Früher waren sie einfach da: friedliche Orte in der Stadt, baumbewachsen, Orte der Trauer, der Erinnerung, der Stille – die Friedhöfe. Aber auch sie stehen zunehmend unter Druck und spielen längst auch andere wahrnehmbare Rollen in einer vom Klimastress geplagten Stadt. Das hat jetzt die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Stadtrat Leipzig zu einem Antrag gemacht, der die Leipziger Friedhöfe in den Blick nimmt.

Zuletzt waren die Friedhöfe im September vergangenen Jahres Thema im Leipziger Stadtrat. Da ging es um ein Sitzbankkonzept. In der Diskussion klang schon einiges von dem an, was die Grünen-Fraktion jetzt mit ihrem Antrag aufgreift.

Dessen Zielstellung ist es, dass auch neue Handlungsschwerpunkte entwickelt werden. Denn vor dem Hintergrund des Klimawandels steht auch die Flora auf den Friedhöfen unter einem besonderen Stress, stellen die Grünen fest. Hinzu kämen die Notwendigkeit der Sanierung im Rahmen des Denkmalschutzes für historische Anlagen und die weitere Entwicklung der Friedhöfe.

Der Antrag der Grünen zu den Leipziger Friedhöfen.

Klima, Kosten, Sicherheit: Friedhöfe vielfältig herausgefordert

„Der Friedhof ist ein wichtiger Bestandteil der Bestattungskultur. Er dient als würdevoller Ort der letzten Ruhe der Verstorbenen und bietet einen geschützten Raum für trauernde Menschen. Der Friedhof ist ein Kleinod, das Geschichte und Geschichten trägt“, erläutert Jürgen Kasek, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion, den Antrag.

„Doch der Unterhalt denkmalgeschützter Grabmale und Gebäude, die Sicherung von Mauern und Grabmalen, die Nutzung des Flächenüberhangs sowie veränderte klimatische Bedingungen stellen Friedhöfe vor Herausforderungen.“

Zugleich aber spielen diese stillen Orte eine immer wichtigere Rolle für die großteils versiegelte Großstadt.

Die Zukunft der Friedhöfe

„Friedhöfen kommt eine Bedeutung für Artenreichtum und Stadtklima zu. Um die Friedhöfe im Stadtgebiet in jeder Hinsicht zukunftssicher aufzustellen und Maßnahmen zum Erhalt und zur Aufwertung zu entwickeln und umzusetzen, sollen Einzelpläne für jeden Friedhof aufgestellt werden“, fordert Kasek. „Dabei soll das Thema Umgang mit Trauer und die Zukunft der Friedhöfe und Bestattungen stärker in den Mittelpunkt rücken.“

Also so eine Art Friedhofsentwicklungskonzept mit besonderem Augenmerk „auf dem Erhalt und der Weiterentwicklung von Grünflächen, auf Maßnahmen zur Klimawandelanpassung, auf ökologischen Pflegemaßnahmen, auf Baumnach- und -neupflanzungen sowie auf dem Ausbau von Baumbestattungen“.

„Wir wollen damit auch erreichen, dass die vielen unterschiedlichen Einzelanträge der letzten Jahre zusammengeführt werden, um gemeinsame Bedarfe festzuhalten und zusammen mit den Bürger/-innen über das Thema zu diskutieren“, so Kasek.

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