So richtig in Ordnung ist der Leipziger Südfriedhof nicht. Jedenfalls nicht mehr seit dem Tag, als die Leipziger SED-Führung anfing, im Friedhofsareal einen „Sozialistischen Ehrenhain“ und Appellplatz für politische Anlässe zu schaffen. Seitdem dominiert die Reihe der „sozialistischen Ehrengräber“ die Achse mit Blick auf die Trauerhallen. Die Opfer von 1953 aber liegen ganz versteckt im Abseits. Ein Thema, das jetzt die CDU-Fraktion aufgriff.

Wieder einmal, muss man sagen, denn es war seit einem Grundsatzbeschluss des Leipziger Stadtrates in den frühen 1990 Jahren immer wieder Thema. Zuletzt mit einem interfraktionellen Antrag von 2017, der dann genauso schnell „vergessen“ wurde. Ganz so, als würde irgendeine amtliche Instanz immer wieder dazwischenfunken und die Gräberreihen der einstigen SED-Funktionäre als Ewigkeitsrelikt behandeln.

Als solle man sie vergessen: SED-Opfer versteckt

Obwohl genau das nicht der Fall ist. Der „sozialistische Ehrenhain“ hat keinen Denkmalschutz. Und der Auftrag lautet seit 30 Jahren, dass der Ehrenhain aufgelöst wird. Was aber nur in Teilen passiert ist. Vor allem die Mauen mit sozialistischer Propagandakunst sind inzwischen abgebaut worden. Info-Tafeln erzählen die Geschichte des Ortes. Aber das genügt nicht. Denn der „Ehrenhain“ verquirlt das Gedenken an wichtige Leipziger Ereignisse und ihre Opfer mit der Selbstdarstellung der SED-Genossen.

Hingegen findet man die Opfer der SED-Zeit nur, wenn man sie sucht. Ganz im Abseits gelegen, als sollten sie gar nicht entdeckt und gewürdigt werden.

Weshalb die CDU-Fraktion jetzt – wieder einmal – beantragt: „Die Gedenkanlage für die Opfer der Gewaltherrschaft 1945–1989 wird vom Urnengarten Nord in den Eingangsbereich zwischen Nordtor und den ehemaligen „Sozialistischen Ehrenhain“ verlegt. Die Verlegung soll zum 75. Jahrestag des Volksaufstandes am 17. Juni 2028 abgeschlossen sein.“

CDU kritisiert Gedenk-Standort als nicht passend

Natürlich ist das wieder so ein Antrag, der längst Beschlossenes noch einmal zum Beschluss bringen soll. Aber diesen Ärger kennt man ja nicht nur in der CDU-Fraktion, dass einige Leipziger Ämter sich über Jahre stur weigern, Beschlossenes dann auch umzusetzen. Oder wenigstens zu erklären, warum es nicht passiert – ob es am Geld fehlt oder an Personal, den Auftrag zu bearbeiten.

Aber so mit einem nicht unwesentlichen Kapitel der Leipziger Widerständigkeit umzugehen, das geht einfach nicht, stellt die CDU-Fraktion in ihrem Antrag fest: „Die Gedenkanlage für die Opfer der Gewaltherrschaft 1945–1989 befindet sich in einer der abgelegensten Ecken des Südfriedhofes. Dieser Standort ist völlig unangemessen und bedarf daher einer Veränderung. Im Eingangsbereich zwischen Nordtor und dem ehemaligen ‚Sozialistischen Ehrenhain‘ ist ausreichend Platz vorhanden. Eine Verlegung der Gedenkanlage an diesen prominenteren Ort ist daher angemessen.“

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar