Leipzigs Bevölkerung ist auf knapp 625.000 Menschen gewachsen, was vor allem an den geflüchteten Ukrainer/-innen liegt. Bei den hier Neugeborenen sind Emma und Karl die beliebtesten Namen. Außerdem: In Leipzig gab es eine Mahnwache von Fridays for Future für Lützerath und ein bekannter Demo-Youtuber entpuppt sich als AfD-Politiker. Die LZ fasst zusammen, was am Freitag, dem 6. Januar 2023, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Leipzig ist im vergangenen Jahr rasant gewachsen. Knapp 625.000 Menschen leben nun in der Stadt, was bedeutet, dass die Bevölkerung seit Ende der 90er fast um die Hälfte gewachsen ist. Das lag unter anderem an Eingemeindungen kurz vor der Jahrtausendwende, aber auch am „Hypezig“-Boom der vergangenen zehn Jahre.

Verantwortlich für den großen Sprung im zurückliegenden Jahr ist vor allem der Krieg in der Ukraine. Von den rund 12.000 Personen, die 2022 nach Leipzig geflüchtet sind, leben etwa 10.000 immer noch hier. Dementsprechend dürften auch andere Städte große Sprünge machen.

Betrachtet man nur Geburten- und Sterbezahlen, ergibt sich jedoch ein Minus von 1.200 Personen. Welche Namen viele der Neugeborenen tragen, teilte die Stadt heute ebenfalls mit.

Bei den Personen, denen ein weibliches Geschlecht zugeschrieben wurde, führt Emma knapp vor Emilia. Beliebt waren auch Charlotte, Ella und Alma. Die als männlich bestimmten Babys hießen häufig Karl, gefolgt von Noah, Elias, Theo und Emil. Insgesamt gab es 6.751 Neugeborene.

Emma, Karl und die Klimakrise

In was für einer Welt Emma, Karl und all die anderen aufwachsen werden, scheint aktuell so ungewiss wie selten zuvor. Nähert sich der Planet der Unbewohnbarkeit oder haben wir die Energiewende erfolgreich gemeistert, wenn sie erwachsen sind? Die schon etwas älteren Kinder – jene von Fridays for Future – kämpfen seit Jahren dafür, dass es die zweite Variante wird. Heute waren sie in Leipzig erneut auf der Straße.

Anlass war die wohl bevorstehende Räumung des Ortes Lützerath (NRW), wo in den kommenden Tagen mit möglicherweise heftigen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Klimaschützer/-innen zu rechnen ist. Bereits am Donnerstagabend solidarisierten sich in Leipzig etwa 400 Menschen mit den dortigen Kämpfen. Heute folgte auf dem Willy-Brandt-Platz eine kleine Mahnwache von Fridays for Future.

„Alle Dörfer bleiben“ lautet weiterhin die Forderung der Gruppe. Also nicht viele Dörfer, wie es der aktuelle Kompromiss für Nordrhein-Westfalen vorsieht, sondern auch Lützerath. Ob die darunter liegende Kohle überhaupt noch benötigt wird oder einzig den Profitinteressen von RWE dient, ist eine der umstrittensten Fragen. Am Sonntag soll es eine gemeinsame Busanreise von Leipzig nach Lützerath geben.

In Reichweite der AfD

Besucht man gelegentlich Demonstrationen in Leipzig, kennt man auch den Youtuber Sebastian W., der sich „Weichreite“ nennt. Bei linken Aktivist/-innen ist er unbeliebt, weil ihre Gesichter häufig in seinen Streams auftauchen und weil sie ihm eine gedankliche Nähe zu rechten Positionen unterstellen.

Letzteres darf spätestens seit dieser Woche als bestätigt gelten. In einem Video wird klar, dass Weber für die AfD im Kreistag des Landkreises Leipzig sitzt.

Man darf gespannt sein, welche Auswirkungen solche Erkenntnisse auf seine „journalistischen“ Tätigkeiten haben werden. Aktivist/-innen werfen der Polizei schon seit längerer Zeit vor, ihn bei Demos wie einen Journalisten zu behandeln – und nicht wie einen rechten Medienaktivisten, der er ja offenbar ist.

Worüber die LZ heute berichtet hat: über einen Prozess wegen Körperverletzung, Bedrohung und versuchten Totschlags im Landgericht Leipzig,

über eine Studie zur Waffenverbotszone in Leipzig,

über den Quartalsbericht 3/2022,

über ein Wörterbuch des Widerstands und

über 2022, das in Leipzig das drittwärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen war.

Was heute außerdem wichtig war: Das Oberlandesgericht (OLG) Dresden hat für April und Mai zahlreiche weitere Termine im Verfahren gegen Lina E. und weitere Angeklagte bestimmt, die Leipziger Handwerkskammer beschwert sich über die geplanten Tempo-30-Zonen und Klimaaktivist/-innen haben das sogenannte Dreikönigstreffen der FDP gestört.

Was am Wochenende wichtig wird: Der Todestag von Oury Jalloh jährt sich am Samstag zum 18. Mal und soll erneut Anlass für eine Gedenkdemo geben. In Dessau wollen Aktivist/-innen ab 14 Uhr weitere Aufklärung fordern. Sie sind der festen Überzeugung, dass Jalloh in seiner Zelle von Polizist/-innen angezündet wurde.

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