In den vergangenen Wochen gab es Demos gegen Rechts mit 60.000, 150.000 und 300.000 Menschen in den Großstädten. Das ist wichtig, aber die kleinen Demonstrationen mit 100, 200 oder 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in Klein- und Mittelstädten sollte man besonders beachten. So wie die am Sonntag, dem 4. Februar, in Markranstädt und Pegau.

Die Initiative markranstehtauf, Bündnis für Demokratie und Courage in Markranstädt, hatte für diese Zeit zu einer Demonstration unter dem Motto „Nie wieder ist jetzt“ aufgerufen. Da es in den sozialen Netzwerken keine Support-Aufrufe (zum Beispiel „Leipzig nimmt Platz“) gab, fanden wir es spannend zu erfahren, was dieser Aufruf bewirkt.

Um 9.45 Uhr waren etwa 50 Menschen auf dem Marktplatz versammelt. Die Zahl wuchs schnell auf 170 (Polizeischätzung) bis 200 (Anmelderschätzung) Menschen an. Obwohl in verschiedenen Telegram-Gruppen dazu aufgerufen wurde, die Demo zu stören, beschränkte sich die Gegenseite auf die Anwesenheit von drei bis fünf Menschen. Einer dieser forderte den Autoren dieses Textes auf, ihn nicht zu fotografieren, allerdings fotografierten und filmten sie selbst die Demo.

Soweit feststellbar waren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus Markranstädt, Familien mit Kindern, Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums, der Kanuverein, Seniorinnen und Senioren – die ganze Bandbreite. Auswärtiger Support kam von einigen „Omas Gegen Rechts Leipzig“ und vereinzelten Menschen aus anderen Orten. Es war wirklich eine Markranstädter Demo.

Zum Ablauf nur so viel: Es regnete teils sehr heftig, aber die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ließen sich die Stimmung nicht vermiesen. Es gab einige Redebeiträge, von kämpferisch, nachdenklich bis optimistisch. Alle wünschten für sich, ihre Kinder und alle Menschen eine bunte und glückliche Zukunft in Deutschland.
Nach einigen Ansprachen, viel Musik und fröhlichen Tanzeinlagen wurde die Demo kurz vor 12 Uhr beendet.

Die einzigen Störungen waren einige Böller, die in der näheren Umgebung gezündet wurden. Wer wird das wohl gewesen sein?

Was ist besonders an solchen Demos?

Es gehört in Klein- und Mittelstädten durchaus Mut dazu, eine Demo anzumelden und Gesicht zu zeigen. Man geht nicht in einer anonymen Masse unter, selbst die dort anwesenden drei bis fünf Gegner kannten gewiss viele der Anwesenden. Auch wenn Anmelder und Organisatoren nicht namentlich in den Aufrufen auftauchen, es ist nicht schwer sie herauszufinden.

Umso bemerkenswerter ist die Anzahl von Markranstädter Bürgerinnen und Bürgern, die dem Aufruf folgten und ihre Gesichter zeigten. Aus Gesprächen war einheitlich heraus zu hören, dass für alle Rechts keine Alternative ist.

Christian, der technischen Support bereitstellte, fuhr danach weiter nach Pegau. Dort fand ebenfalls eine Demonstration gegen Rechts statt.

4. Februar 2024 Pegau

Auch in Pegau gab es eine Demonstration. Christian berichtete uns von vor Ort von circa 180 (Polizeizählung), wahrscheinlich aber 350 Demonstranten und etwa 18 bis 23 Gegendemonstranten dort. Mit Live-Musik der Band „Liebe“ und Reden des Bürgermeisters Frank Rösel, der Stadträtin Katharina Landgraf (CDU), Pfarrer Dr. Reiprich und dem Anmelder Ronny Roßberg, war es auch eine von Bürgerinnen, Bürgern und Initiativen der Stadt Pegau organisierte Demo.

Fazit: Nicht nur bei den Massendemonstrationen in den Großstädten, auch in den Klein und Mittelstädten zeigen Bürgerinnen und Bürger, dass sie gegen die Umsturz- und Deportationspläne der Rechten stehen. Sie beweisen Mut und Entschlossenheit mit ihren Gesichtern.

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Es gibt 3 Kommentare

Wofür es übrigens als Rechter keinen Mut braucht? Um unter Artikeln den Antifaschismus zu einem “Luxusproblem” zu erklären, um das demokratische Engagement in der Stadt, und damit in der Fläche, abzuwerten.
Ohne Abwertungen, Unterstellungen und Zwangskategorisierungen kommen die Rechten eben nicht aus…

Mut braucht es um in Ostsachsen zu demonstrieren / protestieren und nicht im Leipziger Speckmantel (ausgenommen Wurzen, Delitzsch, Borna).

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