Der 4. November 2017 war für das Judo in Leipzig ein denkwürdiger Tag. Denn an jenem Samstag war der Judoclub Leipzig (JCL) zuletzt Ausrichter für ein Bundesliga-Finale der Männer gewesen. Mit dieser Veranstaltung wurden Maßstäbe gesetzt. „Wir haben in der Arena Leipzig 2.600 Leute live für Judo begeistert. Das ist bis heute absoluter Rekord für ein Bundesliga-Finale“, erinnert sich JCL-Manager Stefan Schulze sehr gern daran zurück. Jetzt, vier Jahre später, steigen die Endkämpfe erneut in der Messestadt.

Doch diesmal wird alles eine Nummer kleiner ausfallen. „Wegen Corona haben wir uns schon im Vorfeld entschieden, es diesmal klein, fein und familiär zu gestalten“, begründet Schulze. Aber er ist davon überzeugt: „Wir werden auch in der Sporthalle Brüderstraße eine schöne Veranstaltung auf die Beine stellen.“ Dort sind dann maximal 999 Zuschauer/-innen zugelassen.Und noch etwas wird anders sein als damals: Das Leipziger Judo-Team kann diesmal nicht selbst auf der Matte ins sportliche Geschehen eingreifen. Die Männer von Trainer Olaf Schmidt sind um Haaresbreite am Einzug in das Final4 vorbeigeschrammt. „Es war schon ein ambitioniertes Ziel“, gesteht Schulze.

„Aber man hat ja gesehen, wie hauchdünn es am Ende war. Man könnte sagen, bei unseren insgesamt 9 mal 14 Kämpfen haben uns am Ende gerade mal zwei Einzelsiege gefehlt. Wir waren also verdammt nah dran, und es wäre möglich gewesen. Aber wir hatten mit den Liga-Krösussen Abensberg und Esslingen auch zwei sehr schwer zu bezwingende Gegner.“

Dennoch hatte sich der JCL über die gesamte Saison stark präsentiert, holte beim Favoriten TSV Abensberg sogar ein überraschendes 7 : 7 und damit einen Punkt, und hatte bis zum letzten Kampf der Saison realistische Chancen, erneut den Sprung ins Final4 zu schaffen. Am Ende war es ein filmreifer Showdown, denn genau dieser letzte Kampf fand gegen den KSV Esslingen statt, eine der beiden mächtigen Liga-Größen. Und es war klar: Leipzig braucht einen Sieg, um das Team aus Baden-Württemberg überholen zu können und an deren Stelle ins „Finale daheeme“ einzuziehen.

Allen war klar, dass es eine knappe Sache werden würde. Auch JCL-Manager Stefan Schulze wurde im Vorfeld häufig nach einer Prognose befragt. Darauf hatte er eine überraschend deutliche Antwort parat: „Es ist ganz klar, ich weiß, wie es ausgeht, 8 : 6 – ich weiß nur nicht für wen.“ Und es war tatsächlich exakt dieses Resultat, was am Ende des Tages Eingang in die Statistik fand. Der Sieger allerdings hieß Esslingen.

„Das war für uns ein harter Schlag, auch für mich waren das ganz harte Stunden. Denn die Tür war ganz weit offen, und am Ende war es eine hauchdünne Geschichte“, blickt Schulze noch immer mit Wehmut auf diesen Tag der Entscheidung zurück. „Drei Duelle standen auf Messers Schneide, wenn die andersherum ausgehen, gewinnen wir mit 9 : 5 und hätten die absolute Sensation. Doch so war es leider nicht.“

Die Leipziger Zeitung, Ausgabe 96. Seit 29. Oktober 2021 im Handel. Foto: LZ

Damit ging für die Leipziger eine Saison zu Ende, die coronabedingt in einen sehr engen Zeitrahmen gepresst wurde. „Die Entscheidung des Deutschen Judo-Bundes (DJB), den gesamten Saisonablauf in die drei Monate September bis November zu packen, war krass, aber nachvollziehbar“, so Schulze.

„Allerdings war es mit zwei, drei Kämpfen am Wochenende auch eine absolute Maximalbelastung. Denn das waren pro Team 28 bzw. 42 Einzelkämpfe am Tag. Wir sind daher froh, dass wir mit nur ein, zwei echten Verletzungen davongekommen sind.

Denn einige Stammathleten hatten bis zu sechs Kämpfe am Tag und am folgenden Wochenende ging es gleich so weiter. Das war ungewohnt, das hast du sonst im Judo-Sport nicht. Man stelle sich das mal beim Fußball vor, vormittags gegen Dortmund und nachmittags gegen Bayern spielen zu müssen. Das wäre wohl undenkbar.“

Hinzu kam für den JCL auch noch das Pech, nur einen einzigen Heimkampf-Tag gehabt zu haben und diesen auch noch ganz zu Beginn der Saison. „Das war für unsere Judo-Kinder, für die Zuschauer und die Eintrittskassen eine echte Katastrophe“, bedauert Schulze diese Konstellation. „Deshalb haben wir uns als Ausgleich auch direkt um die Austragung des Final4 beworben und sehr bald dafür auch den Zuschlag erhalten.“

Auf der am 14. November hoffentlich ausverkauften Zuschauertribüne wird auch die komplette JCL-Mannschaft Platz nehmen. „Natürlich wird das für sie auch ein komisches Gefühl sein, weil alle lieber unten auf der Tatami gestanden hätten. Aber ich glaube nicht, dass es sich einer entgehen lassen wird, dieses Niveau im Judo zu Hause ansehen zu können.

Außerdem bildest du dich im Judo auch immer mit den Augen weiter und kannst bei dieser Gelegenheit die Gegner für das nächste Jahr beobachten“, weiß Manager Stefan Schulze, der sich auch selbst vorgenommen hat, trotz organisatorischer Aufgaben, an diesem Tag einfach mal in Ruhe Judo zu schauen.

Und einen heißen Meister-Tipp hat der 35-Jährige auch schon in petto: „Ich denke, dass Abensberg Deutscher Meister wird. Für mich sind sie der Favorit“.

Bundesliga-Finale im Judo

14. November – Sporthalle Brüderstraße
Zeitplan

11:00 Uhr: Halbfinale Hamburger JT – TSV Abensberg (1. Durchgang)
11:50 Uhr: Halbfinale KSV Esslingen – UJKC Potsdam (1. Durchgang)
12:40 Uhr: Halbfinale Hamburger JT – TSV Abensberg (2. Durchgang)
13:30 Uhr: Halbfinale KSV Esslingen – UJKC Potsdam (2. Durchgang)

15:00 Uhr: Finale Sieger Halbfinale I – Sieger Halbfinale II (1. Durchgang)
16:15 Uhr: Finale Sieger Halbfinale I – Sieger Halbfinale II (2. Durchgang)

17:00 Uhr: Siegerehrung

Tickets unter: www.jc-leipzig.de/shop
Normalpreis: 15 Euro
Schüler/- und Student/-innen: 12,50 Euro
Kinder (7–12 Jahre): 10 Euro

„Das war für uns ein harter Schlag: Finale der Turbo-Saison findet ohne Gastgeber Judoclub Leipzig statt“ erschien erstmals am 29. Oktober 2021 in der aktuellen Printausgabe der LEIPZIGER ZEITUNG. Unsere Nummer 96 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.

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