Zur Stunde sitzen sie heute seit 15:30 Uhr, am 2. Juli 2019 im Aufsichtsrat der Leipziger Verkehrs- und Versorgungsbetriebe (LVV) in der Reichsstraße zusammen und beraten einen Tagesordnungspunkt: den Ausstieg Leipzigs aus der Braunkohle-FernwÀrme 2023.

Vor der TÃŒr erwarteten die Teilnehmer erneut Demonstranten um den BUND Leipzig, um fÃŒr den Ausstieg zu werben. Überraschenderweise trat Burkhard Jung noch vor der Sitzung an die Gruppe heran und bekrÀftigte deutlich die AusstiegsplÀne Leipzigs (hier im Video).

OberbÌrgermeister Jung bekrÀftigt den Ausstieg

Video L-IZ.de

Dabei wies er im GesprÀch mit BUND Leipzig-GeschÀftsfÃŒhrer Martin Hilbrecht auch auf die Frage hin, dass es fÃŒr ihn im Grunde bereits um die Frage gehe, dass auch die Landesdirektion Leipzig mitspiele und alle erforderlichen Betriebsgenehmigungen zur Errichtung des geplanten Gaskraftwerkes bis Ende 2022 erteile. Dies sei wichtig, um nicht ab 2023 „erpressbar“ zu werden, so Jung. Im Übrigen sei er sich mit den Demonstranten einig.

Dennoch wird wohl auch der Gesamtaufsichtsrat der LVV noch eine Menge zu besprechen haben – die Sitzung soll sich heute wohl bis 21/22 Uhr hinziehen. Eine Auskunft ÃŒber die BeschlÃŒsse ist in einer Pressekonferenz am Freitag dieser Woche geplant. Wenn nicht vorher etwas heraussickert.

Update 02.07. 2019, 20:30 Uhr

Am Ende der Sitzung sind nach L-IZ.de-Informationen die Entscheidungen so verlaufen, wie vorab von Burkhard Jung bekrÀftigt (siehe Video). Leipzig wird den FernwÀrmevertrag mit der LEAG und damit den Bezug von Lippendorf zum Ende 2022 kÌndigen, aber verhandlungsbereit bleiben.

Dass es größere Probleme mit dem Gasturbinen-Kraftwerksbau im Leipziger SÃŒden an der Bornaischen Straße aus rein technischer Sicht geben könnte, sei eher nicht zu erwarten, da es sich um einen Bautyp handeln soll, der keine Neuentwicklung, also bereits erprobt ist. Doch unklar bleibt, ob AnwohnereinsprÃŒche, das Handeln der Landesdirektion oder andere UnwÀgbarkeiten die Inbetriebnahme verzögern könnten.

Auf Nachfrage bleiben die GrÌnen dabei, dass all diese Informationen und weitere HintergrÌnde schnellstmöglich auch im Stadtrat erklÀrt, besprochen und beschlossen werden mÌssen. Zumal sich alle AufsichtsrÀte in der heiklen Situation befinden, nichts wirklich Ìber den weiteren Verlauf sagen zu dÌrfen, da sie auch dem Unternehmen Stadtwerke und der LVV verpflichtet sind und sich sonst haftbar machen könnten.

Burkhard Jung hat wie bereits beschrieben eine Pressekonferenz fÌr den 5. Juli 2019 anberaumt, um weitere Details zum Vorgang Kohleausstieg zu erklÀren. Vor allem steht noch immer die Frage im Raum, warum bei einem verspÀteten Bau des Gaskraftwerkes in Leipzig der FernwÀrmevertrag mit der LEAG bis 2030 verlÀngert werden soll. Man brÀuchte diese VerlÀngerung dann vielleicht noch ein oder zwei Jahre.

JÌrgen Kasek erlÀutert noch einmal, was Leipzigs Kohleausstieg fÌr die Existenz von Pödelwitz bedeuten dÌrfte

Video L-IZ.de

Hopp, hopp, hopp – Kohlestopp

Video L-IZ.de

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Es gibt 4 Kommentare

Ja, das Wahlkampfgerassel lÀsst das Thema mal wieder völlig ausarten… Auch auf Landesebene wird dermaßen Schindluder und Panikmache betrieben, dass man das mit Putin und seinen Störfeuern in Europa vergleichen kann.

Konkret korrekt: Vertrag kÃŒndigen. Verhandeln.
Wenn es dann 3 Jahre lÀnger geht, auch in Ordnung.

Was nicht geht: Ein neues Kraftwerk mitten in Leipzig hinsetzen! (Das GuD hatte noch etwas andere Rahmenbedingungen.) Ich hoffe auf AnwohnereinsprÌche. StÀndig wird festgestellt, wie eine Stadt beschaffen sein soll, mit GrÌnschneisen, BÀumen, variabler GebÀudestruktur, damit wir z.B. Hitzewellen oder Staubproblematiken besser begegnen können.

Gemeinsam mit der LEAG ein neues Kraftwerk neben dem alten in Lippendorf errichten! ErhÀlt die ArbeitsplÀtze und lÀsst das Kraftwerk dort, wo es hingehört.

Nein, lieber m.k., wir werden fÃŒr blöd verkauft, weil der Ausstieg erst angekÃŒndigt wurde und nun zurÃŒckgezogen werden soll. Und einfach lÀcherlich sind die Verrenkungen die unternommen werden, um dies plausibel erscheinen zu lassen. Erst war es der KlÀrschlamm, nun sind es Dritte. Wir wollten ja, erklÀrt Jung, aber die LDS…. Mal sehen, was noch kommt.

Das Thema “Braunkohle” ist so ausgelutscht wie ein alter Kaugummi, der schon wochenlang unter der Tischplatte klebt. Und uns nun schmackhaft gemacht werden soll. FÃŒr eine weitere Nutzung gibt es schlicht keine BegrÃŒndung mehr. Außer Profit.
Und letztlich werden auch hierfÌr BÀume gefÀllt. ZusÀtzlich zu denen im mehrfach geschÌtzten Auwald. Doch nicht nur das, es wird die Umwelt zerstört. Dort wÀchst auch spÀter kein Baum mehr. Und mindestens genau so schlimm: es wird Heimat zerstört.

Nein, ausschalten, SchlÃŒssel rumdrehen und wegschmeißen.

Wurde zur Kenntnis genommen, dass, sozusagen als Versuchsbalon, den Jungen Liberalen in den Mund gelegt wurde, dass man doch dann das Werk in Lippendorf als Atomkraftwerk umrÌsten könne? Das war nicht am 1. April!
Und: eines der modernsten Braunkohle-KWs abzuschalten und dafÃŒr deutlich Àltere und schmutzigere weiter zu betreiben, ist irgendwie auch schrÀg. Aber davon sind dann andere betroffen – oder doch alle?
Es wird hektisch herumagiert, Wahlkampf eben, ein Rennen darum, mit den populistischsten Argumenten möglichst viele Stimmen einzufangen (jetzt zeigen wir, das rot-grÃŒne Leipzig, mal den Energiekonzernen, wie Energiewende geht – und steigen dann wieder in unseren A8 oder SUV). Anstatt ruhig und besonnen (was nicht heißt: langsam und entscheidungslos wie bisher) und mit der wirklich ernstgemeinten Absicht, das Bestmögliche im Interesse des Klimaschutzes zu erreichen, alle Faktoren zu prÃŒfen und in die Waagschale zu legen, um nach einer klugen GÃŒterabwÀgung bestmöglich zu entscheiden – bezogen auf ein womöglich sogar europÀisches Gesamtkonzept!
Mal davon abgesehn: Gleichzeitig sollen in der GrÃŒnen Lunge Leipzig wieder mehr als 10.000 Festmeter (0 Kubikmeter) Holz und große FlÀchen komplett kahl geschlagen und die dortige Waldstruktur auf Jahrzehnte zerstört werden? Am Ende ist es vielleicht sogar besser, alles bleibt, wir es ist, weil die vielen alten BÀume dem lokalen Klima mehr nÃŒtzen, als die Abschaltung von Lippendorf. Aber Braunkohle-Strom ist ein Klimakiller, Waldzerstörung hat mit Klima nichts zu tun. FÃŒr so blöde werden wir verkauft.

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