Der Stadtrat tagte: Grünes Licht für den LEMO-Schulcampus + Video

Bekommt Grünau einen neuen Schulcampus mit einer Freien Schule in Grünau? Scheinbar stand das völlig infrage, als der Stadtbezirksbeirat Leipzig-West gegen die Vorlage der Stadt zur Vorbereitung des „Leipziger Modell – Bildungscampus Grünau“ stimmte. Hauptsächlich aus Stellplatzgründen, was schon für einige Irritation sorgte. Am 25. April kam die Vorlage zur Abstimmung in den Stadtrat – nebst einem Änderungsantrag der Linksfraktion.

Denn seit 2018 schon bemühen sich der Verein „Leipziger Modell – Lebens- und Bildungsraum e.V.“ und seine Tochtergesellschaft LEMO Leipziger Modell gGmbH darum, auf stadteigenen Flächen und Flächen der LWB GmbH an der Offenburger Straße in Leipzig-Grünau, westlich der Stuttgarter Allee, einen inklusiven, sozialraumorientierten Bildungscampus, den „Leipziger Modell – Bildungscampus Grünau“ mit der „Leipziger Modellschule“ als Gemeinschaftsschule zu realisieren.

„Als zukunftsorientierte Schule in freier Trägerschaft soll die Einrichtung die Schullandschaft der Stadt Leipzig erweitern. Bewusst wurde als Standort Grünau gewählt, um einen starken Impuls in die Bildungslandschaft dieses Stadtteils zu bringen“, heißt es in der Vorlage des Stadtplanungsamtes.

War nicht Erbpacht Beschlusslage?

Aber das Stichwort „stadteigene Flächen“ rief die Linksfraktion auf den Plan. Denn eigentlich gilt der Stadtratsbeschluss, dass die Stadt keine Fläche mehr verkauft, sondern nur in Erbbaupacht vergibt, sodass die Grundstücke der Stadt nicht dauerhaft verloren gegen. Also beantragte die Linksfraktion, hier auch mit Erbpacht zu agieren.

Linke-Stadtrat Sören Pellmann ging in seiner Rede zum Antrag seiner Fraktion auch darauf ein, dass Grünau schon eine veritable Schullandschaft mit unterschiedlichen Angeboten habe – auch zwei Freie Schulen. Braucht also Grünau noch eine weitere Freie Schule?

Ja, meinte Heiko Bär aus der SPD-Fraktion, der Pellmann vehement widersprach. Das Konzept von LEMO sei wie für Grünau geschaffen. Und auch den zweiten Wunsch der Linken fand er nicht zielführend: „Der Oberbürgermeister wird darüber hinaus beauftragt, mit der LEMO Leipziger Modell gGmbH in Verhandlungen einzutreten mit dem Ziel, der gGmbH als Mehrheitsgesellschafter beizutreten und den Gesellschaftsvertrag entsprechend neu zu verhandeln.“

Dabei drängt die Zeit, denn die LEMO hat ihre Arbeit eigentlich schon aufgenommen, wie man der Vorlage entnehmen kann: „Am Standort soll in sogenannten ‚Lernhäusern‘ sowie LernKulturLab, Mensa, Bibliothek und Dreifeldsporthalle bis 2035 in 4 Wachstumsphasen eine 3-zügige Gemeinschaftsschule für die Klassenstufen 1 bis 12 entstehen. Insgesamt sollen hierfür durch den Projektträger ca. 60 Mio. Euro investiert werden und 125 Arbeitsplätze entstehen.

Mit Beginn des Schuljahres 2021/22 hat die Leipziger Modellschule den Schulbetrieb mit 48 Kindern in altersgemischten Gruppen der Klassenstufen 1–3 und 4–6 im angrenzenden Allee-Center aufgenommen. Mit dem 2. Jahr im Schulbetrieb lernen derzeit an der Schule 62 Kinder bis Klassenstufe 8, davon 10 mit Förderbedarfen. Der schülerseitige Aufwuchs hat damit bereits begonnen.“

Lernen in „Lernhäusern“

„Am Standort soll in sogenannten ‚Lernhäusern‘ sowie LernKulturLab, Mensa, Bibliothek und Dreifeldsporthalle bis 2035 in 4 Wachstumsphasen eine 3-zügige Gemeinschaftsschule für die Klassenstufen 1 bis 12 entstehen“, heißt es in der Vorlage.

Und auch die Stadtverwaltung sieht die Schulansiedlung in Nähe des Allee-Centers positiv: „Mit dem Campus und einer innovativen, wissenschaftlich begleiteten Schule wird in Leipzig-Grünau ein Projekt realisiert, um Lösungsvorschläge für das Schul- und Bildungssystem zu entwickeln. Dieser Bildungscampus kann ein herausragendes Projekt sein und ist ein Modell, das bereits von anderen interessierten Bildungseinrichtungen mit hohem fachlichem Interesse verfolgt wird.

Von Seiten des Vorhabenträgers besteht die Bereitschaft, dass das Lernkonzept auch an anderer Stelle adaptiert werden kann. Der Fokus liegt auf einer gesunden Lern- und Lebenswelt, die exzellente Bildung für Lernende jeden Alters ermöglichen, ihre Rechte achten und ihren Bedürfnissen gerecht werden soll; in ihr sollen moderne Technologien und neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aus Psychologie und Didaktik für den Bildungsprozess eingesetzt werden.“

Eine Stellplatzdiskussion kam dann in der Ratsversammlung auch nicht auf, anders als im Stadtbezirksbeirat. Sodass der Änderungsantrag der Linksfraktion auch keine Chance auf eine Mehrheit hatte. Er wurde mit 10:41 Stimmen abgelehnt.

Während sich eine klare Stadtratsmehrheit mit 33:6 Stimmen bei 14 Enthaltungen für die Realisierung des Schulcampus aussprach.