Das Protestcamp „Heibo“ in der Laußnitzer Heide wurde am Mittwoch, dem 15. Februar geräumt und die Rodungsarbeiten haben begonnen, um den Weg für den Kiesabbau freizumachen. Es geht um den anhaltenden Konflikt Wald namens Kies – und damit Klima- und Artenschutz gegen Wohnungs- und Straßenbau. Obwohl Sachsens Boden reich an Rohstoffen ist, gibt es Engpässe, die auch durch den Kiesabbau bei Ottendorf-Okrilla adressiert werden sollen.

Das Kieswerk dort zählt gemessen an der möglichen Abbaufläche zu den größten in Deutschland und gehört fünf Familien aus Baden-Württemberg. Jedes Jahr werden hier rund 750.000 Tonnen Kies gewonnen. Gleichzeitig ist der Heidebogen ein wertvolles und sensibles Ökosystem mit Mooren, Natur- und Vogelschutzgebieten, die Kiesvorkommen regulieren das hydrologische Gesamtgefüge der Gegend.

„Der Fall ‚Würschnitz 1‘ lässt viele voller Unverständnis zurück. Das Verfahren ist zwar genehmigt, es handelt sich hier jedoch um eine stumpfe Umsetzung von Verträgen aus den 1990er Jahren, die aus heutiger Sicht untragbar für Umwelt- und Naturschutz sind. So dürfen und können wir im Heidebogen, wie auch an anderen Orten Deutschlands, nicht weitermachen. Auch ist es höchste Zeit, dass wir in Anbetracht der rasend schnell fortschreitenden Biodiversitäts- und Klimakrise den Bausektor generell radikal überdenken“, erklärt Martin Ahlfeld, Vorsitzender der Regionalgruppe Dresden des BUND Sachsen.

Vor vollendete Tatsachen gestellt

In „Würschnitz 1“ werden aktuell Tatsachen geschaffen. Für die laufende Rodung kritisiert der BUND Sachsen, dass weder die Staatsregierung noch das Kieswerk hier für ein transparentes, die Zivilgesellschaft ergebnisoffen einbeziehendes Vorgehen sorgen. Es wird sich auf unveröffentlichte Verträge bezogen, die diesjährige Rodungsfläche plötzlich um 2,5 ha ausgeweitet, und aufgrund welcher Sachlage eine artenschutzrechtliche Ausnahmegenehmigung erfolgte, ist ebenfalls unklar, kritisiert der BUND Sachsen.

Neben diesen Problemen stehe die Frage im Raum, wie es mit dem zweiten Abbaufeld „Würschnitz-West“ weitergeht. Das Verfahren hierzu steht noch aus.

BUND plädiert für weitergehende Maßnahmen

„In ‚Würschnitz-West‘ müssen alle Umweltstandards zwingend eingehalten werden, um der fortschreitenden Klima- und Biodiversitätskrise entgegenzuwirken“, fordert Martin Ahlfeld. „In diesem Zusammenhang müssen alle existierenden Alternativen geprüft werden, wie beispielsweise das Abkiesen bereits bestehender Abbaugebiete oder das Erschließen von weniger kritischen Abbaufeldern. Es muss über Alternativen zum Kies selbst diskutiert werden, wie beispielsweise recyceltes Baumaterial für die Neuerrichtung von Häusern. In Zeiten der Klimakrise mit Dürren und Starkregen müssen Moore und puffernde Ökosysteme, wie sie im Heidebogen vorliegen, einen ganz anderen Stellenwert für uns haben.“

Für eine wirkliche Begegnung mit der fortschreitenden Biodiversitäts- und Klimakrise bedarf es aber noch weitreichenderer Schritte, so der BUND Sachsen. Es gehe um eine grundlegende Überwindung der Priorisierung von wirtschaftlichen Interessen Einzelner vor dem Schutz der Lebensgrundlage von allen – der Natur, des Grundwassers sowie des Klimas. Auch Sachsens Flächensparziel für Neuversiegelungen einzuhalten, würde den Kiesbedarf drastisch senken.

Die Stellungnahme des BUND Sachsen zum Kies-Abbaugebiet Würschnitz-West findet man hier.

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Keine Kommentare bisher

Wieder ein Beispiel des vollkommen intransparenten OBERBERGAMTES, das dem Wirtschaftsministerium unersteht….so wie im Fall HOLZBERG, den Tagebaugebieten etc etc. Wann wird das endlich aufhören ?

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