Das erste Quartal geht zu Ende und es gibt jetzt ein wenig Druck im Verkehrsdezernat, für Anger-Crottendorf ein neues Parkregime zu finden. Denn am 24. März beschloss der Stadtrat mit großer Mehrheit den Antrag aus dem Stadtbezirksbeirat Ost, hier einmal einen ersten Superblock in Leipzig einzurichten.

„Der OBM prüft bis zum Jahresende 2020, ob eine Veränderung der Verkehrsführung in Anger-Crotttendorf zwischen Friedrich-Dittes-, Gregor-Fuchs-, Sellerhäuser- und Theordor-Neubauer-Straße hin zu einem ,Superblock‘ möglich ist“, lautete der Antrag aus dem Stadtbezirksbeirat. „Sollte das Prüfergebnis positiv ausfallen, stellt die Stadtverwaltung die zu erwartenden Kosten für weitere Planungen und die Ausstattung (Poller, Straßenschilder und -markierungen) in den Doppelhaushalt 2021/2022 ein.“Das mit Ende 2020 hat ja nicht geklappt. So ein Antrag muss ja auch erst einmal einige Ausschüsse des Stadtrates durchlaufen. Das Verkehrsdezernat muss eine Stellungnahme schreiben, die ebenso erst mal in die Ausschüsse geht. Problem für das Verkehrsdezernat: Seine Stellungnahme kam wohl im zuständigen Verkehrsausschuss ganz und gar nicht gut an. Da hat Baubürgermeister Thomas Dienberg augenscheinlich eine Abteilung in seinem Dezernat, die nicht wirklich gern umlernen möchte und ziemlich abwehrend agiert, wenn es um die Lösung der Parkplatzprobleme in Leipzig geht.

Denn gebaut ist kein einziges Leipziger Wohnquartier für derart viele Autos. Da braucht es nicht einmal zusätzlichen Durchgangsverkehr, den es nach Aussage von Thomas Dienberg in der Theodor-Neubauer-Straße auch gar nicht gibt. Da reichen die Fahrzeuge der Menschen, die in einer gerade mal 240 Meter langen, schmalen Straße wohnen.

Die Straße aber, wie Marcel Pruß als Einbringer für den Stadtbezirksbeirat Ost in der Ratsversammlung am 24. März erläuterte, ist beidseitig zugeparkt, die Autos stehen halb auf den Gehwegen, sodass kaum mehr als 60 Zentimeter breite Fußwege übrig bleiben. Und es sind auf der Straßenlänge locker 80 Fahrzeuge, die hier parken.

Was der Stadtbezirksbeirat ja auch schon mit einem anderen Antrag versucht hat zu lösen, der im Januar vom Stadtrat auch beschlossen wurde: „Der Stadtbezirksbeirat beantragt die Prüfung, auf der Platzfläche zwischen der ehemaligen Feuerwache Ost und der ehemaligen Karl-Krause-Fabrik ein Parkdeck zu errichten.“

Das könnte eine Lösung dafür sein, einen Großteil der geparkten Autos aus der engen Straße herauszuholen. Was freilich erst richtig funktioniert, wenn auch offiziell ein anderes Parkregime angeordnet wird. Denn zum Ärger im Stadtbezirksbeirat gehört ja auch, dass das Stadtordnungsamt hier im ganzen Jahr 2019 nur 24 Verstöße registriert haben will, obwohl Fußgänger und Radfahrer eigentlich jeden Tag unter einer letztlich verkehrsgefährdenden Parkordnung leiden.

Das Verkehrsdezernat bot also zumindest an, hier eine neue Parkanordnung zu prüfen. Möglichst noch im ersten Halbjahr 2021. Da half die ganze Hilflosigkeit in der Stellungnahme des Dezernats gar nicht. Der Stadtrat sah hier eindeutig, dass der Stadtbezirksbeirat mit seinem Anliegen im Recht ist. Denn die Probleme gibt es nicht nur in Anger-Crottendorf. Sie sind geradezu symptomatisch für mittlerweile viele wieder dicht bewohnte Quartiere in Leipzig.

Und ebenso symptomatisch ist eben auch, was der Stadtbezirksbeirat in seiner Begründung formulierte: „In Anger-Crottendorf scheint die StVO für eine erhebliche Anzahl an motorisierten Individualisten nicht zu gelten. Geparkt wird, wo gerade Platz ist, obwohl da kein Parkplatz ist. Gehwege sind nicht nutzbar und werden kaputt geparkt. Fuß- und Radverkehr wird behindert und gefährdet. Ver- und Entsorgungs- sowie Rettungsfahrzeuge bleiben stecken. Das Ordnungsamt wird der Lage nicht Herr.“

Ob das Verkehrsdezernat nun zu dem Schluss kommt, dass ein Superblock, wie ihn der Stadtbezirksbeirat und der Ökolöwe vorschlagen, die richtige Lösung ist, muss man abwarten. Die Zeit läuft. Und so mancher im Verkehrs- und Tiefbauamt wird sich jetzt die Haare raufen bei der Frage, wie man die Verkehrsströme in diesem Quartier so lenken kann, dass man damit auch die Parksituation entspannt und die Probleme vor allem der Fußgänger löst.

Die Debatte vom 24. März 2021 im Stadtrat

Video: Livestream der Stadt Leipzig

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