Die Leipziger Skyline verändert sich im Herbst, kündigen die Leipziger Stadtwerke an. Und insbesondere für die Anwohner und Kleingärtner im direkten Umfeld des Stadtwerke-Geländes an der Arno-Nitzsche Straße wird es am 15. September aufregend: Dann wird der 170 Meter hohe Schornstein auf dem Stadtwerke-Gelände Leipzig Südost gesprengt – voraussichtlich zwischen 10.55 und 11.10 Uhr.

Es ist das höchste Wahrzeichen der Braunkohle-Ära in Leipzig – der Schlot des ehemaligen Heizwerkes „Max Reimann.“ Doch mit Braunkohle heizen die Leipziger Stadtwerke schon lange nicht mehr. Der Schornstein ist bereits seit einem Vierteljahrhundert außer Betrieb.

Ende eines markanten Industriedenkmals

„Mit dem 170-Meter-Riesen verschwindet der größte Schornstein im Leipziger Stadtraum. Gleichzeitig wuchs jetzt im Süden eine neue Sehenswürdigkeit in die Höhe: der 60 Meter hohe Wärmespeicher unseres neuen Heizkraftwerkes Leipzig Süd, das in diesem Jahr ans Netz geht“, sagt Maik Piehler, Geschäftsführer der Leipziger Stadtwerke.

„Beide Gebäude haben inhaltlich durchaus miteinander zu tun. Das potenziell wasserstofffähige HKW Leipzig Süd steht für die Energieversorgung von morgen. Es ist ein zentrales Projekt im Rahmen unseres Zukunftskonzepts Fernwärme: In ganz Leipzig entstehen moderne, umweltfreundliche Anlagen, damit die Energieversorgung sicher und nachhaltig bleibt. Von dem ungenutzten Schornstein und seiner Geschichte verabschieden wir uns im September.“

Die Vorgeschichte

Ende des 19. Jahrhunderts entstand auf dem Gelände an der Arno-Nitzsche-Straße ein Gaswerk. Bis 1910 wurden vier Behälter errichtet, die für die Speicherung von Gas und den Druckausgleich im Rohrnetz sorgten. 1952 erhielt das Gaswerk den Namen Gaskokerei „Max Reimann.“ Von dieser Geschichte zeugen noch die beiden Gasometer-Bauten an der Richard-Lehmann-Straße. In einem davon hat ja seit 2003 das Panometer von Yadegar Asisi sein Zuhause gefunden.

In den 1970er-Jahren endete die Geschichte des Werks als Erzeugungsort für Stadtgas aus Kohle. Während der folgenden Jahre wandelte er sich zu einem Standort der Fernwärmeversorgung. In diese Phase fällt auch der Bau des Heizwerkes mit dem 170-Meter-Schornstein. Dessen Grundstein wurde im Mai 1984 gelegt. Ab Januar 1987 wurde er für die Rauchgasabführung eingesetzt. Doch bereits 1996 kam der letzte Kohle-Zug. Somit hatte der Schornstein nur eine Betriebszeit von neun Jahren.

Zwischenzeitlich diente er noch als Funkmast für die Telekom, bevor der neue Funkmast an der Richard-Lehmann-Straße errichtet wurde.

Sprengung am 15. September

Mit der Organisation der Sprengung ist die Firma Reinwald beauftragt, die unter anderem im Jahr 2007 in Leipzig die Industriehalle sprengen ließ, welche für das Gondwanaland im Zoo weichen musste.

Der Sperrkreis am 15. September. Grafik: Leipziger Stadtwerke
Der Sperrkreis am 15. September. Grafik: Leipziger Stadtwerke

Am Vormittag des 15. September steht die Sprengung auf dem Stadtwerke-Gelände Südost an. Anliegende Straßen werden entsprechend einer Allgemeinverfügung der Stadt Leipzig abgesperrt, Anlieger, Gewerbetreibende und Anwohner vorher detailliert informiert, teilen die Stadtwerke mit.

Ulrike Matthes, Sprengmeisterin der Thüringer Sprenggesellschaft, wird die Sprengung vornehmen und erläutert das Vorgehen: „Der Schornstein wird durch eine Dreifach-Faltung mit wechselseitig geöffneten Sprengmäulern in Nord-Süd Richtung niedergeführt.“

Mit Staub sei zu rechnen, vor allem bei Trockenheit und Wind. Deshalb sollten Anlieger und Anwohner auch über den Sperrkreis hinaus die Fenster schließen, sensible Anlagen abdecken und luftansaugende Anlagen ausschalten.
Die Thüringer Experten haben bereits 451 Schornsteine erfolgreich „niedergeführt“, wie es in der Fachsprache heißt. Darunter waren auch die Stahlbeton-Riesen der Kraftwerke Franken II (202 Meter), Westerholt (300 Meter) und Castrop-Rauxel (230 Meter).

Die Schornsteinsprengung soll dann auch live im Internet übertragen werden.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar