Der Stadtrat könnte in der nächsten Ratsversammlung in der kommenden Woche möglicherweise schon über die stufenweise Einführung des 365-Euro-Jahrestickets in Leipzig abstimmen. Diesen Vorschlag haben SPD- und Linksfraktion gemacht, nachdem einfach weit und breit keine Bundesförderung für ein solches Pilotprojekt in Leipzig zu sehen ist. Von Grünen und Freibeutern gibt es Änderungsanträge dazu. Der Ökolöwe beharrt darauf, dass das Ticket erst einen Sinn ergibt, wenn es für alle eingeführt wird

Die stufenweise Einführung würde zumindest Bevölkerungsgruppen zugutekommen, die nicht unbedingt über ein üppig gefülltes Portemonnaie verfügen. Und es würde innerhalb der Leistungsfähigkeit von LVB und Stadthaushalt machbar sein, damit aber auch ein Signal setzen, dass ÖPNV in einer modernen Großstadt nicht unerschwinglich sein muss.

Ob der Vorschlag von Linksfraktion und SPD-Faktion wirklich schon ausgereift genug ist, ist – wie der Änderungsantrag der Freibeuter-Fraktion zeigt – durchaus noch eine Diskussion wert.Doch richtig Wirkung zeige das Ticket erst, wenn es für alle Bürger der Stadt verfügbar sei, findet der Ökolöwe, der nun seit Jahren auf die Einführung des günstigen Abos nach Wiener Vorbild drängt. Bereits 25.000 Leipzigerinnen und Leipziger haben den Ökolöwen-Appell für das Ticket unterschrieben.

Und zumindest hatte der Appell den Effekt, dass der Stadtrat seitdem immer wieder über die Ermöglichung des 365-Euro-Jahresabos diskutiert. Eigentlich war es gleich nach Auslaufen des Fahrpreismoratoriums, das die LVB-Preise 2019 und 2020 stabil hielt, für das Jahr 2021 angedacht. Aber im zuständigen Bundesverkehrsministerium hat sich bei der möglichen Förderung des Projekts bis heute nichts getan. Dem Ministerium ist die Förderung von Flugdrohnen und Flugtaxis sichtlich wichtiger als ein zukunftsfähiger ÖPNV.

„Das 365-Euro-Ticket ist ein Ticket gegen zwei Krisen“, betont Tino Supplies, verkehrspolitischer Sprecher des Ökolöwen. „Es ist die Chance, die LVB mit Schwung aus der Coronakrise zu führen und gleichzeitig ein unverzichtbarer Baustein im Kampf gegen die Klimakrise.“

Der Ökolöwe unterstütze deshalb die Anträge von Die Linke, SPD und Bündnis 90 / Die Grünen im Stadtrat für die stufenweise Einführung des 365-Euro-Jahrestickets parallel zum Ausbau des ÖPNV-Angebots. Tino Supplies: „Im Leipziger ÖPNV stimmt das Preis-Leistungs-Verhältnis schon längst nicht mehr. Das Angebot muss rauf, die Preise müssen runter.“

Der Ökolöwe sieht dabei den Streit um Zielgruppen, die das 365-Euro-Ticket zuerst bekommen sollen, als wenig zielführend an.

„Es gibt für jede Gruppe gute, sachliche Gründe, warum sie das günstige Ticket erhalten sollte“, sagt Tino Supplies. „Wichtiger als der Streit darum, ist ein klarer Stufenplan für das 365-Euro-Ticket für alle Leipziger und Leipzigerinnen. Erst wenn alle das günstige Abo für Bus und Bahn kaufen können, wird es die gewünschte positive Wirkung für Klima, Umwelt, Mobilitätswende und lokale Wirtschaft entfalten. Nürnberg hat die Einführung des 365-Euro-Jahrestickets für alle bereits beschlossen. Jetzt ist Leipzig an der Reihe.“

Der Ökolöwe kritisiert in diesem Zusammenhang den Standpunkt der Verwaltung zu den Anträgen der Parteien im Stadtrat.

„Der Oberbürgermeister stellt in seinem Verwaltungsstandpunkt das 365-Euro-Jahresticket nur für eine sehr kleine Bevölkerungsgruppe in Aussicht und will dann das Kapitel schließen“, kritisiert Tino Supplies. „Wir Ökolöwen erwarten, dass der Stadtrat das nicht mit sich machen lässt.“

Den Ökolöwen-Appell für das 365-Euro-Jahresticket haben mittlerweile knapp 25.000 Leipzigerinnen und Leipziger unterschrieben.

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