Während etliche „Corona-Kritiker“ bis heute immer noch so tun, als wären alle staatlichen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie eine Zumutung gewesen, leiden viele Menschen bis heute unter den Folgen der Infektion mit dem Corona-Virus. Sie kämpfen mit „Long Covid“ und begegnen einem Gesundheitssystem, das nicht wirklich darauf eingerichtet ist, diese Spätfolgen zu behandeln. Für die Initiative NichtGenesen Sachsen ist das am 10. September Anlass für eine Petition, die im Landtag übergeben werden soll.

Am 10. September um 13.15 Uhr will die Initiative NichtGenesen Sachsen ihre Petition an den Landtagspräsidenten Alexander Dierks (CDU) und die Vorsitzende des Petitionsausschusses des Sächsischen Landtags, Daniela Kuge (CDU) übergeben. Die Petition fordert konkrete Maßnahmen zur Verbesserung der medizinischen Versorgung, Forschung und sozialen Absicherung von Menschen, die an Post-Covid, ME/CFS (Myalgische Enzephalomyelitis/Chronisches Fatigue-Syndrom) oder Post-Vac erkrankt sind.

Die Lage für Betroffene in Sachsen ist weiterhin prekär, stellt die Initiative fest: Die Kenntnisse zu den Krankheitsbildern sind bei vielen Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften unzureichend. Die wenigen, spezialisierten Ambulanzen sind überlastet und schwer zugänglich, geeignete Therapien fehlen bislang. Hinzu kommt, dass Sozialleistungsträger die Schwere der Erkrankungen häufig nicht angemessen berücksichtigen.

Mindestens 100.000 Menschen in Sachsen betroffen

Entsprechend bevölkerungsbasierten Studien sind in Sachsen mindestens 100.000 Menschen von Post-Covid betroffen, teilt die Initiative mit. Bei rund 30 % verstetigen sich die Symptome und halten mindestens zwei Jahre an. Besonders schwer wiegt, dass 10 bis 20 % der Post-Covid-Betroffenen ME/CFS entwickeln – eine neuroimmunologische und multisystemische Erkrankung, die oft zu starker Einschränkung der Lebensqualität führt. Zusammen mit den rund 8.000 bereits vor der Pandemie Erkrankten ergibt das schätzungsweise 18.000 ME/CFS-Erkrankte in Sachsen.

Rund 60 % der Erkrankten sind nicht oder nur eingeschränkt arbeitsfähig, etwa 25 % können das Haus nicht mehr verlassen und benötigen intensive Pflege. Zum Vergleich: Circa 10.000 Menschen in Sachsen sind an Multipler Sklerose erkrankt.

Die Situation der Betroffenen erfordert dringendes Handeln, mahnt die Initiative. Fehlende Versorgungsstrukturen führen zu massiven Belastungen für Betroffene, Angehörige und das Gesundheitssystem. Frühzeitige, flächendeckende Maßnahmen könnten die Versorgung verbessern, Folgeschäden mindern und die Rückkehr vieler Erkrankter ins Berufs- und Sozialleben ermöglichen.

Die Petition fordert unter anderem: 

• Aufklärungskampagnen für Sozialleistungsträger, Arbeitgeber und Schulen
• Fort- und Weiterbildung des medizinischen Fachpersonals
• Aus- und Aufbau spezialisierter Ambulanzen als interdisziplinäre Kompetenzzentren mit Therapieangeboten
• Telemedizin, Hausbesuche und Palliativversorgung für Schwerstbetroffene
• Angemessene Anerkennung der Erkrankungen bei Pflegekassen, Sozialämtern und Rentenversicherungsträgern
• Ausbau biomedizinischer Forschung sowie klinische Studien zur Entwicklung wirksamer Therapien
• Systematische Erfassung der Fallzahlen

Die Initiative NichtGenesen setzt sich für die Belange von Betroffenen im gesamten Bundesgebiet ein. Sie vernetzt Erkrankte und Angehörige, informiert über aktuelle Entwicklungen in Forschung und Versorgung und organisiert Aktionen, um auf die Erkrankungen aufmerksam zu machen. NichtGenesen Sachsen ist eine offizielle Ländergruppe von NichtGenesen.

Informationen zur Petition, die von über 3.500 Menschen unterschrieben wurde, findet man hier. 

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