Der im Auwald zwischen Böhlitz-Ehrenberg und Lützschena liegende Schlobachs Hof soll zum „Informationszentrum Auenlandschaft“ entwickelt werden. Wie aus der Sitzung der Verwaltungsspitze in dieser Woche hervorgeht, plant die Stadt Leipzig die Umgestaltung des 13,95 Hektar großen Areals im Nordwesten Leipzigs unter Berücksichtigung des Natur-, Denkmal- und Hochwasserschutzes.

„Ein besonderer Ort inmitten des Auwaldes“

„Schlobachshof ist ein besonderer Ort inmitten des Leipziger Auwaldes. Hier sind die natürlichen Funktionen einer kulturlandschaftlich geprägten Auenlandschaft erlebbar, die sich als grünes Rückgrat durch unsere wachsende Stadt zieht“, erklärt Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal bei der Gelegenheit.

„Ein Informationszentrum an dieser Stelle soll das Wissen um die Besonderheiten des Leipziger Auwaldes vermitteln, direkte Naturerfahrung ermöglichen und das Umweltbewusstsein fördern.“

Leipzig hatte zwar schon ein mal einen Vorstoß unternommen, um das Projekt zur Förderung beim Bundesamt für Naturschutz (BfN) einzureichen. Aber da waren die benötigten Fördermittel für die laufende Förderperiode schon ausgereizt. Der Stadt wurde empfohlen, das Projekt für die nächste Förderperiode einzureichen.

Die Voranfrage beim BfN wurde dann zuletzt auch in einer Stadtratsdiskussion als Begründung angegeben, warum die Vorlage der Stadt noch nicht öffentlich war.

Geld für Gutachten und Konzept

Mit Beschluss durch die Ratsversammlung soll die Verwaltung nun kurzfristig ein Gutachten beauftragen, das die Sanierungswürdigkeit der denkmalgeschützten Gebäude und deren bauliche Gestaltungsmöglichkeiten bewertet. Weiterhin sind ein Konzept für das Informationszentrum und Betreibermodelle zu entwickeln. Die Kosten werden in der Vorlage mit 1,1 Millionen Euro angegeben.

Die künftigen Investitionskosten für Sanierung und Erschließung wurden in der Projektskizze mit 2,5 Millionen Euro beziffert.

Alle nicht mehr nutzbaren und nicht unter Denkmalschutz stehenden Gebäude, Anlagen und Flächen sollen zum Ausgleich von Eingriffen in Natur und Landschaft zurückgebaut und renaturiert werden. Der Rückbau dieser Gebäude leiste einen wesentlichen Beitrag zur intakten Auenlandschaft und somit zum Hochwasser-, Arten- und Biotopschutz, betont die Verwaltung. Für die vorhandene Tierbewegungshalle des ehemaligen Pferdehofs wird eine Wiederverwendung an anderer Stelle geprüft.

Und noch etwas wird wichtig, nachdem Schlobachshof zweimal nach Öffnung des Nahleauslasswerks von Hochwasser überschwemmt worden war: Die verbleibenden Gebäude brauchen künftig einen eigenen Hochwasserschutz, damit nicht nach jedem Hochwasser wieder viel Geld in Sanierungen investiert werden muss. Denn das Gebäudeensemble eignet sich ja gerade deshalb als Aueninformationszentrum, weil es mitten in der Aue von Weißer Elster und Luppe liegt.

Einen wichtigen Partner hat die Stadt übrigens schon im Boot: Unterstützt wird das Vorhaben des Informationszentrums Auenlandschaft von der Universität Leipzig. Auch mit der in der Nordwestaue seit vielen Jahren etablierten Auwaldstation soll es eine umfangreiche Zusammenarbeit geben.

Gibt es Fördermittel aus dem Strukturwandelprogramm?

Dazu hatte die Stadt Leipzig im vergangenen Jahr ihre Fördermittelskizze beim Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU) im Rahmen des Förderprogramms „Kommunale Modellvorhaben zur Umsetzung der ökologischen Nachhaltigkeitsziele in Strukturwandelregionen (KoMoNa)“ eingereicht.

Nach grundsätzlich positiven Signalen wird das Vorhaben für den diesjährigen KoMoNa-Förderaufruf des Bundes mithilfe der oben genannten Gutachten sowie mit Unterstützung durch das Bundesamt für Naturschutz (BfN) weiter vorbereitet, teilt die Verwaltung nun mit.

Das Grundstück um Schlobachshof war im Zuge einer Zwangsversteigerung im Jahr 2016 mit dem Ziel der Schaffung einer Kompensationsmaßnahme unter Beachtung des Denkmalschutzes erworben worden. Seitdem wurden verschiedene Nachnutzungsmöglichkeiten unter Einbeziehung verschiedener Akteure untersucht und diskutiert.

Im Ergebnis eines Abwägungsprozesses in der Stadtverwaltung wurde das „Informationszentrum Auenlandschaft“ als umsetzbar eingeschätzt. Die Stadt Leipzig lässt das Gelände aufgrund von Vandalismusvorfällen seit dem 1. März 2020 bewachen.

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