Im neuen Quartalsbericht Nr. 2/2021 beleuchtet das Amt für Statistik und Wahlen auch die Entwicklung des Anteils der Leipziger/-innen mit Migrationshintergrund. Es ist ja nicht nur so, dass Leipzig schon lange die Stadt in Sachsen mit dem höchsten Anteil an Migranten ist: Es zeichnet sich auch ab, dass Leipzig, was die Herkunftsvielfalt angeht, schon ziemlich bald mit den großen Städten in Westdeutschland gleichziehen wird.

Seit 2010 hat sich der Anteil der Leipziger/-innen mit Migrationshintergrund quasi von 8 auf 16 Prozent verdoppelt.

„Zum Stand des 31.12.2020 hatten 16 % der Bevölkerung Leipzigs einen Migrationshintergrund. Von diesen 96.719 Menschen mit Migrationshintergrund besaßen 63.289 Personen eine ausländische und 33.430 eine deutsche Staatsbürgerschaft. Im Vergleich zum Vorjahr nahm die Zahl der Migranten um 3.798 Personen zu. Demnach ließ die Wachstumsdynamik der Bevölkerung mit Migrationshintergrund im Vergleich zu den Vorjahren weiter nach“, schreibt Christoph Bein in seiner Analyse im Quartalsbericht.„Die Bevölkerung mit Migrationshintergrund teilte sich auf in 63.289 Ausländer (Anteil von 10,5 %), die etwa zwei Drittel, und 33.430 Deutsche mit Migrationshintergrund (Anteil von 5,5 %), die ein Drittel der Bevölkerung mit Migrationshintergrund ausmachten. Unter den Deutschen mit Migrationshintergrund besaßen 20.098 noch eine weitere Staatsbürgerschaft (Mehrstaater).“

Die Wachstumsdynamik ließ natürlich aus zwei Gründen nach – einerseits der zunehmend restriktiven Asylpolitik der Bundesregierung ab 2016. Und zum zweiten natürlich durch die Folgen der Corona-Pandemie, die Zu- und Wegzüge deutlich erschwerte.

Anteil der Leipziger/-innen mit Migrationshintergrund. Grafik: Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen
Anteil der Leipziger/-innen mit Migrationshintergrund. Grafik: Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen

Das hat ja auch die Leipziger Wachstumsdynamik 2020 und 2021 deutlich gebremst. Aber Bein weist auch noch auf einen anderen Fakt hin: „Insgesamt ergab sich für den Zeitraum von 2010 bis 2020, in dem die Bevölkerung der Stadt um fast 100.000 Personen zunahm, dass die Migranten zu 58 % am Bevölkerungszuwachs beteiligt waren. Dementsprechend verdoppelte sich ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung von 8 % auf 16 %.“

Ohne diese Zuwanderung aus aller Welt wäre Leipzig also deutlich langsamer gewachsen und hätte noch lange nicht die 600.000-Einwohner-Schwelle erreicht.

Ab 2015 hatten natürlich auch die Menschen aus den Hauptfluchtländern Syrien, Irak, Afghanistan usw. verstärkt Einfluss auf die Zusammensetzung der Zuwanderung. Insbesondere die Kriegsflüchtlinge aus Syrien haben mittlerweile die bislang größte Migrantengruppe aus Russland zahlenmäßig überholt: „9.958 Personen besaßen einen syrischen Migrationshintergrund. Sie waren demnach die größte Gruppe, gefolgt von Menschen mit russischem (9.922), polnischem (6.455) und rumänischem Migrationshintergrund (5.034).“

Anteil der Migranten aus Hauptfluchtländern an der Leipziger Bevölkerung. Grafik: Stadt Leipzig, Amt für Statistiik und Wahlen
Anteil der Migranten aus Hauptfluchtländern an der Leipziger Bevölkerung. Grafik: Stadt Leipzig, Amt für Statistik und Wahlen

Und auch die syrischen Migranten wurden zuerst im Leipziger Osten und in Grünau heimisch. Bein untersucht die Verteilung der Migrationsgruppen nach Nationalität bis auf Ortsteilebene.

Und da die Migranten im Schnitt deutlich jünger sind als die heimische Bevölkerung, ist jetzt schon absehbar, dass Leipzig schon in wenigen Jahren viel multinationaler aussehen wird als selbst in den jüngst zurückliegenden Jahren.

„Bei den unter 30-Jährigen lag der Anteil der Migranten an der Bevölkerung bei ca. 25 %, mit einer kleinen Ausnahme bei den 18- bis 25-Jährigen, wo er bei 20 % lag. In diesen Altersjahrgängen findet generell eine ausgeprägte Studien- und Bildungswanderung nach Leipzig statt, die etwas stärker von Deutschen ohne Migrationshintergrund geprägt ist“, schreibt Bein.

„Bei den 25- bis 30-Jährigen lag der Migrantenanteil wieder auf dem Niveau der unter 18-Jährigen, allerdings mit einem Unterschied: Während mehr als die Hälfte der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund die deutsche Staatsbürgerschaft besaßen, war dies bei den 25- bis 30-jährigen Migranten nur zu einem kleinen Teil der Fall. Der Ausländeranteil erreichte hier einen Spitzenwert von über 20 %, was unter anderem damit erklärt werden kann, dass in dieser Altersgruppe die internationalen Wanderungsbewegungen am intensivsten stattfinden.“

Was ja nun einmal auch bedeutet, dass der Anteil der Leipziger/-innen mit Migrationshintergrund in der Zukunft auf 25 Prozent steigen wird. Jede vierte Leipzigerin, jeder vierte Leipziger hat dann einen Migrationshintergrund.

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