Verliehen wurden die neuen Hieronymus-Lotter-Preise schon im Rahmen der „denkmal 2022“ am 23. November in der Alten Nikolaischule. Die Gelegenheit, ihre Plakette nun am preisgekrönten Wohnensemble anzubringen, nutzte die Vereinigte Leipziger Wohnungsgenossenschaft eG (VLW) am Donnerstag, dem 23. März. Der ÖPNV lag wegen des LVB-Streiks zwar darnieder, aber das Frühlingswetter spielte mit.

28 Bauherren, vier öffentliche und 24 private, hatten sich um den Hieronymus-Lotter-Preis 2022 beworben, der seit immerhin schon 1988 für vorbildliche Sanierungen Leipziger Bauwerke von der Kulturstiftung Leipzig vergeben wird. Namensgeber ist der jetzt fast schon legendäre und von allerlei Mythen umrankte Leipziger (Bau-)Bürgermeister Hieronymus Lotter (um 1497–1580), auf dessen Konto der Bau des Alten Rathauses und der Pleißenburg im 16. Jahrhundert geht.

Preise erhielten 2022 die Vereinigte Leipziger Wohnungsgenossenschaft eG mit W&V Architekten GmbH für die Sanierung des Fritz-Riemann-Quartiers an der Lützowstraße und die Karl Schubert Schule Leipzig, Freie Waldorfschule e. V. mit Architekt Hartmut Sebastian Schneider für die Restaurierung und den Umbau des historischen Tagelöhnerhauses in der Raschwitzer Straße 4.

Der Sonderpreis für Öffentliche Bauherren ging an die Stadt Leipzig und das Planungsbüro RBZ Generalgesellschaft mbH für die Sanierung der Schule am Palmengarten in der Karl-Heine-Straße 22B.

Das besondere Riemann-Quartier

Dass das liebevoll sanierte Riemann-Quartier diesmal mit einem Preis gewürdigt wurde, darüber ist man bei der VLW besonders glücklich.

Ein Blick ins liebevoll sanierte Treppenhaus in der Krokerstraße 14a/ Wustmannstraße 1–11. Foto: Sabine Eicker
Blick ins liebevoll sanierte Treppenhaus in der Krokerstraße 14a/Wustmannstraße 1–11. Foto: Sabine Eicker

Unter den zahlreichen genossenschaftlichen Siedlungen, die nach dem Ersten Weltkrieg in Leipzig entstanden, stechen die Wohnbauten des bedeutenden Architekten Fritz Riemann (1881–1955) durch ihre geschickten städtebaulichen Lösungen und die imposant gegliederten und detailreichen Fassaden heraus. Seit 2017 saniert die Vereinigte Leipziger Wohnungsgenossenschaft eG (VLW) nach Entwürfen von W&V Architekten aus Leipzig gleich mehrere Wohnquartiere. Insgesamt sind es 17 Häuser mit 247 Wohnungen in der Otto-Adam-, Kroker-, Wustmann- und Renkwitzstraße – im Stadtteil Leipzig-Gohlis.

Zu den herausragenden Riemann-Bauten zählt die denkmalgeschützte Wohnanlage Krokerstraße 14a, Ecke Wustmannstraße 1–11: Jüngst wurde die VLW gemeinsam mit W&V Architekten für die denkmalgerechte Instandsetzung des Wohnensembles mit dem Hieronymus-Lotter-Preis für Denkmalpflege 2022 prämiert. Die Auszeichnung wurde zum 16. Mal durch die Kulturstiftung Leipzig in Zusammenarbeit mit der Stadt Leipzig für die beste Altbausanierung Leipzigs verliehen.

Krokerstraße, Ecke Wustmannstraße, Leipzig-Gohlis.
Das preisgekrönte Wohnensemble Krokerstraße 14a/Wustmannstraße 1–11. Foto: Sabine Eicker

„Wir freuen uns über die Auszeichnung und damit die Würdigung der gemeinsamen Arbeit mit W&V Architekten. Als über 100 Jahre altes Wohnungsunternehmen mit historischem Wohnungsbestand sind wir uns dieses städtebaulichen Erbes bewusst. Es ist jedes Mal aufs Neue schön zusehen, wie die über viele Jahre zugemauerten Häuser in neuem Glanz erstrahlen und Genossenschaftsmitgliedern ein zu Hause geben“, so Wolf-Rüdiger Kliebes, Vorstandsvorsitzender der VLW.

Gemeinsam befestigten beide Unternehmen am Donnerstag, dem 23. März, die Bronze-Plakette mit dem Abbild des Namensgebers Hieronymus Lotter an der Hausfassade des Wohnensembles.

Eine besondere Ehrung für Fritz Riemann

„Der renommierte Preis ist im Grunde vor allem auch eine postume Ehrung des Architekten Fritz Riemann. Mit überschaubaren Eingriffen und einer intelligenten Weiterentwicklung der Erschließung und der Grundrisse ist ein zeitgenössischer Umbau für die Wohnungsbedürfnisse 4.0 realisiert worden“, sagt Gunnar Volkmann, geschäftsführender Gesellschafter von W&V Architekten.

Die sieben Mehrfamilienhäuser umfassende Wohnanlage ist Teil einer geschlossenen Blockrandbebauung aus dem Jahr 1925/26. Von 2019 bis 2021 wurde die Wohnanlage denkmalgerecht hochwertig saniert und dabei die historische Bausubstanz an aktuelle Wohnstandards angepasst. Der neue Wohnungsmix gleicht dem Bestand und wurde auf heutige Bedürfnisse ausgerichtet: Neben größeren Badezimmern gehören moderne hofseitige Balkonanlagen zu den Umbaumaßnahmen.

Der großzügig begrünte Innenhof mit Spielplatz bietet Raum für gemeinsame Freizeitaktivitäten und dient als Treffpunkt für die Bewohnerinnen und Bewohner. Naturnahe und nachhaltige Umgebung standen im Fokus bei der Gestaltung: Unter dem Titel „Tierische Wohngemeinschaften in der Stadt“ wurden Insektenhotels auf dem Gelände und Fledermauskästen an der Fassade angebracht, die Lebensräume für heimische Arten bieten.

Die Zusammenarbeit zwischen der VLW und W&V Architekten wird aktuell im größten Sanierungsvorhaben der Genossenschaft fortgeführt: Der Kleisthof – bis vor kurzem noch größte unsanierte Blockrandbebauung Leipzigs – wird in den Jahren 2023/2024 fertiggestellt.

Das denkmalgeschützte Wohnensemble an der Lützowstraße 58–66, Coppistraße 23–31 und Kleiststraße 13–17 umfasst 15 Häuser mit insgesamt 130 Wohnungen und erhält zudem eine Tiefgarage unter dem Innenhof. Insgesamt investiert die VLW mehr als 30 Millionen Euro in dieses Vorhaben.

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