Wenn Ende 2022 das Auenentwicklungskonzept vorgelegt wird, muss auch eine Lösung für das Elsterbecken darin verankert sein. Und zwar eine, die der Nordwestaue nicht das Wasser entzieht und gleichzeitig den ökologisch inakzeptablen Zustand dieses Gewässers beendet. Das aber funktioniert nur, wenn im Becken wieder ein offener Fluss fließen kann. Die Grünen machen das Elsterbecken jetzt wieder zum Thema im Stadtrat.

Nachdem die Fraktion von Bündnis 90 / Die Grünen bereits 2019 einen entsprechenden Prüfauftrag beantragte und die Idee zuletzt vom Umweltbund Leipziger Ökolöwe ins Spiel gebracht wurde, soll nun eine Machbarkeitsstudie beauftragt werden. Demnach soll umfassend geprüft werden, wie das Gebiet zwischen Palmengartenwehr und Nahle, Weißer Elster und Neuer Luppe in eine natürliche Flusslandschaft verwandelt werden kann, um damit den Biotopverbund zu stärken.„Weder die aktuelle Situation noch die derzeitigen Planungen für das Elsterbecken sind ökologisch, städtebaulich oder wirtschaftlich zufriedenstellend“, sagt Dr. Tobias Peter, Fraktionsvorsitzender und stadtentwicklungspolitischer Sprecher der Fraktion.

„Mit einer Renaturierung des Elsterbeckens könnte ein mäandrierender Flusslauf mit einer erlebbaren Flusslandschaft angelegt werden, die gegebenenfalls mit Sport- und Freizeitanlagen sowie Liegewiesen und Badestellen dem erhöhten Bedarf an Erholungsflächen in Stadtnähe Rechnung trägt. In städtebaulicher Hinsicht sind bei der Prüfung einer öffentlich zugänglichen Park-, Sport- und Freizeitanlage insbesondere die Planungen zum Rahmenplan Stadionumfeld sowie Aspekte des Denkmalschutzes, insbesondere im Abschnitt zwischen Elsterwehr und Zeppelinbrücke zu berücksichtigen.“

Die Grüne Ratsfraktion beantragte bereits im Februar 2019 zu prüfen, ob zwischen Palmengartenwehr und dem Luppewehr ein mäandrierender Flusslauf in einer Wiesenlandschaft angelegt werden kann. Der Antrag fand im Rat jedoch keine Mehrheit.

Angesichts der verstärkten Aktivitäten von Stadt und Freistaat zur Wiederherstellung der natürlichen Auendynamik und der Notwendigkeit einer umfassenden Renaturierung der Fließgewässer ist auch die Perspektive des Elsterbeckens grundsätzlich zu klären, betont der jetzt eingereichte Antrag der Grünen.

So könnte das Elsterbecken wieder zu einem natürlichen Fluss werden. Visualisierung: Ökolöwe
So könnte das Elsterbecken wieder zu einem natürlichen Fluss werden. Visualisierung: Ökolöwe

Vor Entstehung des Elsterbeckens in den 1920er Jahren erstreckten sich zwischen Palmengartenwehr und Unterem Elsterwehr die Frankfurter Wiesen, die einer natürlichen Auendynamik mit wiederkehrenden Hochwassern unterlagen. Im Zuge mit anderen Hochwasserschutzmaßnahmen im Gewässerknoten Leipzig wurde die Wasserfläche des Elsterbeckens vor hundert Jahren geschaffen.

Sollte die dadurch entstehende Sedimentfalle ursprünglich für die Gewinnung von Dammmaterial genutzt werden, müssen mittlerweile immer wieder erhebliche finanzielle Mittel aufgewendet werden, damit der notwendige Hochwasserschutz gewährleistet werden kann, stellen die Grünen fest. Außerdem wirken die fehlenden Sedimente unterhalb des Luppewehrs zerstörend. Denn dort fehlen sie. Geröll wird abgetragen, der Fluss gräbt sich förmlich immer tiefer.

Das auf dem Integrierten Gewässerkonzept von 2004 basierende Hochwasserschutzkonzept sieht das Elsterbecken als eine stehende Wasserfläche vor, mit einer Führung der Elster über den verfüllten alten Lauf zwischen Schreberbad und Leutzscher Allee. Ein Konzept, das sich nicht ansatzweise mit der Europäischen Wasserrichtlinie verträgt, auch nicht mit der Wiederherstellung der Flussaue der Weißen Elster, der Nahle und der Luppen.

Tatsächlich wird das Gewässerkonzept von 2004 geprägt durch die Schaffung neuer Kurse für den Wassertourismus

„Mit dem Antrag greifen wir die seit Jahren immer wieder geäußerte Idee auf, das Elsterflutbett zu entwickeln und dadurch auch den Biotopverbund zwischen nördlichem und südlichem Auwald an der besonders sensiblen Stelle innerhalb der Stadt zu stärken“, geht Jürgen Kasek, Stadtrat der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen und umweltpolitischer Sprecher der Fraktion, auf den zweiten wichtigen Faktor ein: den an dieser Stelle massiv eingeengten Biotopverbund.

„Vor Entstehung des Elsterbeckens in den 1920er Jahren erstreckten sich zwischen Palmengartenwehr und Unterem Elsterwehr die Frankfurter Wiesen, die einer natürlichen Auendynamik mit wiederkehrenden Hochwassern unterlagen. Mit einem relativ hohen finanziellen Aufwand müssen immer wieder Sedimente entfernt werden. Das auf dem Integrierten Gewässerkonzept von 2004 basierende Hochwasserschutzkonzept sieht das Elsterbecken als eine stehende Wasserfläche vor, mit einer Führung der Elster über den verfüllten alten Lauf zwischen Schreberbad und Leutzscher Allee. Die Überarbeitung des Hochwasserschutzkonzeptes ist deshalb dringend notwendig!“

Ziel der Prüfung sollte also die „Ermöglichung einer natürlichen Auendynamik bei gleichzeitigem Ausschluss einer Öffnung der Alten Elster“ sein, heißt es im Antrag, der auch die Kostenseite in Betracht nimmt. Denn sowohl die Ausbaggerung der Sedimente im Elsterbecken würde Millionensummen verschlingen, als auch der Neubau der sogenannten Alten Elster – ohne dass die Nordwestaue danach das benötigte Wasser für eine natürliche Auendynamik bekäme.

So ganz unbekannt dürfte zumindest der Landestalsperrenverwaltung diese Idee nicht sein, denn damit hat sie sich schon beschäftigt, bevor Leipzigs Umweltbürgermeister 2004 wieder mit der Uraltidee aufschlug, das Elsterbecken zur Ruderbootstrecke machen zu wollen.

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