Mit einem erschreckenden Vorfall, den die Staatsanwaltschaft als Mordversuch wertet, befasst sich das Leipziger Landgericht seit Ende vergangener Woche. Auf der Anklagebank sitzt ein 19-Jähriger: Dieser soll fast ein Menschenleben auf dem Gewissen haben, weil er an Betäubungsmittel herankommen wollte, ohne über genügend Geld zu verfügen.

Laut Anklage hatte der jetzt angeklagte Luca W. (19) seit Anfang des Jahres 2024 Rauschmittel von einem fünf Jahre älteren Mann bezogen. Am 9. November 2024 schließlich habe der Verdächtige eine größere Menge Drogen bestellt – Crystal, Ecstasy und Marihuana. Abends habe man sich dann an der Möckener Wettinbrücke zur Übergabe des Stoffs getroffen.

Wollte er ohne Bezahlung an Drogen herankommen?

Nur habe Luca W. die vereinbarten 735 Euro nicht dabeigehabt, so heißt es. Der Verkäufer habe dem jungen Mann daraufhin signalisiert: „So geht’s nicht!“, ihm aber ein nochmaliges Treffen für den nächsten Abend in Aussicht gestellt. Seine „Ware“ ohne Zahlung auszuhändigen, kam für ihn nicht infrage.

Folgt man der Anklage, so war die neuerliche Verabredung eine Falle: Luca W. sei am 10. November etwa 22:30 Uhr erneut ohne Geld an der Brücke im Nordwesten Leipzigs erschienen, aber entschlossen gewesen, die Bestellung auch mit Gewalt an sich zu nehmen. Da der Dealer die Herausgabe des Stoffs ohne Cash erneut verweigerte, soll der Angeklagte mit einem Messer auf den Geschädigten eingestochen und ihn unter anderem am Hals verletzt haben.

Der 24-Jährige erlitt nach Kenntnis der Ermittler einen erheblichen Blutverlust, konnte sich aber eigenständig vom Tatort entfernen. Luca W. habe schließlich seinen Plan aufgegeben und sich abgesetzt, während Passanten in einer nahen Siedlung Hilfe für den Angegriffenen alarmierten.

Erklärung des Angeklagten angekündigt

Das Opfer tritt im jetzigen Prozess wegen versuchten Mordes als Nebenkläger auf. Der Angeklagte Luca W., nach Justizangaben bisher nur mit einem Strafbefehl von 80 Euro aufgrund einer Geringfügigkeit aktenkundig, will sich offenbar im weiteren Verlauf der Gerichtsverhandlung noch zum Tatvorwurf erklären.

Dem 19-Jährigen drohen bei einer Verurteilung mehrere Jahre Haft. Die Kammer hat vier weitere Verhandlungstermine bis 16. Mai geplant.

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