Zum Bachfest 2022 wird es zwei Konzerte geben, die auf besondere Weise berühren. Denn auf Einladung des Bachfestes wird auch das Jugendsinfonieorchester der Ukraine nach Leipzig kommen. Oder ist auch schon da. Denn die ersten 22 Musiker/-innen konnten am Freitag, 3. Juni, sogar schon im Gewandhaus proben. Die einen angereist mit dem Bus aus Lwiw, andere aus ihren Exilorten in Westeuropa.

Der zweite Bus aus Lwiw sollte am Freitag starten. Schon das etwas Besonderes, denn im Orchester musizieren ja auch junge Männer bis 22 Jahre, die normalerweise das Land im Kriegszustand nicht verlassen dürften. Doch für die Fahrt nach Leipzig gab es eine Sondergenehmigung, so Michael Maul, der Intendant des Bachfestes Leipzig, sodass die jungen Leute ein paar Tage in Leipzig weitab vom Kriegsgeschehen erleben können.

Und gleichzeitig werden sie in zwei hochkarätigen Konzerten zu erleben sein, in denen auch zu hören sein wird, wie die Musik Johann Sebastian Bachs über Ländergrenzen hinweg verbindet.

Mit den beiden Auftritten in Leipzig finden die 40 Musikerinnen und Musiker des Jugendsinfonieorchesters der Ukraine seit Ausbruch des Krieges erstmals wieder als Klangkörper zusammen. Sie waren auf der Flucht, an der Front oder weit verstreut im Ausland.

„Ein emotionales Wiedersehen in Leipzig, zu dem der Sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer, der Oberbürgermeister der Stadt Leipzig Burkhard Jung und der Intendant des Leipziger Bachfestes Michael Maul ganz herzlich einladen“, heißt es auf der Homepage des Bachfestes.

Gemeinsam mit dem GewandhausJugendchor und amarcord spielt das Ensemble unter der Leitung von der jungen ukrainischen Dirigentin Polina Lebedieva berührende Werke von Johann Sebastian Bach, Mykola Lyssenko und Felix Mendelssohn Bartholdy.

Mykola Lyssenko

Der Name Mykola Lyssenko darf aufmerken lassen, denn er war nicht nur einer der bekanntesten und beliebtesten Komponisten der Ukraine und Sammler ukrainischer Volkslieder, ihn verbinden auch zwei Lebensjahre mit Leipzig. Denn als Stipendiat der russischen Musikgesellschaft studierte er 1867 bis 1869 Musik am Konservatorium Leipzig.

Er schrieb die Oper „Taras Bulba“ nach einer Erzählung von Nikolai Gogol, der ja ebenfalls ein Künstler mit ukrainischen Wurzeln war. Als Tschaikowski vorschlug, „Taras Bulba“ in Moskau aufführen zu lassen, was Lyssenkos Bedingung, dass dies in ukrainischer Sprache geschehen sollte.

Ein Denkmal für Lyssenko steht heute vor dem Opernhaus in Kiew – sofern es nicht von russischen Bomben und Granaten zerstört wurde.

Von Mykola Lyssenko wird man seine „Suite auf ukrainische Themen, op. 2“ zu hören bekommen. Von Johann Sebastian Bach stehen „Ich hatte viel Bekümmernis“ und die Ouverture aus „Ouvertüre D-Dur, BWV 1068“ auf dem Programm, von Gustav Mahler die „Suite aus Orchesterwerken von Johann Sebastian Bach“ und von Felix Mendelssohn Bartholdy „Verleih uns Frieden gnädiglich“.

Benefizkonzert in der Thomaskirche

Dieses erste Konzert mit dem Jugendsinfonieorchester der Ukraine findet am Donnerstag, 9. Juni, um 21 Uhr in der Thomaskirche statt. Es ist ein Benefizkonzert, das ganz im Zeichen der Zeit unter dem Bach-Titel „Verleih uns Frieden“ steht.

Wer Karten für dieses Konzert erwirbt, unterstützt die jungen Musiker/-innen aus der Ukraine direkt.
Karten zu 20 Euro kann man direkt über die Homepage des Bachfestes buchen.

Das Bach-Archiv sammelt außerdem Spenden für das Ensemble und die Familien der jungen Musiker/-innen. Diese werden an die Stiftung Bundesjugendorchester und von dort ohne Abzüge auf das Konto des ukrainischen Orchesters überwiesen.

Die Spenden kann man überweisen auf das Spendenkonto des Bach-Archivs.

Kontoinhaber: Bach-Archiv Leipzig
Kreditinstitut: Stadt- und Kreissparkasse Leipzig
Internationale Kontonummer (IBAN): DE 39 8605 5592 1100 9011 04
Internationale Bankidentifikation (BIC): WELADE8LXXX
Verwendungszweck: Ukraine
oder per Paypal an BF-PayPal@bach-leipzig.de
(Leider veringern sich bei dieser Vorgehensweise die Spenden, da Gebühren anfallen.)

Das Jugendsinfonieorchester der Ukraine bei „BachStage“

Ein zweites Konzert mit dem Jugendsinfonieorchester der Ukraine kann man im Rahmen von „BachStage“ auf dem Markt am Freitag, 10. Juni, erleben.

Um 19 Uhr wird dort „BachStage“ eröffnet und das Jugendsinfonieorchester der Ukraine ist gleich zum Auftakt mit dabei und musiziert unter Leitung von Polina Lebedieva Werke ukrainischer Komponisten und von Komponisten, die eng mit Leipzig verbunden sind.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar