Möglicherweise kehren die Top-Teams der Regionalliga Nordost Ende Mai in ein Stadion zurück. Bei Entscheidungsspielen in Erfurt soll der Meister der Regionalliga Nordost ausgespielt werden. Das berichtete die Bild-Zeitung am Donnerstagmittag. Beim 1. FC Lok wollte sich niemand zur Richtigkeit der Informationen äußern. Nach L-IZ-Informationen ist der Bericht allerdings zutreffend. Allerdings steckt der Plan noch in den Kinderschuhen und seine Umsetzung ist – Stand jetzt – unwahrscheinlich.

Dem Bericht der Bild zufolge, hat der NOFV mit der VSG Altglienicke, dem FC Energie Cottbus, Hertha II und dem 1. FC Lok bei einer Videokonferenz am Donnerstagmorgen mögliche Szenarien für die Fortführung der Saison eruiert. Ein Szenario sieht vor, dass auf neutralem Boden, das Steigerwaldstadion in Erfurt ist im Gespräch, in zwei Halbfinals und einem Finale der Meister Regionalliga Nordost ausgespielt wird.

Außerdem wurde eine Saisonfortsetzung mit allen Teams, Playoffs mit Hin- und Rückspielen und auch ein Saisonabbruch angedacht. Bei einem Saisonabbruch soll auch über eine Quotienten-Regelung diskutiert worden sein, die Lok sexy findet, weil der Klub dann Meister wäre, die anderen lehnten dies aber ab. Andersrum soll es bei der „Erfurter Variante“ sein. Auch wenn Energie Cottbus bereits wieder seit dem 21. April trainiert, die Berliner Vereine und Lok allerdings nicht.

Erst beim nächsten Treffen von Bund und Ländern am 6. Mai soll über eine Lockerung der Corona-Maßnahmen gesprochen und auch über eine Erlaubnis für Vereinssport diskutiert werden. Diese würde dann wahrscheinlich frühestens am darauffolgenden Montag, dem 11. Mai umgesetzt werden, zumindest kann dies auch in jedem Bundesland zu unterschiedlichen Zeitpunkten passieren. Den drei Vereine blieben nicht ganz drei Wochen zur Vorbereitungszeit. Cottbus hätte dann sechs Wochen. Das wäre im Grunde Wettbewerbsverzerrung. Eine Lockerung würde sicherlich auch mit entsprechenden Infektionsschutzmaßnahmen einhergehen, die umgesetzt werden müssten.

Ungeklärt sind nicht nur diese Begleitumstände des Spiels. Auf der heutigen Pressekonferenz im Anschluss an das Treffen von Bund und Ländern hat Angela Merkel bekräftigt, dass Großveranstaltungen bis 31. August nicht erlaubt sind und auch nicht erlaubt werden. Sportliche Wettkämpfe bleiben also Geisterveranstaltungen und Spieler müssten wohl vor den Spielen getestet und dann kaserniert werden. Die Spiele sollen am 30. Mai und am 1. Juni stattfinden.

Wer würde die Tests bezahlen? Und was passiert, wenn bei einem Team bereits vor den Entscheidungsspielen ein Spieler positiv getestet wird? Scheidet dann das gesamte Team aus, weil alle in Quarantäne müssen? Dann wäre ein Team letztlich kampflos im Finale, ein weiterer Wettbewerbsvorteil für ein Team.

Und würde das Bundesland Thüringen, was überhaupt nichts mit dem Entscheid zu tun hat, die Absicherung der Veranstaltung übernehmen und der Durchführung zustimmen? Bundesligaklub Werder Bremen wird wohl bei genehmigten Geisterspielen im eigenen Stadion in Bremen kein Spiel austragen dürfen, weil das Bundesland ein entsprechendes Verbot bereits angekündigt hat. Auch in Halle hat die Stadt bereits Geisterspielen im Erdgas-Sportpark eine Absage erteilt.

Eine Rückkehr zum regulären Trainingsbetrieb würde für die Vereine bedeuten, ihre Spieler aus dem Kurzarbeitergeld zu holen – ohne entsprechende Einnahmen und am angenommen 11. Mai wohl ohne Entscheidung, ob es noch einmal Spiele geben wird. Die Vereine müssten großes finanzielles Risiko gehen, was sich einerseits nicht rentieren könnte, wenn die Spiele doch nicht stattfinden oder andererseits, wenn der Aufstieg nicht gelingt.

Ob dieses Finale die sportlich gerechteste Variante ist, bleibt ohnehin fraglich. Lok hat bereits zweimal gegen Cottbus und gegen Hertha II gespielt, Cottbus schon zweimal gegen Hertha II und gegen Altglienicke. Hertha II ist zudem als Tabellen-Fünfter neun Punkte von der Tabellenspitze entfernt, käme nur in das Turnier, weil der aktuelle Vierte, Union Fürstenwalde, keine Lizenz beantragt hat.

Bevor eine endgültige Entscheidung fällt, wird der Nordostdeutsche Fußballverband (NOFV) wohl ohnehin den außerordentlichen DFB-Bundestag am 25. Mai abwarten. Es scheint nicht realistisch, dass die Regionalliga ihren Spielbetrieb fortsetzt, ohne dass über die Fortsetzung der 3. Liga eine Entscheidung gefallen ist. Und letztlich hängt ohnehin alles von den örtlichen Gesundheitsämtern ab. Die Umsetzung der Pläne, sie scheint derzeit noch weit, weit weg.

Beim 1. FC Lok wollte sich am Donnerstag niemand zu den Ergebnissen der Videokonferenz äußern.

Die neue Leipziger Zeitung Nr. 78: Wie Corona auch das Leben der Leipziger verändert hat

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