Die Stadt Leipzig hält auch angesichts schwieriger Rahmenbedingungen an ihren Plänen zur Verkehrswende fest, gibt also den Wünschen aus den konservativen Stadtratsfraktionen keineswegs nach, ausgerechnet jetzt, wo die Rahmenbedingungen krisenhafter werden, die so mühsam angeschobene Mobilitätswende abzubrechen. Sie wird den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB) deshalb auch mit einer Krisenunterstützung finanziell helfen.

Massive Fahrgastausfälle durch die Corona-Pandemie, veränderte Mobilitätsbedürfnisse, explodierende Energiepreise und eine hohe Inflation in Folge des Krieges Russlands gegen die Ukraine üben bundesweit einen starken Kostendruck auf die Verkehrsbetriebe aus. Um weiter investieren und den Fahrgästen ein attraktives Angebot machen zu können, wird die Stadt den LVB in diesem Jahr 9 Millionen Euro zusätzlich zur Verfügung stellen, im nächsten Jahr weitere 11,5 Millionen.

Über die entsprechende Vorlage für die Ratsversammlung berichteten wir an dieser Stelle.

Im Gegenzug werden die Verkehrsbetriebe ihr Angebot ausbauen. Im Fokus stehen hier insbesondere das erfolgreiche On-Demand-Angebot Flexa in den Außenbezirken sowie die Angebote für Pendler.

Baubürgermeister Thomas Dienberg sagt dazu: „Um unsere Klimaziele zu erreichen und die Energieeffizienz im Verkehrssektor zu steigern, muss der Umweltverbund auch in Zukunft weiter gestärkt werden. Diesem Auftrag wollen wir trotz geänderter Rahmenbedingungen nachkommen.“

Deutschlandticket moderate Angebotsausweitung

Das ab Mai geltende Deutschlandticket zum bundesweit einheitlichen Tarif wird die Mobilität der Menschen günstiger machen. Um diese Einnahmeverluste für die LVB teilweise kompensieren zu können, sollen andere Tarifangebote in Leipzig stärker angepasst werden können als bisher geplant, teilt die Stadtverwaltung mit. Bislang gilt in Leipzig ein Moratorium, das Tarifsteigerungen bei maximal zwei Prozent deckelt. Durch das Deutschlandticket wird unterm Strich eine deutliche Einsparung für viele Nutzer realisiert, eine Anhebung einzelner Tarife scheint daher aus Sicht der Verwaltung vertretbar.

Um zugleich eine stärkere Attraktivität zu erreichen, soll das Angebot sogar moderat ausgeweitet werden – so werde etwa die Straßenbahnlinie 16 in Randzeiten verstärkt, damit das Klinikum St. Georg besser erreichbar werde. Zudem soll die Durchschnittsgeschwindigkeit des ÖPNV gesteigert werden – um 0,8 Kilometer pro Stunde bis 2030.

Dies führe zu mehr Nachfrage und mehr Erlösen. Auch gezieltes Parkraummanagement ist aus Sicht der Verwaltung ein Schritt, um die Leipzigerinnen und Leipziger in den kommenden Jahren zum Umstieg auf Bus und Bahn zu bewegen.

„Mit dem Ziel, weiterhin die Verkehrswende mit ihren flexiblen Mobilitätsangeboten für die Menschen zu gestalten, geht die Stadt Leipzig hier dankenswerterweise wiederholt in Vorleistung. Bereits in den vergangenen Wochen haben uns die Gesellschafterin und die Leipziger Gruppe unterstützt. Damit können wir das bestehende Angebot sichern und passen es an die sich verändernden Bedürfnisse der Leipzigerinnen und Leipziger an“, sagt Ulf Middelberg, Sprecher der Geschäftsführung der Leipziger Verkehrsbetriebe.

Da die LVB nunmehr mit rund 180 Millionen Fahrgästen im Jahr 2030 rechnen statt wie bisher mit 220 Millionen, ist zudem vorgesehen, den eingeschlagenen Wachstumspfad der Leipziger Verkehrsbetriebe anzupassen. Dazu gehört etwa, dass die Modernisierung der Hauptachsen des Schienennetzes zeitlich neu getaktet werden.

Die Stadt Leipzig will sich zudem gegenüber dem Bund und dem Freistaat Sachsen weiterhin für eine auskömmliche Finanzierung des öffentlichen Nahverkehrs einsetzen. Nur so seien die Klimaschutzziele des Bundes sowie des Landes mit der Verdopplung aller Wege im Umweltverbund zu erreichen.

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