LEIPZIGER ZEITUNG/ Auszug Ausgabe 86, seit 18. Dezember 2020 im HandelKarsten Heine (Präsident des Rugby Club Leipzig): Ein schwieriges Jahr geht zu Ende, das einem aber mit all seinen Einschränkungen dazu zwang oder zumindest die Möglichkeit bot, sich zu erden und zur Besinnung zu kommen. Gerade in sportlicher Hinsicht ging dieses Jahr für den Rugby Club Leipzig (RCL) zunächst genauso großartig weiter, wie das alte aufgehört hatte.

Bei der Sportlerwahl der Stadt Leipzig belegten wir als Mannschaft hinter RB den zweiten Platz. Unglaublich! Auch in der Bundesliga lagen wir auf dem zweiten Platz und hatten das Finale klar vor Augen. Außerdem organisierten wir für September das internationale Treffen der Rugby-Oldies in Leipzig, bei dem sich Teams aus Europa und Übersee bei uns treffen wollten, um Sport zu treiben und kräftig zu feiern.

Wir hatten lange und intensiv geplant, Hotels gebucht und mit Leipziger Gastronomen Pakete geschnürt. Das Bundesligateam war schon in direkter Wettkampfvorbereitung und vollständig an Bord. Alle waren da, keiner verletzt, es ging voran und von Erfolg zu Erfolg, was sollte passieren?

Ja, was sollte schon passieren? Man war ja gewöhnt, dass alles geht und an Einschränkungen dachten wir eher nicht. Und dann war es soweit: Ein Virus, das man nicht mit einfachen Maßnahmen umgehen oder besiegen kann, kämpfte sich mitten in unsere Realität. Auf einmal ruhte fast alles, Lockdown. Die Straßen waren leer und der Ball ruhte.

Auf einmal änderte sich alles. Zu den allgemeinen Einschränkungen und den persönlichen und wirtschaftlichen Auswirkungen, kam die Sorge um den Sport und den Verein. Nicht mehr schneller, höher, weiter – jetzt hieß es durchhalten und Wege finden, die dem Sport und dem Verein das Überleben sichern und die Mitglieder bei der Stange halten.

Das Titelblatt der LEIPZIGER ZEITUNG Nr. 86, Ausgabe Dezember 2020. Foto: Screen LZ

Bei allem Negativen, das die Situation mit sich brachte, zeigte sich doch etwas Wichtiges und Schönes, etwas, worauf sich bauen lässt: Zusammenhalt, Treue und gegenseitige Unterstützung. Auch wenn viele Mitglieder und Sponsoren selbst mit den Auswirkungen der Pandemie zu tun hatten, so halfen sie, wo es nur ging und hielten uns die Treue. Die Trainer verwendeten viel Zeit und Energie darauf, den Sportlern Trainingspläne für das individuelle Training zu erarbeiten und die Kids online zu trainieren.

Einen positiven Nebeneffekt hatte das alles noch: Unser völlig überlasteter Rasen hatte mal ein wenig Ruhe und wir die Zeit, ihm mal eine ganz besondere Pflege angedeihen zu lassen. Nach der Spendenaktion „Rasenpaten“ hatten wir so viel Geld zusammen, dass wir eine Fachfirma beauftragen und unser „Grün“ gründlich ertüchtigen lassen konnten. Nur Rugby, der Sport, um den sich seit 2012 ein großer Teil meines Lebens „dreht“, ruhte.

Auch wenn wir im September noch zwei Spiele in einer Übergangsbundesliga absolviert hatten, war uns schon im Frühjahr klar, dass das dieses Jahr wohl nichts mehr wird. Deshalb haben wir uns auch schon im Frühjahr schweren Herzen entschieden, dass Oldieturnier abzusagen. Schon aus damaliger Sicht war es zu gefährlich und nicht vertretbar, in so einer Situation eine so große Veranstaltung in Leipzig durchzuführen, besonders in dieser Altersgruppe. Mit dem Wegfall der sportlichen Aktivitäten im Verein wurde auch ein wenig Zeit frei, bestimmte Dinge sorgfältig zu reflektieren, zu durchdenken und Pläne zu schmieden.

Nun stecken wir erneut mitten im Lockdown und wissen noch weniger als im Frühjahr, wann wir wieder zur Normalität finden. Aber die Erfahrungen aus den letzten elf Monaten, das tolle Team um mich herum und die Kraft, die ich aus meiner Familie ziehen kann, geben mir den Mut zu träumen und daran zu glauben, dass diese Träume wahr werden. Klar, wir werden sicher nicht schadlos aus der Pandemie kommen. Sie wird auch in unserem Sport und Verein ihre Spuren hinterlassen, aber es wird weiter gehen.

Wir werden dann auf dem Feld wieder darum kämpfen, in die Finalrunde der Deutschen Meisterschaft zu kommen und dort alles geben. Ich glaube außerdem daran, dass wir in zwei Jahren eine Leipziger Rugbyakademie haben, wo Kinder auf hohem Niveau den schönen Sport erlernen können und wir gemeinsam mit den südafrikanischen Allstars unsere Männer und Frauen weiter verbessern werden. Wir werden gemeinsam mit der Stadt Leipzig unser Sportgelände weiter entwickeln und Dinge, die wir dringend verbessern oder abstellen müssen, optimieren.

Nein, wir sind nicht unverletzlich, das wird uns gerade deutlich aufgezeigt. Es geht nicht immer alles nur voran, aber so wie das Hinfallen zum Laufen lernen gehört, gehört der Rückschlag zum Fortschritt. Ich wünsche uns allen, dass wir möglichst gut durch diese herausfordernde Zeit kommen. Doch bei allem Schlimmen, das diese Situation mit sich bringt, werden wir auch daran wachsen!

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