Das hat sich sogar Oberbürgermeister Burkhard Jung ganz groß in sein Muttiheft geschrieben: Am 24. Februar in abendlicher Stunde übernahm die Linksfraktion wohl wirklich zum ersten Mal einen Änderungsantrag der CDU-Fraktion. Was freilich so überraschend nicht ist, denn das Problem der fehlenden Papierkörbe beschäftigt alle Besucher/-innen des Wildparks. Und die Anwohner/-innen erst recht.

Denn weil die Papierkörbe an den Ausgängen fehlen, ergibt das ein doch sehr wahrnehmbares Müllproblem. Da strichen selbst Anwohner, die behelfsweise einen Abfalleimer aufgestellt hatten, die Segel. Was logischerweise im Corona-Jahr 2020 noch mehr auffiel, da es die lockdowngeplagten Leipziger Familien natürlich auch verstärkt in den Wildpark lockte.Und entsprechend beantragte Linke-Stadträtin Juliane Nagel im November: „Die Stadtverwaltung wird beauftragt, sowohl am Haupteingang des Wildparks als auch in den Eingängen zum Auwald in Richtung Wildpark in der Teichstraße, Fockestraße und Richard-Lehmann-Straße Papierkörbe anzubringen, die regelmäßig durch die Stadtreinigung geleert werden.“

Ein Antrag, den dann auch der Eigenbetrieb Stadtreinigung, der für das Aufstellen und Leeren der Mülleimer verantwortlich ist, ziemlich halbherzig begrüßte, freilich mit der üblichen Einschränkung: Es kostet Geld.

„Der Antrag kann ohne die Bereitstellung der dafür erforderlichen Finanzmittel nicht realisiert werden“, stellte der Eigenbetrieb fest. „Ausgehend von den benannten vier Standorten und der notwendigen Bewirtschaftung derselben, wären diese mit jeweils zwei Papierkörben vom Typ ,P 20‘ (50 Liter) ausstattbar. Der einmalige  Investitionsbetrag für diese acht Papierkörbe liegt derzeit bei insgesamt 7.200,00 EUR.“ Und die Entleerung kostet auch noch mal 3.500 Euro im Jahr.

Eine Nachricht, die ziemlich schnell ihren Weg in den Stadtbezirksbeirat Süd fand, der mittlerweile deshalb auch einen Änderungsantrag für den Doppelhaushalt 2021/2022 geschrieben hat. Denn mit diesen 7.200 Euro Erstinvestition wäre ein durchaus auffälliges Abfallproblem lösbar. Und zwar ziemlich bald, denn nach dem Corona-Lockdown dürfte es die Leipziger/-innen wieder zu Tausenden in den Wildpark ziehen.

Ein bisschen hin und her ging es in der Diskussion am 24. Februar noch über die Frage, was der Änderungsantrag der CDU eigentlich bedeute, denn auf den Waldwegen zum Wildpark hat die Stadteinigung ja keine Zugriffsrechte, da macht die Aufstellung von Abfallbehältern eher keinen Sinn. Aber auch CDU-Stadtrat Karsten Albrecht ging es vor allem um Abfallbehälter an den Zugängen zum Wildpark an allen öffentlichen Straßen, also durchaus um mehr solcher Behälter.

Im CDU-Antrag selbst liest sich das so: „Die Stadtverwaltung wird beauftragt, an den Haupteingängen zum südlichen Auwald, im öffentlichen Straßenraum, Papierkörbe anzubringen oder bedarfsweise größere Müllbehälter aufzustellen, die regelmäßig durch die Stadtreinigung geleert werden.“

Ein Anliegen, das auch Juliane Nagel so akzeptieren konnte, der CDU-Änderungsantrag wurde also übernommen. Womit die Stellungnahme der Stadtreinigung vom Tisch war, die eigentlich das Anliegen abgelehnt hatte. Jetzt muss freilich noch die Finanzierungsfrage geklärt werden. Das dürfte Thema in den Haushaltsverhandlungen werden.

Aber in dem Punkt sind sich eigentlich fast alle Stadträt/-innen einig: Dass die Stadt hier tatsächlich vorsorgend tätig werden muss, damit Wildparkbesucher ihre anfallenden Abfälle an den Ausgängen zum Straßenraum problemlos in Abfallbehältern loswerden. Das verhindert jedenfalls eine Menge Müll im Wald.

Nur neun Stadträt/-innen stimmten dagegen. Allesamt aus der AfD-Fraktion.

Die Debatte vom 24. Februar 2021 im Stadtrat

Video: Livestream der Stadt Leipzig

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Es gibt 5 Kommentare

Die Stadtreinigung war immer noch nicht da.

An einem Mülleimer, direkt an der Nordostecke der Lene-Voigt-Wiese, ist nun eine große Müllkippe entstanden.

Und der besagte zivilgesellschaftliche Abfallsack, in welchen wohl der Müll von letzter Woche eingepackt wurde, steht immer noch da.

Die Leipziger Stadtreinigung ist wohl noch am Prüfen, wo lokaler Mehrbedarf besteht…

Was ich nicht verstehe, wenn jemand verpackte Lebensmittel (voll, schwer) irgendwo hin trägt,
warum kann er dann nicht die Verpackung (leer, leicht) wieder mit nach Hause nehmen?
Aber naja, bei den Blechdosen hat es ja auch erst mit Pfand geklappt.

PS: Ja, dass da jemand seine eigenen Abfalltüten dazu stellt, ist natürlich immer ein Problem.
Kann man aber der Stadtreinigung jetzt so nicht vorwerfen.

Mittlerweile ist die Zivilgesellschaft rund um den Lene-Voigt-Park für die defätistische und jammernde Leipziger Stadtreinigung eingesprungen und hat neben dem Mülleimer an der kleinen Freifläche eine Abfalltüte aufgestellt.

Leipzig wird mit *der* Stadtverwaltung wohl auch eine failed city werden.

“The better Berlin”… wir erinnern uns noch an diesen Slogan.

Das Hauptübel ist wohl, mit dem Grünen Punkt System angefangen, die Freiwilligkeit der Rücknahme der Verpackungen durch die Müllerzeugende Industrie.
Irgendwann mal als Wertstoffkreislauf der Umverpackungen gedacht, bleibt da im Wesentlichen nur das Problem der Müll-Entsorgung übrig.

Und das öffentliche Bereiche nicht als “Wohnort-Nah” zählen, also die vertraglich für die Haushalte der Stadt Leipzig verpflichteten Entsorgungs-(Recycling?-)Unternehmen sich nicht dafür zuständig fühlen.
Also blaue(Papier) oder gelbe(Verpackung) Tonne aufstellen geht nicht, ohne Haushaltsanbindung.

Und das meiste wird wohl Verpackungsmüll sein, den,
anstatt der Verursachenden Industrie und des schnell und ohne eigenen Aufwand los werden Wollenden,
die gesamte Stadtgesellschaft bezahlen muss.

Also dann alles Müll, der dann aber doch nicht direkt in der Umwelt landet.
Apfelgriebsche, BANANEN-Schalen, Hundekackbeutel..
würden sicher nicht diese Menge Müll erzeugen.
Und die Stadtreinigung sind die letzten, denen man da einen Vorwurf machen kann.

PS: Und, wenn jemand seine eigene Wichtigkeit nur über die falsch verstandene Form als über deren Inhalt bestimmt..
Sorry, aber “Müll” nervt. Überall.

Wäre mal gut, käme die Leipziger Stadtreinigung einfach so für zwischendurch in den Lene-Voigt-Park. Jetzt. Die Mülleimer (wieso immer “Papierkörbe”?) quellen längst über.

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