LZ/Auszug aus Ausgabe 51Die junge Wissenschaftlerin schaut etwas verunsichert, dann lacht sie. Schnell ist man sich einig an diesem Abend im Leipziger „Telegraph“: das Wort „Treuhand“ ist ihr als 28-jährige Neuleipzigerin vollkommen fremd. Und so einfach würde sie sich wohl nun, wo sie es verstanden hat, nicht mehr in „treue Hände“ begeben. Zwischen einem Ostdeutschen und einer jungen Westdeutschen ersteht eine Zeit wieder auf, in welcher sie gerade erst geboren wurde und mit welcher sie sich bislang nie beschäftigen musste.

Zuerst einmal beschreibt „Treuhand“ eine Art juristisches Konstrukt, in welchem ein Dritter für einen Beauftragenden alle Rechte, die Besitzverwaltung und somit auch die Rolle des eigentlichen Eigentümers (von Haus, Hof und Erbe) einnimmt. Er kann für diesen Rechtsgeschäfte abschließen, ohne ihn vorher zu fragen, darf über sein Eigentum im Interesse des eigentlichen Treuhandgebers verfügen. Die Regeln für die Verfügungsmöglichkeiten werden dabei vorher festgelegt.

Was also geschieht, wenn die vorletzte DDR-Regierung unter Hans Modrow und die nachfolgende allerletzte unter Lothar De Maiziére (in enger Abstimmung mit der Bundesregierung Kohls) beschließt, die gesamte volkseigene Wirtschaft der bald ehemaligen DDR einer „Treuhand“ zu überantworten? Wer legt für diesen einmaligen Vorgang die Regeln vorher fest? Und vor allem: Warum können viele Menschen im Osten Deutschlands diese Geschichte nicht still zu den Akten legen?

Marcus Böick (Uni Bochum) forscht seit nun 10 Jahren zu den Folgen der „Wende“, des Umbaus eines ganzen Landes innerhalb kürzester Zeit. Und die Linien sind lang, wie meist bei großen Entwicklungen beginnt 20 bis 30 Jahre später die Rückschau. Bis heute stellt sich auch für zukünftige Entscheidungen die Frage, ob hier bei der Treuhand, den politischen Entscheidern und den Menschen die es betraf, alles richtig, „alternativlos“ und vor allem aus heutiger Rückschau heraus positiv verlaufen ist. Das Privileg Nachgeborener dabei: Es geht nicht mehr um Verurteilungen, sondern um die Frage, wie man mit einem einzigartigen Wirtschaftsumbau auch gesamtgesellschaftlich umgeht.

Im Interview mit dem Forscher Marcus Böick von der Uni Bochum begeben wir uns in ein Land, dessen Abwicklung Millionen persönlicher Geschichten hinterlassen hat und in so mancher langen Linie bis heute weiterwirkt. Und in die innerdeutsche Geschichte, die auch heute noch fortgeschrieben wird, wenn es vor allem um die Frage geht, was mit den vorhandenen Treuhand-Akten zukünftig geschehen soll. Und was man aus ihnen lernen könnte.

Als einer der ersten am Stoff "Treuhand" dran, der Wissenschaftler Marcus Böick von der Universität Bochum. Foto: Uni Bochum
Als einer der ersten am Stoff “Treuhand” dran, der Wissenschaftler Marcus Böick von der Universität Bochum. Foto: Uni Bochum

Herr Böick, Sie haben rings um die Vorgänge der Wendejahre 1990 bis etwa 1994 in den vergangenen 10 Jahren geforscht. Worum ging es bei diesen Forschungen genau, wie war Ihr Arbeitsansatz?

Ich habe mich im Rahmen meiner zeithistorischen Dissertation sehr intensiv mit der Treuhandanstalt und ihrem Personal befasst. Dabei ging es mir zum einen um die ursprünglichen Ideen und Konzepte, die im Jahr 1990 sehr kurzfristig zur Etablierung eines „Treuhand-Modells“ geführt haben. Dann um die facettenreiche Organisationspraxis im krisengeschüttelten Alltag des Wirtschaftsumbaus in den Jahren 1990 bis 1994.

Und schließlich auch um die individuellen Wahrnehmungen und Erfahrungen der Treuhand-Mitarbeiter selbst. Meine Forschungen sind somit an der Schnittstelle von Wirtschafts- und Kulturgeschichte angesiedelt. Verkürzt gesagt geht es mir dabei um ein gruppenbiografisches Porträt, eine Art Mentalitätsgeschichte aus dieser sehr turbulenten Umbruchs- und Übergangszeit.

Welche Datenlage aus der Zeit haben Sie wo genau vorgefunden und wie gestaltete sich die Forschungsarbeit, was die vorhandenen Informationen und den Aussagen von Zeitzeugen aus der Politik betrifft?

Es hatte durchaus Gründe, warum gerade Zeithistoriker/innen lange Zeit einen großen Bogen um die Geschichte der Treuhandanstalt gemacht haben. So gestaltete sich der Zugang zu den papiernen Hinterlassenschaften ausgesprochen schwierig. Ich habe daher sehr umfassend mit zeitgenössischen Medienberichten, Publikationen, Dokumentationen, wissenschaftlichen Studien sowie Interviews vor allem ehemaliger Treuhand-Manager gearbeitet. Dieses vielfältige empirische Fundament erwies sich für meine Forschungen als sehr tragfähig.

An Quellenmangel hat die Arbeit jedenfalls nicht gelitten – man musste nur jenseits der konventionellen Archive sehr ausgiebig suchen und durfte sich auch von Rückschlägen nicht entmutigen lassen. Dennoch bin ich natürlich sehr gespannt auf die Arbeiten künftiger Historiker/innen, denen dann hoffentlich bessere Zugangsbedingungen zur Verfügung stehen.

Wenn Sie die bisherigen Haupterkenntnisse Ihrer Arbeit an diesem Thema erklären müssten, welche waren das und sehen Sie Auswirkungen bis in die heutige Zeit?

Der nach 1990 eingeschlagene Weg von der Plan- zur Marktwirtschaft – oft auch als „Schocktherapie“ bezeichnet – war keineswegs selbstverständlich, alternativlos oder vorgezeichnet, sondern wurde von individuellen Akteuren in sehr schwierigen, unübersichtlichen Umfeldern gestaltet. Auf die politische Revolution der Jahre 1989/90 folgten grundstürzende und oft vergessene Umbrüche und Übergänge in Wirtschaft und Gesellschaft in den frühen 1990er-Jahren.

Die Revolution war also am 3. Oktober nicht beendet. Die folgenden Vorgänge waren aber auch kein katastrophisches Naturereignis, das einfach über den Osten „hereinbrach“: In meiner Arbeit geht es mir letztlich darum zu zeigen, wie ganz konkrete Akteure – erfahrene westdeutsche Industrie-Manager und Verwaltungsbeamte, langjährige ostdeutsche Planwirtschaftskader sowie kurzfristig rekrutierte, sehr junge westdeutsche Nachwuchskräfte – im Dienste der Treuhand die „Transformation“ im Alltag wahrgenommen und letztlich auch „gemacht“ haben.

Die Arbeit der Treuhand war mit den Jahren 1990 bis 1994 angesichts der Menge an Staatsbetrieben in der Ex-DDR und den vielen Angestellten ungewöhnlich rasch abgeschlossen. Was haben Sie dazu gefunden, wie dieser relativ einmalige Wirtschaftsumbau eines ganzen Landes mit einst 17 Millionen Einwohnern so schnell vonstatten gehen konnte?

Die Treuhand-Spitze um Detlev Rohwedder und später Birgit Breuel hat sehr bewusst auf eine zügige Privatisierung bzw. Abwicklung der ostdeutschen Betriebe gesetzt: Es sollten schnelle, harte Entscheidungen getroffen werden, um einen langwierigen wie kostspieligen Schwebezustand zwischen Plan und Markt zu verhindern.

In der Wahrnehmung ihres westdeutschen Spitzenpersonals war die Treuhandanstalt als staatliche Agentur mit ihren 8.000 Staatsbetrieben und Millionen Beschäftigten eine völlig unzulässige Anomalie im Marktgeschehen, die sich schnellstmöglich wieder überflüssig machen sollte. Von daher hat man vor allem in den Jahren 1991/92 vehement versucht, die anlaufenden Privatisierungsvorgänge nach Kräften zu beschleunigen: Durch die Rekrutierung von erfahrenen Führungskräften, durch möglichst einfache Regeln, durch Werbe- und Imagekampagnen – und schließlich auch durch materielle Anreize für das eigene Personal.

Und letztlich, zumindest aus Sicht der Treuhand-Spitze, mit Erfolg: Ende des Jahres 1992 war der weit überwiegende Teil der Treuhand-Betriebe in nicht einmal zwei Jahren privatisiert oder abgewickelt worden.

Nach Ihren bisherigen Einsichten in die Arbeit der Treuhand – was kann man aus dem Vorgang eventuell heute lernen?

Eine schwierige Frage. Ich denke, dass man vor allem „lernen“ kann, dass massive wirtschaftlich-gesellschaftliche Umgestaltungsprozesse in der „harten“ Sphäre der Ökonomie auch eine eminent wichtige kulturelle Dimension haben, die in den frühen 1990er-Jahren von vielen Entscheidungsträgern auf zahlreichen Ebenen so nicht bedacht wurde. Das Treuhand-Personal hat für gewöhnlich streng nach betriebswirtschaftlichen Kriterien über jeden Betrieb entschieden; die politische Opposition hat demgegenüber stark volkswirtschaftliche Fragen mit Blick auf den Erhalt „industrieller Kerne“ problematisiert.

Dass aber gerade dieser massive Umbruch in den Arbeits- und Lebenswelten der ostdeutschen Gesellschaft nicht nur materielle, sondern insbesondere auch gravierende kulturelle Implikationen hat – dies wurde lange Zeit zu wenig beachtet. Die materielle Not konnte man zwar durch massive Sozialtransfers von West nach Ost erheblich abfedern; die sich rasant ausbreitenden Gefühle des Scheiterns, der Unterordnung oder der Entwertung von Biografien unter vielen Ostdeutschen der mittleren und älteren Generationen wurden hingegen kaum adressiert.

Die „Mauer in den Köpfen“ war eine prägnante Formel, auf die man dieses Gefühl fortbestehender, ja sich sogar verfestigender Ost-West-Differenzen schließlich bereits zeitgenössisch brachte.

Wie wurden die Ergebnisse Ihrer Studie in der Öffentlichkeit und von den Medien aufgenommen und gab es (noch immer) Unterschiede in Ost und West?

Unsere Studie wurde im November 2016 einerseits im „Spiegel“ exklusiv besprochen. Aber schwerpunktmäßig haben sich vor allem traditionell treuhandkritische, politisch linke Medien sowie ostdeutsche Regionalmedien mit dem Thema beschäftigt; auch der MDR hat die Studie verschiedentlich thematisiert. Dies hat uns allerdings letztlich auch kaum überrascht: Während die Treuhand in der ostdeutschen Erinnerungskultur noch immer sehr präsent ist, spielt sie in Westdeutschland so gut wie keinerlei Rolle mehr.

Gerade an diesem Gegenstand und seiner medialen wie gesellschaftlichen Rezeption kann man in Teilen durchaus fortbestehende Ost-West-Unterschiede sehr eindrucksvoll herausarbeiten.

Von allen Treuhandaktivitäten gilt die der „Liegenschaftsgesellschaften“ als die langwierigste. Was haben Sie dazu gefunden und wie wirkt diese Tätigkeit bis heute?

Die TLG ist eine bereits 1991 gegründete Tochter der Treuhandanstalt. Da man sehr frühzeitig erkannte, dass das Geschäft mit den zahlreichen, von den DDR-Betrieben übernommenen Immobilien und Liegenschaften ein sehr langfristiges sein würde und hier zügige, umfassende Privatisierungen nicht infrage kamen, hat sich der damalige Vorstand entschieden, dieses auszugliedern. So sollte das „Kerngeschäft“ der Privatisierung und Abwicklung der Betriebe nicht unnötig belastet werden, zumal gerade Immobilienspekulationen ein erhebliches Risikopotenzial beinhalteten – und gelegentlich auch zu Missbrauch und Skandalen führten.

Die TLG ist als Immobilienkonzern mit Schwerpunkt in Ostdeutschland übrigens noch immer umfassend präsent und im Jahr 2012 durch das Bundesfinanzministerium privatisiert worden. Die TLG ist, wenn man so will, eine sehr langfristige Erbin der Treuhandanstalt.

Heute liegt die Verwaltung der Unterlagen der ehemaligen Treuhand bei der „Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben“, kurz BvS, welche ihrerseits eine Anwaltskanzlei mit der „Vertragsverwaltung“ beauftragt hat – was glauben Sie, wird es ab 2020 Einblick in die Unterlagen der ehemaligen Treuhand und eine historische Aufarbeitung des Wirkens dieser Institution geben? Und wer wäre für die „Öffnung“ der Akten zuständig?

Die „Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben“ trat Anfang des Jahres 1995 die Nachfolge der Treuhand an. Die BvS übernahm einen Großteil der verbleibenden Aufgaben, wie die Kontrolle der abgeschlossenen Verträge, aber auch die Gebäude und weite Teile des Personals der Treuhandanstalt. Eigentlich hatte der Treuhand-Vorstand um Birgit Breuel eine vollständige „Selbstauflösung“ bzw. Privatisierung der Treuhand im Jahr 1994 angestrebt, war damit aber ab 1993 am wachsenden politischen Widerstand in Bonn gescheitert, der durch neuerliche Skandal- und Protestwellen angefacht wurde.

Die „BvS“ als ungewollte Erbin der Treuhand blieb dann interessanterweise so gut wie unbekannt und wurde im Jahr 2000 aufgelöst. Ob ein Übergang des umfangreichen Aktenmaterials den Zugang zu den sehr umfangreichen Treuhand-Beständen verbessern wird, bleibt gegenwärtig noch abzuwarten. Hier ist vor allem das Bundesarchiv gefragt, Ordnung und Struktur in die ungemein komplexe Archivsituation rund um die Treuhand zu bringen. Auch sind zahlreiche rechtliche Fragen offenkundig noch ungelöst.

Im Vorgespräch haben Sie angedeutet, dass Ihre noch 2018 erscheinende Doktorarbeit rings um das Thema mit 400 Seiten ungewöhnlich umfangreich sein wird. Glauben Sie wirklich, es interessiert sich noch jemand für den wirtschaftlichen Umbau der ehemaligen DDR?

Die Arbeit wird sogar rund 700 Seiten umfassen – und man könnte (und wird auch) noch viel, viel mehr zu diesem Thema sagen, forschen und schreiben in der nächsten Zukunft. Die zeithistorische Forschung in Deutschland ist gerade erst dabei, die Zeitphase nach 1989/90 und damit auch den Wirtschaftsumbau systematisch ins Visier zu nehmen. Bis vor kurzem endete das geschichtswissenschaftliche Interesse meist schlagartig mit dem 3. Oktober 1990. Dass die „Einheit“ aber auch eine sehr komplizierte wie konfliktreiche Nachgeschichte hat, rückt erst allmählich ins Bewusstsein. Aber gerade seit 2016/17 kommt Bewegung in die Sache.

Große zeithistorische Forschungsinstitute in Potsdam oder München haben eigene Forschungsprojekte aufgelegt; auch das Bundeswissenschaftsministerium hat in einer aktuellen Ausschreibungsrunde zur DDR-Geschichte auch explizit die Zeit nach 1990 aufgenommen.

Es bleibt dabei aber die Frage, wie wir Historiker die Geschichte nach 1990 angemessen erforschen und letztlich erzählen können: Ist es eine reine ostdeutsche „Regionalgeschichte“? Welche Rolle spielt der „alte Westen“? Pointierter: Wird im Osten wirklich alles anders, während im Westen alles beim Alten bleibt? Welche Rolle spielen etwa die millionenfachen innerdeutschen Migranten von Ost nach West, aber auch diejenigen von West nach Ost? Wie wandelt sich das Verhältnis durch den generationellen Wandel? Welche Rolle spielen übergreifende Entwicklungen wie Globalisierung und Digitalisierung?

Schließlich: Müssten wir uns nicht stärker auch auf Kategorien jenseits des althergebrachten Ost-West-Gegensatzes verständigen – oder zumindest danach suchen? Also kurz und knapp: Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit der Transformationszeit ist nicht an ihrem Ende, sondern steht gerade erst in ihren Anfängen. Ich bin mir sehr sicher, dass wir in den kommenden Jahren sehr viele spannende Studien hierzu lesen dürfen, die hoffentlich auch ein Stück weit zur Versachlichung mancher Debatten beitragen werden.

Der Nachwende-Umgang mit den Stasi-Akten zeigte vor allem eines: er sorgte damals für mächtig Aufregung und Interesse, als man sich weitgehend selbstständig über seine eigene Geschichte informieren konnte. Wäre ein solcher Umgang mit den Treuhandakten nicht ebenfalls vorstellbar?

Die BStU ist, wie die Treuhand selbst, eine der beiden großen institutionellen Neugründungen der frühen Nachwendezeit. Während die „Gauck-Behörde“ sich den politischen Vermächtnissen der DDR bzw. der Staatssicherheit zuwandte, befasste sich die Treuhand mit ihren wirtschaftlichen Hinterlassenschaften in Form von tausenden Betrieben und Kombinaten. Beide waren jeweils hochumstritten und Kristallisationskerne scharfer Ost-West-Kontroversen.

Man sollte den Vergleich allerdings auch nicht überreizen – und das betrifft natürlich auch die letztlich politische Frage, ob die BStU ein Vorbild für die Treuhand-Akten sein könnte. Ob eine eigene, womöglich neu geschaffene Behörde Interessierten den Zugang zu den Treuhand-Akten ermöglichen sollte – da wäre ich eher skeptisch.

Ich denke, dass das Bundesarchiv hierfür das entsprechende Knowhow durchaus besitzt. Jedoch muss auch hier die Sensibilität dafür geschärft werden, welchen Stellenwert die Treuhand noch heute gerade in Teilen Ostdeutschlands besitzt. Die Treuhand war nicht einfach irgendeine untergeordnete Dienststelle des Bundesfinanzministeriums. Dementsprechend sollte man dem Bundesarchiv entsprechende Ressourcen zur Verfügung stellen – und auch das Bundesarchiv selbst sollte vermehrt den aktiven Austausch mit Wissenschaft und Öffentlichkeit gerade auch in Ostdeutschland suchen.

Wichtig erscheint mir, dass die chaotischen archivalischen Hinterlassenschaften zunächst einmal archivkundlich geordnet und erschlossen werden.

Sodann sollten Zugangsweisen gefunden werden, die möglichst allen Interessierten eine angemessene Nutzung der Bestände erlauben. Aber gerade an dieser Stelle werden wohl noch dicke Bretter zu bohren sein.

Die neue LZ ist da: Silvesterknaller, Treuhandschatten, Sondierungs-Gerumpel und eine Stadt in der Nahverkehrs-Klemme

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Forscher Marcus Böick (TU Bochum) im Vortrag – Video: Wie die Treuhand die DDR privatisierte (1)

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“Die Treuhand-Spitze um Detlev Rohwedder und später Birgit Breuel hat sehr bewusst auf eine zügige Privatisierung bzw. Abwicklung der ostdeutschen Betriebe gesetzt: Es sollten schnelle, harte Entscheidungen getroffen werden, um einen langwierigen wie kostspieligen Schwebezustand zwischen Plan und Markt zu verhindern.”

Das war die politische Entscheidung der CDU/FDP-Regierung unter Kohl und dem damaligen Innenminister Schäuble. Die Privatisierung sollte bis spätestens Ende´94 abgeschlossen sein – damit die blühenden Landschaften bestellt werden konnten.

Wer an den Privatisierungsverhandlungen beteiligt war, wird sich auch der sehr persönlichen Dimension/Einflußnahmen erinnern. „Knallharte betriebswirtschaftliche Fragestellungen“ spielten auch eine Rolle – an zweiter Stelle. Z. Bsp. wenn Übernahmen „schmackhaft“ gemacht werden mußten.
Da die empirischen Befunde lediglich auf den Mitteilungen des THA-Personals oder der öffentlichen Berichte über diese fußen, kann die Befundaufnahme nur eingeschränkt sein.
Weshalb die Frage nach möglichen Alternativen gar nicht erst gestellt wurde, respektive unerwähnt bleiben, denn: „Die Revolution war also am 3. Oktober nicht beendet. Die folgenden Vorgänge waren aber auch kein katastrophisches Naturereignis, das einfach über den Osten „hereinbrach“: In meiner Arbeit geht es mir letztlich darum zu zeigen, wie ganz konkrete Akteure – erfahrene westdeutsche Industrie-Manager und Verwaltungsbeamte, langjährige ostdeutsche Planwirtschaftskader sowie kurzfristig rekrutierte, sehr junge westdeutsche Nachwuchskräfte – im Dienste der Treuhand die „Transformation“ im Alltag wahrgenommen und letztlich auch „gemacht“ haben.“ Denn der gemeine Ossi, marktwirtschaftlich unerfahren, konnte vermeintlich keine Alternativen entwickeln, weshalb mit diesen weder gesprochen, noch nach den Alternativen gesucht wurde. Konnte diese also gar nicht finden.
Die „erfahrenen westdeutschen Industrie-Manager“ hatten demgegenüber die „Transformationserfahrungen“, quasi durch Geburt westlich der Demarkationslinie mit der Muttermilch aufgesogen. Nun denn…

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