Die Waldbrände in Tschechien, Sachsen und Brandenburg sind nach wie vor das wichtigste Thema der Region. Mittlerweile werden Löschhubschrauber eingesetzt, die Brände sind unter Kontrolle. Im Elbe-Elster-Kreis erschwert ein Bombenfund die Brandbekämpfung. Michael Kretschmer meldete sich angesichts der historischen Brände heute aus der Sommerpause und die Stadt Leipzig hat einen Maßnahmenplan zum Energiesparen vorgelegt. Die LZ fasst zusammen, was am Mittwoch, dem 27. Juli 2022, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Leipzig geht in den Energiesparmodus

Unter dem Motto „Jede kleine Maßnahme zählt!“ setzt die Stadt Leipzig ab sofort einen mehrstufigen Energiesparplan um, der den Verbrauch von Erdgas, Strom und Fernwärme reduzieren soll. Ab jetzt ist beispielsweise die sogenannte Effektbeleuchtung an bestimmten Gebäuden abgeschaltet, so wie am Völkerschlachtdenkmal. Außerdem werden in städtischen Einrichtungen mobile Klimageräte und Warmwasserboiler fortan nicht mehr genutzt. Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) stellte den Maßnahmenplan heute im Neuen Rathaus vor.

Ziel ist es laut Jung, 15 Prozent weniger Strom und fossile Energie generell zu verbrauchen. Die Maßnahmen orientieren sich am Notfallplan Gas der Bundesrepublik und dem Notfallplan der EU-Kommission und sollen den kommunalen Betrieb und die kritische Infrastruktur angesichts der weltpolitischen Lage sichern und aufrechterhalten.

Derzeit würden konkrete Energiesparpläne für Schulen, Kultureinrichtungen und Schwimmbäder erarbeitet. Sie sollen Ende August vorgelegt werden. Auch soll die Beleuchtung in allen Räumen der Stadtverwaltung überprüft und die Raumtemperatur während der Heizperiode dort auf 19 Grad abgesenkt werden.

Kiews Bürgermeister Klitschko bedankt sich bei Stadt Leipzig

Die Stadt veröffentlichte heute einen Dankesbrief Vitali Klitschkos an Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung, der auf den 25. Juli datiert ist. Klitschko ist der Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew, seit über 60 Jahren eine Partnerstadt Leipzigs.

„Wir schätzen Ihre Hilfe sehr und sind dankbar für Ihr großes Herz und Ihre Solidarität in dieser für unsere Heimat so schwierigen Zeit“, ließ Klitschko Leipzigs OB in einem händisch unterzeichneten Brief wissen.

Klitschko wolle sich mit dem Schreiben sowohl beim Leipziger Stadtrat als auch bei den Mitarbeiter/-innen der Verwaltung und den Bürger/-innen Leipzigs für „das Engagement, die Wertehaltung und Zusammenarbeit“ bedanken.

Zuletzt hatte Vitali Klitschko am 13. April per Videoschalte zum Leipziger Stadtrat gesprochen.

Waldbrände werden zu touristischer Attraktion

Die Waldbrände in Sachsen und Brandenburg sind unter Kontrolle und seit gestern Abend weitgehend unverändert. Der Brand im Nationalpark Sächsische Schweiz ist der flächenmäßig größte Brand, der je in dem Gebiet dokumentiert wurde. Auf tschechischer Seite ist der Schwerpunkt der Löscharbeiten nach wie vor in Hřensko.

Die Feuerwehr Hřensko veröffentlichte heute bemerkenswerte Fotos aus dem Brandgebiet, auf denen erschöpfte Feuerwehrleute, stapelweise gelbe Sauerstoffflaschen und verkohlte Kiefern vor dem Hintergrund eines orangefarbenen Flammenmeeres zu sehen sind – Bilder, die wir sonst von der jährlichen Waldbrandsaison beispielsweise in Australien gewohnt sind.

Mittlerweile sind fünf Löschhubschrauber der Bundeswehr in der Sächsischen Schweiz im Einsatz, die Wasser aus der Elbe und Kirnitzsch schöpfen und auf den brennenden Flächen verteilen. Der Betrieb der Kirnitzschtalbahn – eine historische Straßenbahn entlang des Elbe-Zuflusses Kirnitzsch, die normalerweise Tourist/-innen in die Berge transportiert – wurde eingestellt.

Begründung: Zu viele Schaulustige würden mit der Bahn Aussichtspunkte ansteuern, um ein paar eindrucksvolle Bilder von den Bränden zu machen oder zumindest einen Blick darauf zu erhaschen. Dabei behinderten sie laut Feuerwehr die Löscharbeiten.

Kretschmer meldet sich aus der Sommerpause

Das letzte Mal ließ Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) am 19. Juli von sich hören. Damals tätigte er seine umstrittene Forderung, den Ukraine-Krieg im Hinblick auf die weltwirtschaftlichen Folgen „einzufrieren“. Heute meldete sich Kretschmer aus der Sommerpause, um erstmals die Waldbrände in Sachsen zu kommentieren.

Auf Twitter wies der sächsische Regierungschef auf den unermüdlichen Einsatz der Einsatzkräfte in Nordsachsen und in der Sächsischen Schweiz hin. „Unter schwierigen Bedingungen kämpfen sie gegen die Flammen“, schrieb Kretschmer heute. „Dafür meinen tiefsten Dank & Respekt!“

Zudem erinnerte Kretschmer heute an das Betretungsverbot der Wälder, das seit gestern rund um die Uhr im kompletten Landkreis Sächsische Schweiz-Osterzgebirge gilt, also auch im Nationalpark Sächsische Schweiz. Die Polizei berichtete heute von zehn dokumentierten Verstößen gegen das Verbot am gestrigen Dienstag. Am Abend kontrollierten Beamt/-innen das Verbot nahe dem Zirkelstein, wobei sie zehn Personen auf Wanderwegen aufgriffen und mit Ordnungswidrigkeitsanzeigen nach Hause schickten.

Eine Ordnungswidrigkeit kann laut dem Waldgesetz des Freistaates bis zu 2.500 Euro betragen, in besonders schweren Fällen bis zu 10.000 Euro.

Allgemeinverfügung regelt Betreten der Dresdner Wälder

Auch das Betreten von Wäldern in und um Dresden könnte bald verboten sein. Heute hat die Landeshauptstadt eine Allgemeinverfügung vorgelegt, die ab morgen bis Ende September gelten soll. Sie verbietet es bei Waldbrandstufe 4, von Wegen abzugehen. Bei der höchsten Waldbrandstufe 5 dürfen Wälder dann nicht mehr betreten werden. Aktuell gilt in Dresden die Waldbrandstufe 3.

Auslöser für die Allgemeinverfügung könnten unter anderem illegale Partys in der Nacht zu Mittwoch sein. In einem Fall wurde ein Rave im Naturschutzgebiet Dresdner Heide von der Polizei entdeckt und zur Anzeige gebracht. Laut Polizei fanden die Beamt/-innen „eine Vielzahl frischer Zigarettenkippen auf dem Waldboden und drei Benzinkanister“. Trotz der Aufforderung durch Einsatzkräfte an Partygäste, das Rauchen zu unterlassen, zündeten sich einige Personen neue Zigaretten an, so lautete es im Polizeibericht.

Zeitgleich zündeten Unbekannte ein Lagerfeuer in einem Waldstück bei Freital an, das später von der Feuerwehr gelöscht wurde. Die Polizei ermittelt wegen Herbeiführen einer Brandgefahr.

Landesgrenze zwischen Sachsen und Brandenburg: Bombenfund erschwert Löscharbeiten

Wie auch im Elbsandsteingebirge kommen im Landkreis Elbe-Elster (Brandenburg) Hubschrauber zum Einsatz, dort sind rund 800 Hektar betroffen. Die Flammen konnten im Laufe des heutigen Tages so größtenteils gelöscht werden und sind laut Feuerwehr unter Kontrolle. Der Einsatz vor Ort könnte aber noch bis zu einer Woche andauern.

An Gartenzäunen und Ortseingängen im Elbe-Elster-Kreis drücken Anwohner/-innen ihre Dankbarkeit mit selbstgemalten Schildern aus, berichtete heute der RBB, und postete als Beispielfoto das Ortseingangsschild des Ortsteils Rehfeld (Falkenberg).

An der Landesgrenze zwischen Sachsen und Brandenburg erschwerte heute ein Bombenfund auf sächsischem Territorium die Löscharbeiten. Laut dem Landkreis Elbe-Elster wurde ein Sperrkreis von 1.000 Metern gezogen, der nach Brandenburg reiche. Die Brandbekämpfung muss in diesem Gebiet aktuell ausgesetzt werden. „Die Verantwortlichen in beiden Ländern sind im engen Austausch, um die Bombenräumung schnellstmöglich zu organisieren“, verkündete der Landkreis am Mittwoch.

Warnstreik des Lufthansa-Bodenpersonals: Über tausend Flugausfälle

Worüber die LZ heute berichtet hat: über einen Song für die Ukraine der Leipziger Band IO:A, der gemeinsam mit einem ukrainischen Orchester entstand, über den Aufruf des BUND Leipzig zum Bäumegießen aufgrund der anhaltenden Trockenheit und über die Forderung der Grünen-Fraktion im Leipziger Stadtparlament, die L-Gruppe dringend für Zukunftsinvestitionen zu bezuschussen.

Was heute außerdem wichtig war: Seit den frühen Morgenstunden befindet sich das Bodenpersonal der Lufthansa in einem Warnstreik. Dazu aufgerufen hatte die Gewerkschaft Verdi. Als Folge der Arbeitsniederlegung wurden mehr als 1.000 Flüge in Frankfurt/Main und München gestrichen. Allein in Frankfurt – der größte deutsche Flughafen – hoben heute 725 von 1160 geplanten Flügen nicht ab.

Was morgen passieren wird: Der morgige 28. Juli markiert den sogenannten Erdüberlastungstag („Earth Overshoot Day“). Das bedeutet, dass die Erde laut Berechnungen der Umweltschutz-NGO Global Footprint Network – betrachtet man das Kalenderjahr 2022 – bereits heute die ihr natürlich zustehenden Ressourcen aufgebraucht hat. Der Erdüberlastungstag ist damit schon einen Tag früher als im vergangenen Jahr erreicht.

Die Bundesrepublik Deutschland erreichte den „Earth Overshoot Day“ bereits am 4. Mai. Die Deutschen verbrauchen also deutlich mehr Lebensmittel, Werkstoffe und Treibstoffe, als in selber Zeit natürlich regeneriert werden kann.

In diesem Zuge hat Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze (SPD) heute zu einer nachhaltigeren Lebensführung ermahnt. Die Menschheit lebe derzeit so, als hätte sie einen zweiten Planeten in der Hinterhand. „Es gibt aber keinen ‚Planet B‘.“

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