitzenden Holger Mann und Irena Rudolph-Kokot. Rudolph-Kokot setzte sich nur sehr knapp in einer Stichwahl gegen Christina März durch.

Holger Mann wurde mit großer Mehrheit wiedergewählt. Der 42-Jährige sitzt seit 2009 für die SPD im Landtags führt die Landesliste der sächsischen SPD zur Bundestagswahl an.

Video: LZ

Kalendarischer Sommeranfang und Wahlprogramm der Linken

Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat: Die Grünen im Leipziger Stadtrat haben beantragt, dass die geplante Parkstadt Dösen einen Erinnerungsort an die im Nationalsozialismus dort ermordeten Kinder bekommen soll.

Außerdem will die Stadt das historische Stadtbad in Zentrum-Nord sanieren und perspektivisch wieder als Sportstätte nutzbar machen. Das Objekt wurde 1916 als Stadtbad eröffnet. Seit mehr als 17 Jahren wird es nicht mehr als Bad genutzt.

Was am Wochenende außerdem wichtig war: Auf einem Online-Parteitag hat die Linkspartei heute ihr Wahlprogramm für die im September anstehende Bundestagswahl beschlossen. Es trägt den Titel „Zeit zu handeln: Für soziale Sicherheit, Frieden und Klimagerechtigkeit!“ und beinhaltet unter anderem die Forderungen nach einer Erhöhung des Mindestlohns und der Renten, nach einer bundesweiten Mietpreisbremse und nach dem Ende aller Bundeswehr-Auslandseinsätze.

Im Landkreis Leipzig wurde am Wochenende die als hochansteckend geltende Delta-Variante des Coronavirus’ erstmals nachgewiesen. Die betroffene Person war zuvor von einer Auslandsreise heimgekehrt.

Was am Montag passieren wird: Morgen um exakt 5:32 Uhr beginnt der kalendarische Sommer. In unseren Breiten handelt es sich am morgigen 21. Juni um den längsten Tag des Jahres. Die Sonne wird mittags so hoch am Himmel stehen wie sonst nie im Jahresverlauf. Ab dem 22. Juni wird es dann Tag für Tag früher dunkel.

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten alle Artikel der letzten Jahre auf L-IZ.de zu entdecken. Über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall.

Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.

Vielen Dank dafür.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Luise Mosig über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar