Aktuell durchsuchen Polizeikräfte eine Wohnung in der Leipziger Brandstraße im Stadtteil Connewitz. Zuvor haben vermummte Polizist*innen einen Mann vor dem Hauptbahnhof festgesetzt und abgeführt. Nach LZ-Informationen scheint ein unmittelbarer Zusammenhang zwischen den beiden Einsätzen zu bestehen. Im Einsatz sind unter anderem Kräfte des Landeskriminalamtes Sachsen im Auftrag der Generalbundesanwaltschaft.

Nach Angaben der Generalbundesanwaltschaft in Karlsruhe richten sich die Ermittlungen gegen eine beschuldigte Person. Ihr wird die Unterstützung einer kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Die LVZ spricht von Verbindungen zum Fall Lina E. Das Oberlandesgericht Dresden hatte die Leipziger Studentin und drei weitere Angeklagte nach einem langwierigen Prozess am 31. Mai zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt, unter anderem wegen Mitgliedschaft in einer kriminellen Vereinigung. Auch in diesem Fall hatte die Generalbundesanwaltschaft ermittelt und Anklage erhoben.

Beschuldigter wurde zuvor offenbar am Hauptbahnhof festgenommen

Gegen 14 Uhr läuft die Durchsuchungsmaßnahme in einem Haus in Connewitz immer noch. Vor Ort sind mehrere Polizeiwägen und vermummte Einsatzkräfte zu sehen, einige von ihnen bewachen den Hauseingang.

Vor dem Haus in der Brandstraße versammelten sich am Donnerstagmittag rund 40 Unterstützer*innen, um ihre Solidarität mit dem von der Durchsuchung Betroffenen zu zeigen. Auf der gegenüberliegenden Straßenseite haben die Sympathisant*innen zwei Pavillons als Sonnenschutz aufgebaut, laute Musik wird gespielt.

Zuvor hatte die Polizei einen Mann am Hauptbahnhof aufgegriffen. Die Festnahme steht offenbar in Zusammenhang mit der Hausdurchsuchung in Connewitz kurze Zeit später. Auf mehreren Videos ist zu sehen, wie ein Mann gegen 10 Uhr am Donnerstagvormittag an der Straßenbahnhaltestelle vor dem Leipziger Hauptbahnhof von Polizeikräften am Boden liegend festgehalten wird. Einige der Beamt*innen sind mit Sturmhauben vermummt und bewaffnet. Kurz darauf wird der Mann in Handschellen abgeführt.

Augenzeug*innen berichten, dass die Polizeibeamt*innen in einem weißen Transporter mit Bremer Kennzeichen davonfuhren.

Demonstration am Abend in Connewitz angekündigt

Bereits kurz nach Bekanntwerden der Wohnungsdurchsuchung kursierte am Donnerstag ein Demonstrationsaufruf mit dem Titel „Unsere Solidarität gegen ihre Repression!“ in den Sozialen Netzwerken. „Gerade findet in Leipzig wieder einmal eine Hausdurchsuchung mit Antifa-Ost Bezug statt“, heißt es darin. „Wir verurteilen die erneute und dauerhafte Kriminalisierung von Antifaschismus und wollen heute Abend Solidarität mit den Betroffenen zeigen!“ Die Demonstration soll am Abend in Connewitz stattfinden.

Mehrere linke Gruppen haben den Aufruf bereits geteilt, beispielsweise die Leipziger Ortsgruppe von Ende Gelände. „Während mit der AfD eine rechtsextreme Partei im Umfragehoch ist und Nazis sich auf den bewaffneten Endkampf vorbereiten, reißen die Repressionen gegen Antifas, Klimaaktivist*innen und andere emanzipatorische Akteurinnen nicht ab“, schreibt Ende Gelände auf Twitter.

Etwa zeitgleich läuft in der Leipziger Tarostraße ein weiterer Polizeieinsatz, hier kam es aufgrund einer „möglichen Gefahrensituation“ zu Evakuierung des Reclam-Gymnasiums. Kollege Jan Kaefer berichtet über die Situation vor Ort.

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