Kurz zur Einleitung, ich träume tatsächlich sehr viel und teils auch verrücktere Dinge als man sich in einem Science-Fiction-Kinofilm irgendwie vorstellen könnte. Ich glaube, das hat mit meinen vielen verschiedenen Aufgaben, jeder Menge Geschichten aus meiner schönen Kindheit und der Tatsache zu tun, dass ich prinzipiell auch eine große Vorstellungskraft besitze. Doch soll es jetzt nicht um wahre Träume gehen, sondern um meine Vorstellung der Zukunft, um meine Wünsche eben.

Ich träume von einer Welt, in der sich eine Person zuerst hinterfragt, bevor sie mit dem erhobenen Zeigefinger andere Menschen ermahnt und auf deren Taten eingeht. Häufig sind diese Zeigefinger-Heber die besten Leichen-Verstecker und lenken durch ihre Sprüche von dem eigenen Versagen ab (oder sind leider wirklich selber nicht in der Lage, ihr Handeln zu reflektieren).

Dabei kommen in meinem Traum, arbeitsbedingt, vor allem Meckerer oder Meckerinnen vor, die sich über Spielerinnen, über Trainer, einfach über am Spiel Tätige oder Schiris beschweren.

Außerhalb der Halle träume ich von selbst reflektierten Klimaaktivisten, von Demonstranten, die auch diskutieren können und andere Meinungen akzeptieren, von Medien, welche noch recherchieren, von Politikern, die nachdenken und das Beste für die Menschen wollen.

Titelblatt der Dezember der LEIPZIGER ZEITUNG, LZ 109.
Titelblatt der Dezember der LEIPZIGER ZEITUNG, LZ 109. Foto: LZ

Ich träume von einer Welt, die sich um wahre Probleme kümmert, bevor sie die winzigen Probleme:Innen zu sehr aufpuscht. Selbstredend träume ich von einer Welt ohne Krieg. Doch gerade hier träume ich auch von Aufklärung und Wahrheit. Ich träume von einer Welt, auf der alle Menschen einen Zugang zum Wasser haben und dadurch ihr Leben leben können.

Ich träume von Menschen, die nicht nur alles besser wissen, sondern auch danach handeln. Ich träume tatsächlich von einer Welt ohne Einschränkungen durch Corona, in der alle Menschen an Veranstaltungen teilnehmen können. In der Hinz und Kunz dieselben Rechte haben wie die Hochgewählten oder diejenigen mit den vollen Konten.

Ebenso träume ich von einer Welt ohne ständige Einschränkungen, die wir „Normalos“ nicht verstehen. Ich träume von einer warmen Wohnung und ausreichend Strom für alle. Dabei hoffe ich auch auf geniale Wissenschaftler, die Probleme lösen.

Ich habe auch Träume, die den anderen Menschen ganz egal sein werden, die für mich aber, egoistischer Weise, noch wichtiger sind: Es soll meiner Familie und meinen Freunden gut gehen. Ich träume von viel Gesundheit und gemeinsamer Zeit. Ja, ich träume vom HCL – sehr häufig sogar. Dabei geht es um unsere Fans, die uns immer unterstützen, es geht um die Spielerinnen, meine ganzen ehrenamtlichen Helfer im Verein.

Ich träume von einer Saison ohne Verletzungen und mit großem Erfolg. Ja, ich träume davon, weiter Cheftrainer dieser Mannschaft zu sein und in die 1. Bundesliga nicht nur aufzusteigen, sondern in vollen Hallen nach ganz oben zu rutschen. Ein Traum oder ein Ziel? Für ferne Ziele lohnt es sich zu wandern, sage ich mir gern.

Ich weiß, dass meine Träume sehr weit sind und vermutlich nie in Erfüllung gehen. Aber ich träume letztendlich davon, dass sich zumindest ein paar Menschen der Träume annehmen. Und ich glaube daran, dass jeder einzelne Traum notwendig ist, um eine bessere Welt zu schaffen.

Noch ein kleiner Lied-Tipp: Auch Miss Allie beschreibt einen ihrer Träume in „Alles nur geträumt“.

*Zum Verfasser: Fabian Kunze ist Trainer und Geschäftsführer des HC Leipzig in der 2. Handball-Bundesliga-Frauen

Mehr aktuelle Träume sowie aus den letzten Jahren auf L-IZ.de 

„Wenn Leipziger/-innen träumen: Für ferne Ziele lohnt es sich zu wandern“ erschien erstmals am 16. Dezember 2022 in der aktuellen Printausgabe der Leipziger Zeitung (LZ). Unsere Nummer 109 der LZ finden Sie neben Großmärkten und Presseshops unter anderem bei diesen Szenehändlern.

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Es gibt 2 Kommentare

Danke für diesen Kommentar. Ich hab die Träume in der Print-Ausgabe gelesen und dachte ungefähr: Warum fragt eigentlich niemand eurer Zeitung mal Mutter Schulzen oder den Mann nebenan? Sind eine Psychotherapie, nonbinäre Lebensanschauung oder Gewalterfahrungen eine zwingende Zugangsvoraussetzung im hier zu Wort zu kommen, oder in einem Artikel erwähnt zu werden?
Ihr nennt die LVZ fast schon stutenbissig “die Autofahrerzeitung”, aber es ist in vollem Bewusstsein ihrer Schwächen keine Ablösung in Sicht, die thematisch umfänglich oder gesellschaftlich repräsentativ wäre.

Ich hab mir alle Träume durchgelesen, und Fabian Kunzte findet ich am sympathischsten, weil er offenbar zu jener großen Masse an Normalos gehört, die in der LZ sonst zu selten eine Stimme bekommen:
Ich lese hier viel zu selten Sätze wie: “Ebenso träume ich von einer Welt ohne ständige Einschränkungen, die wir „Normalos“ nicht verstehen.”
Oder: “Ich träume von einer Welt, die sich um wahre Probleme kümmert, bevor sie die winzigen Probleme:Innen zu sehr aufpuscht.”
Danke, Herr Kunze!

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