30 Jahre nach den rassistisch motivierten Ausschreitungen in Rostock-Lichtenhagen haben bisher Unbekannte Brandsätze auf ein Geflüchtetenheim in Grünau geworfen. Außerdem fand am Samstag die zweite „Klimafair“ in Leipzig statt und die GEW warnt zu Beginn des neuen Schuljahres vor den Folgen des Personalmangels an Schulen. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, dem 27. und 28. August 2022, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Leipzig-Grünau: Unbekannte werden Brandsätze auf Wohnheim für Geflüchtete

In der Gedenkwoche an die Pogrome 1992 in Rostock-Lichtenhagen haben Unbekannte mehrere Brandsätze an die Hauswand eines Wohnheims für Geflüchtete in Leipzig-Grünau geworfen. Die Tat ereignete sich in der Nacht von Freitag auf Samstag. Laut dem Landeskriminalamt (LKA) alarmierte der Wachschutz der Gemeinschaftsunterkunft gegen 23:17 Uhr die Polizei.

Personen wurden bei dem Angriff nicht verletzt. Es entstand ein nur geringer Sachschaden.

Das Polizeiliche Extremismus- und Terrorismus-Abwehrzentrum (PTAZ) des LKA hat in dem Fall die Ermittlungen aufgenommen, unter anderem wegen versuchter schwerer Brandstiftung. „Eine politisch motivierte Tat kann nicht ausgeschlossen werden“, schreibt das LKA. Derzeit bittet die Polizei die Öffentlichkeit bei der Suche nach den Täter/-innen um Hilfe.

Sachsens Innenminister Armin Schuster (CDU) bezeichnete die Tat gestern als ein „Alarmzeichen“. Laut Schuster werden in der Umgebung aller Geflüchtetenheime in Sachsen derzeit zusätzliche Polizeistreifen eingesetzt.

Sachsens Regierungschef Michael Kretschmer (ebenfalls CDU) hat sich bisher nicht zu dem Angriff geäußert (Stand Sonntagabend, 19 Uhr).

„Leipzig nimmt Platz“ kündigt Demo in Grünau an

Das linke Aktionsnetzwerk „Leipzig nimmt Platz“ hat aus diesem Anlass für Montagabend eine Versammlung in Grünau angekündigt. Die Veranstaltung trägt den Titel „Die Pogrome von morgen verhindern!“. Das Aktionsnetzwerk sieht einen deutlichen Zusammenhang zwischen den rassistischen Angriffen im August 1992 in Rostock-Lichtenhagen und dem Vorfall Freitagnacht in Grünau.

„30 Jahre nach Rostock-Lichtenhagen und fast auf den Tag genau 29 Jahre nach dem Angriff auf das gleiche Geflüchtetenheim durch Neonazis gibt es einen erneuten Brandanschlag, bei dem der Tod von Menschen in Kauf genommen wird“, heißt es im Demonstrationsaufruf.

„Die Polizei schließt einen politischen Hintergrund nicht aus, für uns sieht es aus wie rechter Terror. Weder der Ort noch das Datum in einer Woche, in der bundesweit an Rostock-Lichtenhagen gedacht wird, sind Zufall.“

Kollege René Loch hat weitere Details über den Brandanschlag und die geplante Demonstration in einem separaten Artikel aufgeschrieben. Die LZ wird über die Demonstration berichten.

Zivilcourage mit Pfefferspray-Einsatz: Rassistischer Vorfall an der Angerbrücke

Ebenfalls am Freitagabend beleidigten zwei Männer (22 und 34 Jahre alt) an der Straßenbahnhaltestelle Angerbrücke sechs kopftuchtragende Frauen rassistisch. Zwei weitere Männer bemerkten den Angriff und kamen den Betroffenen zu Hilfe.

Die Frauen flüchteten laut Polizeibericht in eine losfahrende Straßenbahn, woraufhin einer der beiden Angreifer eine Wasserflasche durch die sich schließenden Türen in Richtung der Frauen warf.

Einer der zur Hilfe geeilten Männer zog den 34-Jährigen an dessen T-Shirt zurück, um diesen davon abzuhalten, in die Bahn zu steigen. Der zweite Helfer sprühte den beiden Tatverdächtigen Reizgas in die Gesichter.

Die Polizei ermittelt gegen die zwei Männer, die die Frauen bedrohten, wegen Beleidigung und wegen eines Verstoßes gegen das Betäubungsmittelgesetz – einer der beiden hatte eine Ecstasy-Tablette dabei.

Außerdem hat die Polizei Ermittlungen wegen des Verdachts einer gefährlichen Körperverletzung gegen den Mann eingeleitet, der das Pfefferspray einsetzte.

„Klimafair“ in Leipzig

„Die erste Klimamesse in Leipzig“ – so wurde die sogenannte „Klimafair“ beworben, die am Samstag nach 2021 bereits zum zweiten Mal ganztägig auf dem Markt stattfand. Eröffnet wurde die Klimafair mit einem Redebeitrag vom sächsischen Umweltminister Wolfram Günther (Bündnis 90/Die Grünen).

Über 30 Klimagruppen und Vertreter/-innen der Stadt Leipzig veranstalteten im Rahmen der Klimafair Podiumsdiskussionen, Poetry Slams, Redebeiträge und informierten über Klima-Aktivismus. Mit dabei waren unter anderem der BUND, Extinction Rebellion, Omas for Future, Scientists for Future und KoLa Leipzig. Auch Vertreter/-innen der Grünen, Linken und SPD diskutierten vor Ort.

Die Klimafair wurde teilweise von städtischen Geldern gefördert.

Lehrkräftemangel zum Schulstart: GEW warnt vor Frust an Schulen

Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat: über den Brandanschlag auf ein Geflüchtetenheim in Grünau und die aus diesem Anlass angekündigte Demo am morgigen Montag, über geplante Energiesparmaßnahmen der Stadt Taucha und über eine Kundgebung von Students for Future am Kohlekraftwerk Lippendorf

Was am Wochenende sonst noch wichtig war: Bundesaußenministerin Annalena Baerbock (Bündnis 90/Die Grünen) hat der Ukraine eine Garantie für finanzielle und militärische Unterstützung über den gesamten Zeitraum des russischen Angriffskrieges ausgesprochen. Sie rechne damit, dass die Ukraine auch im nächsten Sommer noch mit schweren Waffen beliefert werden müsse.

Was morgen wichtig wird: Nach sechs Wochen Sommerferien beginnt in Sachsen am Montag das neue Schuljahr. Die Stadt Leipzig ruft aus diesem Anlass zu Vorsicht im Straßenverkehr auf. „Wir bitten alle Leipziger Verkehrsteilnehmer/innen: Nehmt in den kommenden Wochen besonders viel Rücksicht“, lautet es in einem Facebook-Beitrag der Stadtverwaltung. „Gerade für Erstklässler/innen ist alles neu und aufregend, gerade auch der Weg zur Schule.“

Der sächsische Landesverband der Bildungsgewerkschaft GEW macht zum neuen Schuljahr auf den andauernden Personalmangel in den Schulen aufmerksam. In Kombination mit deutlich steigenden Schüler/-innenzahlen werde der Mangel an Lehrkräften „für viel Frust und Resignation sorgen“, warnt die GEW Sachsen.

„Negative Folgen für die Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen sind unvermeidlich“, sagt Uschi Kruse, GEW-Landesvorsitzende in Sachsen. Sie bemängelt fehlende „wirksame Vorschläge des Kultusministeriums“ zur Behebung des akuten und perspektivischen Personalmangels. „Der Stellenplan im Entwurf des Kultushaushaltes macht deutlich, dass man sich auf eine Fortsetzung des Mangels einstellt.“

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