Eigentlich ist es ganz einfach, Straßen bei Hitze etwas zu kühlen: Man pflanzt dort Bäume. Doch ausgerechnet in der Simildenstraße in Connewitz soll das aus Denkmalschutzgründen nicht möglich sein. Was vor allem die Linksfraktion im Leipziger Stadtrat befremdete. Sie stellte deshalb den Antrag, die „Anpflanzung von Straßenbäumen in der Simildenstraße zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu veranlassen“. Doch beim Denkmalschutz stellt sich das zuständige Landesamt quer.

Das wäre doch nur zeitgemäß und sinnvoll, stellte die Linksfraktion in ihrem Antrag fest: „Und während viele Klimaschutzmaßnahmen entweder aufwändig in der Realisierung sind oder unter Akzeptanzproblemen leiden, rufen Baumpflanzungen quasi nie Proteste von Anwohnerinnen und Anwohnern hervor und sind zumindest in der Theorie leicht realisierbar. In der Praxis sieht das jedoch oft anders aus, wie das Beispiel Simildenstraße zeigt.

Mitte des Jahres äußerten Anwohnerinnen und Anwohner den Wunsch nach Bäumen in ihrer Straße. Die Antwort der Verwaltung: Die ganze Straße stehe unter Denkmalschutz. Eine notwendige denkmalschutzrechtliche Genehmigung gemäß § 12 SächsDSchG kann nicht in Aussicht gestellt werden.“

Nicht möglich: Amt verweist auf Leitungsbestand

Und wenn man dachte, der Antrag würde höheren Ortes ein Umdenken auslösen, erzählt die Stellungnahme aus dem Amt für Stadtgrün und Gewässer eine andere Geschichte: Es geht nicht.

Die Stellungnahme aus dem Amt für Stadtgrün und Gewässer.

„In der Simildenstraße ist die Anpflanzung von Straßenbäumen im nördlichen Bereich aufgrund des vorhandenen Leitungsbestandes nicht möglich“, stellt das Amt für Stadtgrün und Gewässer fest. Was zumindest noch eine gewisse Logik hat, auch wenn man Leitungen durchaus verlegen kann. Was freilich meist erst bei einem Komplettumbau der Straße passiert, bei der Simildenstraße aber nicht in Aussicht steht.

Denkmalgeschütztes Pflaster

Aber wesentlich einschneidender ist die folgende Aussage: „Der südliche, denkmalgeschützte Teil des Straßenzuges kann aus denkmalrechtlicher Sicht nicht mit Straßenbäumen versehen werden. Die Baumpflanzung wäre mit einer Teilzerstörung der originalen Straßendecke verbunden und hätte erheblich beeinträchtigende Wirkung auf die Erscheinung des Straßenzuges.“

Es geht also nicht um die schöne Ansicht der Wohnhäuser, sondern um die historische Straßendecke aus Pflastersteinen, die hier noch mitsamt den Schienen der einst hier verkehrenden Pferdebahn erhalten ist.
„Die hier angesprochenen Maßnahmen (übertragener Wirkungskreis) sind im Einvernehmen mit dem Sächsischen Landesamt für Denkmalpflege (LfD) mit einer denkmalrechtlichen Genehmigung zu unterlegen“, heißt es in der Stellungnahme der Verwaltung.

Doch die Landesdirektion ließ nicht mit sich reden: „Das Einvernehmen konnte nach Rücksprache mit dem LfD für Straßenbaumpflanzungen im südlichen Bereich der Simildenstraße jedoch nicht in Aussicht gestellt werden.“

Es ist also ein beharrlicher Mitarbeiter des Landesamtes für Denkmalpflege, der hier ein über 100 Jahre altes Pflaster so wie es liegt erhalten sehen möchte. So lebt man im Museum und weiß gar nichts davon.
Und das trifft dann noch auf ein paar andere Straßen in Leipzig zu, wie das Amt für Stadtgrün und Gewässer mitteilt: „In der Gesamtheit sind gerade 10 Straßenzüge in Leipzig wegen ihres besonderen städtebaulichen und bauhistorischen Wertes unter Denkmalschutz gestellt. Dort gilt es, die historischen Informationen für künftige Generationen zu erhalten.“

Aber wenigstens prüfen, ob man dort doch Bäume pflanzen könnte, will die Verwaltung: „Der Oberbürgermeister wird beauftragt, die Anpflanzung von Straßenbäumen in den übrigen neun unter Denkmalschutz stehenden Straßenzügen zu prüfen und, wenn rechtlich umsetzbar, diese in die Planung einzubeziehen.“

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Es gibt 7 Kommentare

von Thomas zu Thomas – volle Zustimmung! Denkmalsschutz ist generell wichtig, darf aber die lebendige Umgebung nicht zum Museum verkommen lassen. Leipzig ist da gesamt als Stadt ein gutes Beispiel. All die dörflichen Strukturen der Eingemeindungen und Erweiterungen Leipzigs vom 16. bis in 19. Jhd. sind durch Abriss verschwunden und oft gründerzeitlich überbaut. Allein die Neuparzellierung der Karli im Vorstadtbereich ist sicher nicht konfliktfrei verlaufen. Zurück zu den Hüttchen möchte aber niemand.
Bäume in der Straße, wenn sie denn Platz haben und überleben, sind ein Zeichen von Lebendigkeit und Lebensart und sollten immer Vorrang gegenüber einer überkommenen Kulisse haben.

Wie ich einem Luftbild entnehmen konnte, ist die übrigens nach https://de.wikipedia.org/wiki/Similde_Gerhard benannten T-förmige Simildenstraße zwar straßenseitig weithin baumfrei (abgesehen vom T-Ende an der Paul-Gerhardt-Kirche), allerdings sind die Innenhöfe doch recht baumreich, mindestens nicht baumarm, auch am Biergarten von “Frau Krause”. Das wollen wir nicht außer acht lassen.

Während manche mobile Bäume schön finden, träume ich von aufblasbaren Autos, die ich in noch jede sich auftuende Parklücke tun könnte, damit der Grusel nicht abreißt.

Das Straßenpflaster steht unter Denkmalschutz – unter anderem damit begründet das Amt für Stadtgrün und Gewässer, die Ablehnung des Antrags der Linksfraktion. Dieser begehrt, dass in der Simildenstraße in Leipzig-Connewitz die „Anpflanzung von Straßenbäumen in der Simildenstraße zum nächstmöglichen Zeitpunkt zu veranlassen“ ist.

Schauen wir uns doch mal das Bild im LZ-Artikel an und fragen uns, wie sieht das mit dem denkmalgeschützten Straßenpflaster aus. Wobei natürlich zu bemerken ist, dass die Ablehnung wegen Denkmalschutz wie folgt begründet wurde:

„Die Baumpflanzung wäre mit einer Teilzerstörung der originalen Straßendecke verbunden und hätte erheblich beeinträchtigende Wirkung auf die Erscheinung des Straßenzuges.“

„Die Erscheinung des Straßenzuges“ ist natürlich, gegenüber dem Originalzustand zur Bauzeit, massiv durch parkende Autos gestört. Diese gab es damals nicht – also weg damit! Oder ist das Aufstellen eines Parkverbotsschildes ein Eingriff in den Denkmalschutz, der die Störung des Gesamtbildes durch parkende Autos überschreitet?

Vorteil der Baumpflanzung wäre, neben den Klimaeffekten auch, dass Original-Pflastersteine zur Schließung des, jetzt asphaltierten, Endstücks des Rest-Pferdebahngleises frei würden. Denkmalschutztechnisch wäre die Entfernung des Asphalts auf jeden Fall erforderlich.

Da die Schlaglöcher im historischen Straßen- und Gehwegpflaster wohl eher nicht unter Denkmalschutz stehen, wird dieses Stück der Simildenstraße wohl irgendwann saniert werden. Dann können die Leitungen umgelegt und Bäume gepflanzt werden.

Ansonsten bitte die Autos raus und Freigabe nur für Pferdefuhrwerke, Fahrräder und Fußgänger – wegen des Denkmalschutzes.

@Matthias
Für Bäume müssten die Pflastersteine entfernt werden, für Autos nicht. So einfach ist das. Ideologie kann nicht immer Realität schlagen.

Bäume würden das Denkmal zerstören…. denk mal an. PArkende Autos aber nicht ????

Wie kann man nur auf so einem Unsinn herumreiten und in dieser engen Straße immer wieder Bäume fordern? DIe Nachwelt würde sich doch wieder dafür einsetzen, diese Bäume zu fällen, sobald die zum Fenster hereinwachsen .
Einfach die Simildenstrasse für PKW sperren, paar Kübelbäume aufstellen und für Mutter Krause genug Freiflächen für Biertischgarnituren…prima Partymeile!

Dabei machen die nur Ihre Arbeit. Das Sächsischen Landesamt für Denkmalpflege hat die bestehende Denkmäler für die Nachwelt in ihrem Zustand zu erhalten.

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