Seit einem Jahr wurde diskutiert, durften Bürger und Initiativen sich einbringen in die Diskussion, wie das Stadionumfeld rund ums RB-Stadion künftig aussehen soll. Womit ein mittlerweile zehnjähriger Diskussionsprozess so langsam ins Ziel kommt. Am Mittwoch, 21. Juli, stellten Stadt und RB Leipzig die erste Version der Rahmenplanung für das Stadionumfeld vor. Mit einigen kleinen Überraschungen drin. Denn im Amt für Stadtplanung hat man sich wirklich Gedanken gemacht.

Wer sich erinnert: Besonders heftig diskutiert wurden zuletzt die Zukunft der Kleinmesse, die Anbindung der Straßenbahn und die Pläne von RB Leipzig, neben der Arena eine neue Geschäftsstelle zu bauen. Was aber – wie Oliver Mintzlaff, Vorsitzender der Geschäftsführung RB Leipzig, bei diesem Pressetermin im Neuen Rathaus begründete – daran scheiterte, dass die Stadt das Grundstück nicht an RB Leipzig verkaufen wollte.Der Stadtratsbeschluss, der hier auf einen Erbbauvertrag pochte, hat Wirkung gezeigt, hat auch bei OBM Burkhard Jung für entsprechende Enttäuschung gesorgt. Aber am Mittwoch, 21. Juli, war er regelrecht glücklich, dass es so kam. Denn damit wurde der Baugrund frei für den dringend benötigten Bau einer weiteren Grundschule.

Und RB Leipzig? Selbst dort ist man erleichtert, denn man fand tatsächlich viel näher am eigenen Trainingszentrum in der Capastraße ein Grundstück (wo heute noch ein Wertstoffhof ist), das man ersteigern und damit in Besitz bringen konnte. Von dort sind es bis zum Trainingszentrum nur 300 Meter. Schon 2022 könnten die Bauarbeiten beginnen.

Wo einst das Schwimmstadion war und ein geschotterter Parkplatz ist, plant die Stadt jetzt eine Grundschule und eine Sporthalle. Im Hintergrund die einstige Nordtribüne, in der das Sportmuseum entstehen soll. Foto: Ralf Julke
Wo einst das Schwimmstadion war und ein geschotterter Parkplatz ist, plant die Stadt jetzt eine Grundschule und eine Sporthalle. Im Hintergrund die einstige Nordtribüne, in der das Sportmuseum entstehen soll. Foto: Ralf Julke

Augenscheinlich sind die Einsprüche des Stadtrates gar nicht so falsch. Oft genug bringen sie Dinge in Bewegung, die am Ende für alle Beteiligten zu besseren Lösungen führen.

Und an den bisherigen Vorschlägen, wie man das Umfeld des Stadions, das RB Leipzig gerade für rund 105 Millionen Euro tauglich macht für die Championsleague, hat sich einiges geändert.

Sogar bei den Uralt-Plänen zur Freilegung der Alten Elster (die der Stadtrat 2012 noch einmal bestätigt hat) gibt es eine vorsichtige Bewegung: Das Stadtplanungsamt plant das Stadionumfeld jetzt so, dass beides möglich bleibt – eine Öffnung der Alten Elster irgendwann in ferner Zukunft oder ein Beschluss, es eben nicht zu tun und dafür die doppelte Lindenreihe zu bewahren als Flaniermeile am Stadion.

Die Lindenallee am Sportforum bleibt erhalten und wird verlängert. Die Alte Elster bleibt eine Option für deie Zukunft. Foto: Ralf Julke
Die Lindenallee am Sportforum bleibt erhalten und wird verlängert. Die Alte Elster bleibt eine Option für die Zukunft. Foto: Ralf Julke

Dass so viel um Details gestritten wurde, liegt natürlich an den vielen Wünschen, die hier erfüllt werden sollen, oder wie die Verwaltung betont: „Das etwa 8,5 Hektar große Areal rund um das Stadion zwischen Waldstraßenviertel und Arena besitzt enormes, bisher ungenutztes Potenzial – nicht zuletzt für einen neuen Grundschulstandort und das Sportmuseum, für bessere Zugänge zum Stadion, neue Fußwegeverbindungen und mehr qualitatives öffentliches Grün.“

Was am Mittwoch, 21. Juli, der Presse vorgestellt wurde, war ein erster Arbeitsstand der Rahmenplanung für das Gebiet.

„Mit der neuen Planung wollen wir die Rahmenbedingungen für die künftige Nutzung dieses Stadtraumes setzen“, lässt sich OBM Burkhard Jung zitieren. „Wir wollen dort eine Schule bauen, in direkter Nähe zum Wohngebiet, wir werden in eigener Regie endlich das Sportmuseum verwirklichen. Mit einer Umgestaltung der Festwiese als neuem Zugang zum Stadion können wir die Besucherströme besser lenken. Unser Ziel ist es, den Stadionvorplatz in den nächsten zehn Jahren bürgernah umzugestalten und ihm ein neues, freundliches Gesicht zu geben.“

Wie der neue Masterplan entstand

Seit Anfang 2020 wird durch das Dresdener Büro Rehwaldt Landschaftsarchitekten der entsprechende Masterplan für das Stadionumfeld erarbeitet. Es umfasst ein Gebiet von der Nordanlage bis zur Capastraße im Westen. Ansatzpunkte der Planungen waren etwa die Entwicklung von RB Leipzig und Nutzungskonflikte, beispielsweise aufgrund der Parksituation. Auch bestehende und künftige Wegebeziehungen und nicht zuletzt verschlissene öffentliche Plätze in dem Gebiet wurden mit in die Erwägungen einbezogen.

Ende 2020 wurden hierzu bereits die Bürgerinnen und Bürger befragt, unter anderem an mobilen Vor-Ort-Stationen und in zwei Akteursworkshops. Nach der Sommerpause – im September – soll nun der Entwurf der Rahmenplanung dem Rat vorgestellt werden und es beginnt hierzu die Öffentlichkeitsbeteiligung.

Die Grundvariante der Rahmenplanung sieht zunächst keine Öffnung der Alten Elster vor – diese wird aber für eine spätere Entwicklung mitgedacht, betont das Stadtplanungsamt.

Was beinhaltet der Rahmenplan jetzt?

Der Stadionvorplatz muss angesichts des desolaten Zustandes schrittweise umgestaltet werden. Das Grüne Band der doppelten Lindenallee soll gestärkt werden, sodass ein grüner, ungezwungener öffentlicher Raum entsteht, der sich bis zum jetzt schon beliebten Robert-Koch-Platz fortsetzen soll. Der mittlere Teil des Vorplatzes soll weiterhin dem Anwohnerparken vorbehalten sein, jedoch in einer neuen Anordnung, um den gleichen Parkbedarf wie bisher zu decken.

Im südlichen Teil vor den ehemaligen Kassenhäuschen soll ein neuer Eingang des Stadions entstehen, der etwa 9.000 Besucher fasst. Im nördlichen Bereich des Vorplatzes kann der Robert-Koch-Platz ab 2028 um die Fläche der derzeit dort noch bestehenden Containerschule erweitert werden. Denn bis dahin steht die Containerschule dort noch. Die Schule zieht zwar in das derzeit noch in Sanierung befindliche Schulgebäude an der Max-Planck-Straße um. Aber die Plätze dort werden für den Bedarf nicht ausreichen, so Burkhard Jung.

Spielplatz Robert-Koch-PLatz mit angrenzender Containerschule. Foto: Ralf Julke
Spielplatz Robert-Koch-PLatz mit angrenzender Containerschule. Foto: Ralf Julke

Es wird im Schulbezirk dringend noch eine weitere drei- bis vierzügige Grundschule gebraucht. Und die kann jetzt auf dem Gelände des ehemaligen Schwimmstadions gebaut werden – nebst einer Sporthalle, die für beide Grundschulen Kapazitäten schafft.

Denn für den Bereich des ehemaligen Schwimmstadions sind nicht länger die Verwaltung für RB Leipzig und ein Parkhaus vorgesehen. Zudem sollen hier ein Café und das Sportmuseum mit etwa 1.000 Quadratmetern Nutzfläche Platz finden, was die Stadt selbst bauen möchte.

Auch da fiel Burkhard Jung ein Stein vom Herzen, denn die Unterbringung eines städtischen Sportmuseums in einem Verwaltungsgebäude von RB Leipzig wäre vertraglich eine Herkulesaufgabe geworden. So kann die Stadt selbst planen und bauen. Nur wird es bei den 2012 kalkulierten 10 Millionen Euro nicht bleiben. Jung rechnet eher mit 20 Millionen, wozu Leipzig dann dringend auf Fördergelder angewiesen wäre.

Auf dem Parkplatz der Quarterback Immobilienarena ist mittelfristig ein Parkhaus denkbar und möglich. Mit Baumpflanzungen und weiteren Fahrradstellplätzen soll dieser Bereich ebenfalls aufgewertet werden. Aber Jung rechnet zumindest in den nächsten vier bis fünf Jahren nicht damit, dass so ein Parkdeck für 1.000 bis 1.800 Stellplätze gebraucht wird. Das sieht er eher zu dem Zeitpunkt, an dem RB Leipzig am Cottaweg sein Trainingszentrum deutlich ausbaut.

Einfahrt zum Parkplatz an der Arena. Foto: Ralf Julke

Besserer Zugang von der Straßenbahnhaltestelle zum neuen Haupteingang ins Stadion

Die Haltestellen der Straßenbahn in der Jahnallee sollen – um künftig den Zugang der Fußballanhänger zum Stadion zu verbessern – breitere Bahnsteige erhalten, damit Fahrgäste zügiger und sicherer ein- und aussteigen können. Und von der Haltestelle „Sportforum“ soll es einen direkten Zugang zur Festwiese und zum neuen Haupteingang ins Stadion geben. Der ist schon fertig und soll 20.000 Fußballfans den Zugang ermöglichen. Um aber die Festwiese überqueren zu können, brauchte es einen eigenen Weg.

Der wieder brauchte die Zustimmung des Landesdenkmalamtes, die es jetzt wohl gibt, sodass RB noch vor Beginn der Fußballsaison diesen Weg planen und in Auftrag geben kann – sieben Meter breit mit wechselnden Elementen aus Stein und Rasen, sodass der Eindruck der denkmalgeschützten Wiese nicht zerstört wird, die Fußballanhänger aber problemlos direkt zum Stadion kommen oder umgekehrt zur Straßenbahnhaltestelle.

Bereits ab der kommenden Bundesligasaison wird die Festwiese so der neue Hauptzugang zur RB Arena. Mit dieser Lösung, so Heinrich Neu, amtierender Leiter des Stadtplanungsamtes, habe man erst einmal auch alle Überlegungen zurückgestellt, die Straßenbahnschleife aus der Feuerbachstraße bis ins Stadionvorfeld zu ziehen.

Und auch der ziemlich rumpelige Platz vor der Festwiese soll umgestaltet werden. Damit hier auch künftig ein Markt betrieben werden kann, müssen mehr öffentliche Toiletten geschaffen werden. Der östliche Bereich bietet sich zudem als Aktivfläche an, wo beispielsweise eine Skateranlage oder Parcoursflächen entstehen können.

Nordanlage soll fit gemacht werden für die Europameisterschaften 2024

Auf der sogenannten Nordanlage plant das Sportamt unter anderem eine neue Laufschlauchanlage für Leichtathleten. Der Plan sieht zudem eine neue Fußwegeverbindung nördlich des Stadions vor, die das Waldstraßenviertel in Höhe der Goyastraße mit dem Flutbett – also genauer: dem hier verlaufenden Elsterradweg – verbinden könnte.

Und einen alten Traum findet OBM Burkhard Jung in den Plänen auch wieder: eine neue Brücke, die das Elsterbecken in Höhe der Festwiese überspannt. So kommen nicht nur RB-Mitarbeiter direkt von den Trainingsplätzen zum Stadion. Da der Weg vom Waldstraßenviertel über die Festwiese zum Elsterbecken befestigt werden soll, könnte das auch eine attraktive Radwegverbindung vom Waldstraßenviertel nach Lindenau werden.

Und für ein Weilchen auch noch zur Kleinmesse, die auf jeden Fall bis 2026 am angestammten Standort bleiben wird.

Noch hat die Leipziger Kleinmesse ihren Spielplatz am Cottaweg. Foto: Alexander Böhm

Denn die Kleinmesse soll mittelfristig am jetzigen Standort erhalten bleiben, gleichwohl prüft die Stadt Alternativen für eine Verlegung. Denn RB hat ja an der Capastraße das Grundstück für den Bau seiner Verwaltung erworben. Wenn dieser Standort errichtet ist, ist auch ein weiterer Sportplatz neben der Kleinmesse denkbar, dort nämlich, wo die Verwaltung von RB bislang in Containern untergebracht ist.

Wenn die Verwaltung dort ausziehen kann, wird schon mal Platz für anderthalb neue Trainingsplätze, wie Oliver Mintzlaff betont. Die Kleinmesse kann also daneben weiter stattfinden, auch wenn Oliver Mintzlaff schon mal andeutet, dass der Verein ja noch weiter wachsen wird und z. B. auch für den Frauenfußball mehr Platz gebraucht wird. Wobei RB ja schon 2026 damit rechnen kann, dass es die Plätze des WSV Schönau am Cottaweg mit übernehmen kann.

Und während RB seine Pläne auch schon kurzfristig umsetzen kann, werden die Leipziger Vorhaben (abgesehen von den verpflichtenden Investitionen auf der Nordanlage bis 2024) frühestens 2023 im Haushalt der Stadt ihren Niederschlag finden, so Heinrich Neu. Deswegen gibt es außer groben Schätzungen für die neue Grundschule (20 Millionen Euro), die Sporthalle (5 Millionen Euro) und das Sportmuseum (20 Millionen Euro) noch keine belastbaren Zahlen für das, was Leipzig rund um das Stadion investieren muss.

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Es gibt 2 Kommentare

@Stefan
Ja, so ähnlich ging es mir auch bei dem scheinbar aalglatten und perfekten Konzept, welches nun überall erst einmal gelobt wird.

Aber ist das wirklich realistisch, die für Massenveranstaltungen avisierten Menschenmengen (Zehntausende) nur über die Jahnallee im jetzigen Zustand zu befädeln? Ich denke nicht. Viel zu wenig Gleise und die Durchlassfähigkeit der Jahnallee ist auch begrenzt. Selbst mehr Bahnen würden da auch nicht mehr groß helfen. Ich fürchte, man versucht vom misslichen Zustand der östlichen Bahnanbindung abzulenken, die durchaus einen größeren Beitrag leisten könnte, aber nur verhunzt genauso zierlich geplant wird.

Die alte Elster wollen sie aber bitte nicht ans Licht holen. Dazu gibt es hier auf der LZ auch einiges an Faktenwissen zu ergründen. Das würde ein “Hochwasserkanal”. Mind. 20m breit, vermutlich Beton, genauso ästhetisch wie der hervorgeholte Mühlgraben (ganz nach der Kompetenz der Städteplaner und Ignoranz gegenüber der Bevölkerung). Das Wasser der alten Elster würde dem Elsterflutbecken das “Wasser abgraben” und nachher wohl austrocknen. Wohlgemerkt liegen dort Tonnen an schädlichen Sedimenten, die für Zig Millionen Euros abgetragen werden müssen. Das Thema sitzt man aber auch lieber aus.
Denn dafür gibt’s ja keine Fördermittel. Für den “Hochwasserschutz” schon.
Nur was Fördermittel anrichten kann man sich ja in etlichen betonierten “Straßenautobahnen” in Leipzig ansehen.
Möge die Vernunft entscheiden.

Der Artikel liest sich ja ganz begeistert, und die ganzen Planungen wirken für mich durchaus gelungen. Dass alles so gut aufgehen soll – vom Schulneubau östlich bis zum Wertstoffgelände westlich, wirkt schon fast unglaubwürdig.

Dass man sich nicht traut, die Alte Elster schon jetzt zu öffnen (alte Postkarten und Fotos zeugen von überwältigender Schönheit), finde ich schade, aber die Fläche wird nun freigehalten. Was allerdings auch heißt, dass da keine Straßenbahn groß drauf herumfahren wird.

Und das ist das Einzige, was mir vordergründig auffällt: für das Gleisnetz sind offenbar keinerlei Verbesserungen/Ausbauten gedacht trotz der zu erwartenden hohen Besucherzahlen? Ein drittes Gleis (Ankunfts- und Abfahrtsgleis – so ähnlich wie vor der Neuen Messe) würde schon eine ganze Menge bewirken, es gab und gibt hier sowieso viele Ideen.

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