Nicht nur der Neubau von Rad- und Fußwegen kostet Geld. Auch ihre Instandhaltung. Und wie sehr das in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder aus Einspargründen unter den Tisch fiel, zeigt eine Zahl aus dem Jahr 2022. Im Jahr 2017 beauftragte der Stadtrat die Verwaltung mit der Erarbeitung einer Fußverkehrsstrategie. Die gab es dann endlich 2021. Im Folgejahr durften die Leipziger/-innen dann alle ihnen bekannten Problemstellen im Fußwegenetz melden. Und noch 2022 wurde ein Teil dieser Stolperfallen tatsächlich geflickt.

Das schafft zwar kein Prestige und es gibt auch keine Pressetermine mit Banddurchschnitt, wenn die Baustelle endlich fertig ist. Aber die jahrelangen Mahnungen aus der Ratsversammlung haben ein Umdenken im Verkehrs- und Tiefbauamt bewirkt, das sich jetzt auch verstärkt um die „vielen kleinen Schritte“ kümmern will, die für die Betroffenen immer eine große Verbesserung bewirken.

Entstanden ist so das Instandsetzungsprogramm des Verkehrs- und Tiefbauamts (VTA) für den Rad- und Fußverkehr. So konnten im vergangenen Jahr 1,1 Millionen Euro für kleinere Gehwegsanierungen ausgegeben werden, mit weiteren 327.000 Euro wurde der Asphalt auf kurzen Radwegabschnitten erneuert – jeweils zusätzlich zu den regulären, komplexeren Baumaßnahmen an der Verkehrsinfrastruktur, meldet das VTA.

Geflickte Fußwege

Ziel der städtischen Fußverkehrsstrategie ist unter anderem, dass sich alle Menschen in Leipzig sicher und ohne Hindernisse im öffentlichen Raum bewegen können. Hierfür müssen langfristig insbesondere die Gehwege instandgesetzt und ausgebaut werden. Gerade in den Stadtrandgebieten sowie in den östlichen Stadtvierteln Anger-Crottendorf, Mölkau, Sellerhausen-Stünz und Engelsdorf ist der Zustand der Fußwege vergleichsweise schlecht – dies zeigte, so das VTA, auch die Öffentlichkeitsbeteiligung zum Fußverkehrsentwicklungsplan im Sommer.

Für die 1,1 Millionen Euro konnten im Jahr 2022 etwa 11.000 Quadratmeter Gehwegflächen innerhalb von 61 Maßnahmen saniert werden, von der Brandiser Straße am Dorfanger in Baalsdorf bis zum Gehweg an der Pfingstweide in Leutzsch. Ebenso standen Gehwege vor Kindertageseinrichtungen oder Schulen im Fokus der Arbeiten, so am Kindergarten in der Louis-Fürnberg-Straße in Sellerhausen-Stünz oder am Titaniaweg zur 91. Grundschule in Grünau-Nord.

Der Fußverkehrsverantwortliche der Stadt, Friedemann Goerl, sagt zu dieser langsam greifenden Entwicklung im Handeln der Stadtverwaltung: „Über Jahrzehnte hinweg sind mehr Gehwege kaputtgegangen als saniert werden konnten, sodass wir hier einen Investitionsstau haben, der nicht so schnell abgebaut werden kann. Im Rahmenplan zur Umsetzung der Mobilitätsstrategie wurden wichtige Maßnahmen für den Fußverkehr definiert, um die Gehwege baulich zu verbessern. Wichtig ist hierbei, Schritt für Schritt in ein erhöhtes Instandsetzungstempo zu kommen.“

Geflickte Radwege

Im vergangenen Jahr konnte zudem an zehn Stellen im Stadtgebiet die Asphaltdecke von Radverkehrsanlagen erneuert werden. Dabei wurde insgesamt eine Länge von insgesamt 2,3 Kilometern ausgebessert – der längste Abschnitt lag dabei in der Antonienstraße zwischen Kantatenweg und Küchenholzallee. Hier hatten sich auf 443 Metern in den Großplatten gefährliche Längsrillen gebildet – dieser Belag wurde durch eine gut zu befahrene Asphaltdecke ersetzt.

„Nicht immer sind die Rahmenbedingungen für einen einfachen Austausch der Deckschicht gegeben und auch kleine Maßnahmen erfordern oft einen erheblichen Planungsaufwand“, erläutert der Radverkehrsbeauftragte, Dr. Christoph Waack. „Gerade jedoch mit den kleinen Maßnahmen können an vielen Stellen im Radverkehrsnetz große Komfortgewinne für den Radverkehr erzielt werden, die das Radfahren im Sinne der Mobilitätsstrategie 2030 attraktiver machen.“

Zudem wurden an 20 neuralgischen Orten im Stadtgebiet insgesamt 36 Bordsteine abgesenkt, um die Barrierefreiheit zu verbessern – so in der Selliner und Binzer Straße in Grünau in Richtung Naherholungsgebiet Kulkwitzer See oder entlang der Probstheidaer Straße in Connewitz. Hierfür wurden zusätzlich rund 70.000 Euro aufgewandt.

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