Der Fund einer noch scharfen Weltkriegsbombe hielt am Samstag tausende Menschen in Dresden in Atem. Im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes macht eine Einigungsempfehlung der eingesetzten Schlichtungskommission den Weg für weitere Verhandlungen frei. Zudem ist heute der Rotmilan zur Auwaldart des Jahres ernannt worden. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, 15./16. April 2023 in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Bomben-Entschärfung in Dresden

Unfreiwillig aufregend hatte für rund 15.000 Dresdner/-innen das Wochenende begonnen. Freitagmittag war bei Bauarbeiten im Stadtteil Friedrichstadt ein verdächtiger Gegenstand gefunden worden. Dieser stellte sich bald als noch scharfe 250 Kilo-Bombe aus dem 2. Weltkrieg heraus. Daraufhin wurde um den Fundort an der Zwickauer Straße ein Sperrkreis errichtet.

Da die Bombe US-amerikanischer Bauart vor Ort unschädlich gemacht werden musste, wurden am Samstagmorgen tausende Anwohner/-innen evakuiert. Sie waren aufgefordert, den Evakuierungsbereich bis 9 Uhr verlassen zu haben. Die Ausnahme bildeten zwei Pflegeeinrichtungen im Bereich. Diese wurden nicht evakuiert, sondern von den Einsatzkräften zu luftschutzmäßigem Verhalten angeleitet.

Für Verunsicherung sorgte zwischendurch die Falschmeldung, die Bombe müsse gesprengt werden. Diese Ente wurde am Vormittag offiziell dementiert. Die Evakuierungsmaßnahmen, an denen 110 Einsatzkräfte mitwirkten, dauerten bis etwa 13:50 Uhr. Dann wurde umgehend mit der Entschärfung begonnen. Keine halbe Stunde später war die Gefahr vorbei – um 14:18 Uhr konnte Vollzug gemeldet werden.

„Gute Nachrichten. Die Bombe konnte durch die Spezialisten des Kampfmittelbeseitigungsdienstes erfolgreich entschärft werden“, verkündete Feuerwehr-Pressesprecher Michael Klahre via Social Media. „Wir sind alle sehr froh und erleichtert, dass das heute alles so gut geklappt hat.“

Einigungsempfehlung im Tarifstreit vorgelegt

Im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes hat die Schlichtungskommission eine Einigungsempfehlung auf den Weg gebracht. Das teilte die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) am Samstag mit. Darin ist unter anderem die gestaffelte Zahlung eines Inflationsausgleichsgeldes von insgesamt 3.000 Euro vorgeschlagen. Davon sollen 1.240 Euro im Juni ausgezahlt werden und anschließend bis Februar 2024 weitere 220 Euro monatlich. Ab März 2024 werden dann die Tabellenentgelte zunächst um den Sockelbetrag von 200 Euro erhöht und anschließend um 5,5 Prozent, mindestens jedoch 340 Euro.

Der ehemalige sächsische Ministerpräsident Prof. Dr. Georg Milbradt äußerte sich als zweiter Vorsitzender der Schlichtungskommission zufrieden mit dem erzielten Ergebnis: „Unter Berücksichtigung der hohen Inflationsraten, der Interessen der Beschäftigten aber auch der Steuer- und Gebührenzahler kann ich trotz der ungewöhnlichen Höhe die Empfehlung der Schlichtungskommission mittragen und hoffe auf eine schnelle und einvernehmliche Regelung des Tarifkonflikts auf dieser Basis“.

Mehrere Streiks der Beschäftigten hatten im März auch in Leipzig unter anderem den ÖPNV teilweise komplett zum Stillstand gebracht. Bund und Kommunen leiteten daraufhin am 30. März ein Schlichtungsverfahren ein. Am kommenden Samstag, 22. April, werden nun in Potsdam die Tarifverhandlungen wieder aufgenommen.

Deutsche Atomkraftwerke endgültig abgeschaltet

Am Samstag um 23:59 Uhr ging mit Neckarwestheim 2 das letzte deutsche Atomkraftwerk vom Netz. Zuvor waren in derselben Nacht auch die Reaktoren von Isar 2 und Emsland abgeschaltet worden. Damit endet in Deutschland nach über 60 Jahren offiziell die Ära der Atomenergie. Der Beschluss zum Atomausstieg hat seinen Ursprung bereits im Jahr 2001, den endgültigen Ausschlag aber gab die Katastrophe im Kraftwerk Fukushima (Japan) im März 2011.

Rotmilan ist die Auwaldart des Jahres 2023

Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal hat anlässlich des heutigen Tags des Auwalds den Rotmilan (Milvus milvus) zur diesjährigen Auwaldart des Jahres 2023 gekürt. Der Greifvogel löst damit den Europäischen Laubfrosch ab, der im vergangenen Jahr auserwählt worden war. Knapp die Hälfte des gesamten Weltbestandes an Rotmilanen brütet in Deutschland. Davon haben sich etwa 16 Brutpaare im Leipziger Auwald niedergelassen.

„Mit seinem roten Körper und dem gegabelten Schwanz ist der Rotmilan am Himmel kaum zu übersehen“, erklärt Rosenthal. „Um seinen Lebensraum zu erhalten, müssen wir die Aue schützen. Das gelingt nur, wenn wir die Austrocknung der Aue verhindern und die Bäume vital bleiben.“

Ornithologe und Naturschutzhelfer Erik Eckstein ergänzt, dass die Vögel artenschutzrechtlich streng geschützt seien, „aber ihr Bestand in Sachsen stagniert“. Gefahren für den Rotmilan stellen unter anderem Stromleitungen, Nahrungsknappheit und Kollisionen im Bahn- und Straßenverkehr dar.

Sport vom Wochenende

Rhein Neckar Löwen neuer Handball-Pokalsieger:
Packendes Finale um den DHB-Pokal der Handball-Männer in der Kölner Lanxess Arena. Die Partie der Rhein Neckar Löwen gegen den SC Magdeburg wurde erst im Siebenmeterwerfen entschieden. In der regulären Spielzeit (27:27) und der Verlängerung (31:31) hatten die Magdeburger jeweils noch ein Remis erkämpfen können.

Beim Nervenspiel von der Siebenmeter-Linie war es der Ex-Leipziger Torhüter Joel Birlehm, der mit seiner Parade gegen den Wurf von Gisli Kristjansson die Entscheidung einleitete. Der anschließende Treffer durch Albin Lagergren machte den zweiten Pokalsieg für das Team aus Mannheim perfekt (36:34).

Leichtathletik-Champion:
Saskia Feige vom SC DHfK Leipzig hat zum vierten Mal in Folge die Deutsche Meisterschaft im 20 Kilometer Straßengehen gewonnen. Am Samstag bewältigte die EM-Dritte des letzten Jahres die Strecke in Erfurt in neuer persönlicher Bestzeit von 1:28:28 Stunden. Damit knackte sie außerdem die Normen für die WM im August sowie für Olympia 2024. Mit dieser starken Vorstellung lief die 25-Jährige bis auf 32 Sekunden an den fast 19 Jahre alten Deutschen Rekord von Sabine Zimmer (Potsdam) heran.

Fußball, 1. Bundesliga:
Rasenballsport Leipzig hat am Samstag im Heimspiel gegen den FC Augsburg mit 3:2 (3:1) gewonnen. In der 5. Minute waren die Gäste zunächst in Führung gegangen, bevor Kevin Kampl (10.) und zweimal Timo Werner (32./ 35.) den Spieß wendeten. Mehr als den Anschlusstreffer durch Ruben Vargas (82.) brachten die Augsburger im zweiten Durchgang nicht mehr zustande.

Das RB-Frauenteam hingegen kann bereits sechs Spieltage vor Saisonende den Aufstieg in die 1. Bundesliga bejubeln. Eine Niederlage des bisherigen Tabellenzweiten FSV Gütersloh machte dies am Sonntag auch ohne Zutun der Rasenballerinnen möglich. Diese können durch ihren großen Vorsprung nun nicht mehr von einem der beiden Aufstiegsplätze verdrängt werden.

Fußball, Regionalliga Nordost:
Der 1. FC Lok Leipzig hat am Sonntag beim FSV Luckenwalde mit 1:2 verloren. Nach torloser erster Halbzeit brachte Torjäger Djamal Ziane die Leipziger zwar mit 1:0 (57.) in Führung, doch keine Viertelstunde später hatten die Gastgeber durch Phil Butendeich (63.) und Christian Flath (69.) die Partie gedreht.

Bereits am Freitagabend waren die Kicker der BSG Chemie Leipzig gegen Viktoria Berlin nicht über ein 1:1-Unentschieden hinaus gekommen. Florian Kirstein (15.) brachte die Leutzscher früh in Führung, doch der Ausgleich durch Christopher Theisen (30.) nicht lange auf sich warten.

Handball, 2. Bundesliga Frauen:
Die Handballerinnen des HC Leipzig haben am Samstag bei den Kurpfalz Bären eine ärgerliche 27:31-Niederlage einstecken müssen. Bis zur Halbzeitpause hatte das Team von Trainer Fabian Kunze die Gastgeberinnen auf Distanz halten können; mit einer 17:14-Führung wurden die Seiten gewechselt. Fehlwürfe und technische Fehler der Leipzigerinnen brachten die Bären erst auf 19:19 (37.) heran und beim 24:23 (48.) erstmals in Führung. Von da an lief der HCL dem Rückstand vergeblich hinterher.

Worüber die LZ unter anderem am Wochenende berichtet hat:

Legale Straßenblockaden in Chemnitz: Solidarität mit „Letzter Generation“

Zeppelinbrücke: Mit einer überraschenden Sperrung ist nicht zu rechnen

Nachdenken über … die ach so überraschenden Gedanken eines Springer-Chefs

Bestseller-Autor Dirk Oschmann im Interview (I): „Vorurteile wie im Kalten Krieg – Döpfner ist Beweis dafür“

Bestseller-Autor Dirk Oschmann im Interview (II): „Westdeutsche Politik-Journalisten nannten Höcke einen ‚Faschisten aus Thüringen‘“

Eine berechtigte Frage: Bemüht sich Leipzig wenigstens um Investitionsgelder für den ÖPNV?

Nächste LVB-Baumaßnahme in der Semmelweisstraße: Umleitungen für die Linien 2, 10 und 16 ab Montag

Kalenderblatt 15. April:
Am Samstag jährte sich der Sprengstoffanschlag auf den Boston-Marathon zum zehnten Mal. Bei dem traditionsreichen Stadtlauf, der regelmäßig um die 20.000 Teilnehmer/-innen anzieht, waren am 15. April 2013 auf der Zielgeraden zwei versteckte Sprengsätze explodiert. Drei Menschen wurden in den Tod gerissen, 264 verletzt.

Als Tatverdächtige wurden die beiden Brüder Dschochar und Tamerlan Zarnajew ermittelt. Auf ihrer Flucht töteten sie zudem einen Polizisten und verletzten einen weiteren schwer. Im Schusswechsel wurde auch Tamerlan Zarnajew tödlich verletzt. Der weiterhin flüchtige Dschochar Zarnajew konnte am 19. April festgenommen werden. Mitte Mai 2015 verurteilte ihn ein Bundesgericht zum Tode.

Kalenderblatt 16. April:
Der 16. April steht ganz im Zeichen der mutigen Luftfahrerinnen. Am 16.04.1811 war es Wilhelmine Schmidt, die als erste Frau in Deutschland eine Alleinfahrt mit dem Ballon wagte. Von Berlin aus legte die damals 23-Jährige auf einer Höhe von rund 5.000 Metern eine Strecke von etwa 33 Kilometern zurück. Darüber hinaus brach sie im Laufe ihres Ballonfahrerinnen-Lebens drei Rekorde: Höhenrekord von 7.800 Metern; längste Ballonfahrt mit 3,5 Stunden in der Luft; weiteste Ballonfahrt mit 225 Kilometern Strecke.

Genau 101 Jahre später sorgte die Journalistin und Pilotin Harriet Quimby für Aufsehen. Ihr großes Ziel, als erste Frau im Alleinflug den Ärmelkanal von England nach Frankreich zu überqueren, setzte sie am 16. April 1912 in die Tat um. Mit ihrem 50 PS starken Blériot-Eindecker startete die US-Amerikanerin in Dover und landete 59 Minuten später wohlbehalten an einem Strand bei Calais. Doch nur wenige Wochen später, am 1. Juli 1912, verunglückte sie im Alter von 37 Jahren im Rahmen einer Flugschau tödlich.

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