Die Forderung des Fahrgastverbandes PRO BAHN nach einem ÖPNV-Verbund für ganz Sachsen ist nicht neu. Aber neues Futter bekam sie durch den Beschluss der Zweckverbandsversammlung des Zweckverbandes Verkehrsverbund Oberlausitz-Niederschlesien (ZVON) vom 27. Juni 2025 zum Zusammenschluss des ZVON mit dem ZVOE (Zweckverband Verkehrsverbund Oberelbe/VVO) als wichtige Weichenstellung für die Zukunft.
Der Grund für den Zusammenschluss waren nun einmal die störenden Verbandsgrenzen, die wichtige Entscheidungen blockierten.
Oder mit den Worten aus der Meldung des ZVON: „Mit dem neuen Verbund soll der öffentliche Personennahverkehr in Ostsachsen langfristig leistungsfähiger, agiler und zukunftssicherer aufgestellt werden. Zudem soll perspektivisch die Tarifgrenze beseitigt werden, die seit dem Zusammengehen der Altkreise Bautzen und Kamenz im Jahr 2008 durch den Landkreis Bautzen geht.“
„Wichtig ist für uns, dass sich durch die Vereinigung möglichst schnell konkrete Verbesserungen für die Fahrgäste ergeben, sonst ist die Fusion nicht zielführend“, betont Michael Koch, Referent für die Region Dresden vom Fahrgastverband PRO BAHN Mitteldeutschland.
Konkret fordert der Fahrgastverband PRO BAHN für den neuen Verkehrsverbund Ostsachsen:
- einen einheitlichen, einfachen Tarif (Einfachtarif des Fahrgastverbandes PRO BAHN, www.pro-bahn.de/einfachtarif)
- Taktverdichtung auf der Achse Dresden – Bischofswerda (– Zittau)
- keine Abbestellungen oder Kürzungen im ländlichen Raum (Erhalt der Regionalbahnlinie 64 Hoyerswerda – Görlitz)
- Ausbau des PlusBus- und TaktBus-Angebots; Verbesserung der Busverbindungen zwischen den alten Verbünden und grenzüberschreitender Busverbindungen
- langfristig Reaktivierungen (Meißen – Döbeln, Kamenz – Senftenberg/Spremberg, Löbau – Herrnhut – Zittau, Rumburk – Ebersbach/Seifhennersdorf)
- Einbeziehung der Fahrgäste und konstruktive Zusammenarbeit mit Interessengruppen
Braucht Sachsen nur einen Verkehrsverbund?
Gleichzeitig sieht der Fahrgastverband PRO BAHN die Reduktion von fünf auf vier Verkehrsverbünde nur als Zwischenschritt.
„Der Freistaat Sachsen steht in der Verantwortung, die nächsten Schritten zu einem ÖPNV-Verbund für ganz Sachsen zu gehen. Regionale Vor-Ort-Kompetenz muss dabei erhalten bleiben und in Prozesse eingebunden werden“, fordert Markus Haubold, Vorsitzender des Landesverbands PRO BAHN Mitteldeutschland.
Das ist übrigens auch schon seit Jahren ein Ziel, an dem das sächsische Verkehrsministerium gearbeitet hat. Doch SPD-Minister Martin Dulig scheiterte immer wieder an den Widerständen im Land selbst. Aufgegeben wurde die Idee trotzdem nicht.
Die sächsische Landesregierung hat 2024 in ihrem Koalitionsvertrag formuliert: „Wir werden die Gründung einer gemeinsam von Land und kommunaler Ebene getragenen Landesnahverkehrsgesellschaft vorantreiben, die einen sachsenweiten Verbundtarif organisiert und als Aufgabenträger für den Schienenpersonennahverkehr sowie landesweit bedeutsame Buslinien fungiert. Ziel ist es, den Nahverkehr als ganzheitliches System für Sachsen mit einheitlichen Tarifen und Beförderungsbedingungen weiterzuentwickeln.
Wir wollen insbesondere die Stärkung von Stadt-Umland-Beziehungen und die Vernetzung zwischen städtischen und ländlichen Gebieten stärker fördern. Um dieses Ziel zu erreichen, wollen wir im Jahr 2025 mit der kommunalen Ebene die finanziellen und organisatorischen Fragen klären und danach die gesetzlichen Grundlagen schaffen. Unser Ziel ist ein einheitlicher ÖPNV-Zweckverband.“
Der Fahrgastverband PRO BAHN will dieses Vorhaben der sächsischen Staatsregierung unterstützen und sieht darin eine Chance, den ÖPNV in Sachsen deutlich zu stärken. Sachsen könnte mit der Neuorganisation der ÖPNV-Struktur Vorbild für andere Bundesländer werden, formuliert der Fahrgastverband seine Hoffnung.
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Diese Orientierung auf einen sachsenweiten Verbundtarif wäre nur zu begrüßen, damit endlich einmal die undurchschaubaren Tarifzonen und die Abgrenzung der Verkehrsverbünde beseitigt würden. Diese Kleinstaaterei selbst innerhalb Sachsens vermiest jedem Nutzenden des ÖPNV das Fahren innerhalb des Landes Sachsen, außer man hat das D-Ticket. Aber selbst dafür (D-Ticket) wackelt jedes Jahr die Finanzierung und es fehlt die Verlässlichkeit durch die Politik.