Politik ist ein harter Job. Wer ein Mandat durchstehen und wirklich etwas erreichen will, braucht ein dickes Fell und Nerven wie Drahtseile. Es gibt kein einziges Buch, das bislang so drastisch erzählt hat, warum die Auslese so hart ist und Politiker, die eh schon mit einem Rucksack aus Herkunft und Belastungen aus der Kindheit ein Mandat erringen, immer wieder scheitern oder von der eigenen Psyche die Grenzen aufgezeigt bekommen. Und am Ende die Reißleine ziehen müssen wie der SPD-Politiker Michael Roth.
Über 26 Jahre lang vertrat der heute 55-Jährige seinen hessischen Wahlkreis im Bundestag, konnte ihn immer wieder als Direktkandidat gewinnen. Immer wieder stand für ihn die Übernahme wichtiger Ämter im Raum. Immer wieder wurde er ausgebootet, sah sich zurückgesetzt.
Einen Namen machte er sich als Außenpolitiker, erst recht seit 2022, seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine, als er innerhalb der SPD-Fraktion im Bundestag praktisch der einsame Rufer war, der immer wieder forderte, die Ukraine mit Waffen zu beliefern, damit sie sich gegen den russischen Aggressor verteidigen konnte. Doch nicht nur der Kanzler zögerte.
Innerhalb der Fraktion bekam Roth immer wieder Gegenwind, wurde er heftig und unfair angegangen. Von den eigenen Genossen. Obwohl all das, was er aus guten Gründen forderte, wenig später tatsächlich umgesetzt wurde.
Wie hält das einer aus, der sowieso schon gemerkt hat, dass ihn das harte politische Geschäft regelrecht kaputt macht? Wie ihn Angstzustände lähmten. Angstzustände, die sich auch Roth lange Zeit nicht eingestehen wollte. Denn wer in der Politik Schwäche zeigt, ist schnell weg vom Fenster. Schwäche, Zweifel und Unsicherheiten werden knallhart bestraft. Wenn nicht von den eigenen Genossen, die einem dann Ämter und Posten nicht zutrauen, dann spätestens auch von den Medien, die über Politiker, die Schwäche zeigen, längst unbarmherzig herfallen.
Es geht um Anerkennung und Würde
Michael Roth erzählt über unser aller Verständnis von „den Politikern“ endlich einmal aus der Position eines Betroffenen. Eines besonders Betroffenen, denn als Sohn aus eine Bergarbeiterfamilie brachte er etwas mit in die Politik, was den meisten Politikern abgeht: die Herkunft von unten. Verschärft in seinem Fall durch die Alkoholabhängigkeit seines Vaters, die seine Kindheit überschattete. Im Grunde deutet er nur an, was damals alles vorfiel.
Aber so Mancher, der aus ähnlichen Verhältnissen kommt, weiß, wie so etwas prägt, erst recht dann, wenn man es scheinbar erfolgreich verdrängt und sich durchkämpft, vom Kreisverband bis in den Bundestag. Das Wissen um seine Herkunft nimmt man immer mit. Mitsamt dem Gefühl, mit seiner ganzen Unsicherheit, dem fehlenden familiären Background und dem fehlenden Gefühl für die Netzwerkerei regelrecht durchschaut und mit Misstrauen beäugt zu werden. Also Außenseiter zu sein, ein Fremdkörper in einem Umfeld, in dem es immer um Posten, Macht und Einfluss geht.
Denn ohne Einfluss kann man in der Politik nichts erreichen. Nur: Wie setzt sich da einer durch, dem Verstellen, Schmeicheln und Schmieren nicht liegt? Als sich Michael Roth 2024 entschloss, dass diese Legislatur die letzte für ihn sein würde, war das für ihn eine schwere Entscheidung. Aber er wollte sich auch keinen Anschlussjob suchen. Nur dieses Buch wollte er schreiben. Ein Buch, mit dem er auch den Ursachen nachspüren wollte, warum die Politik so geworden ist, wie sie heute ist. Und warum seine Partei seit 1998, als er erstmals in den Bundestag einzog, einen derartigen Niedergang erlebt.
Denn das gehört zusammen. Das spürt einer, der von ganz unten kommt und der seinem Wahlkreis (der nach 1990 selbst eine heftige Transformation erlebte) bis zuletzt treu blieb und mit den Leuten dort redete. Das ist noch leichtere Teil der Analyse.
Die er denn auch deutlich auf den Punkt bringt, wenn er schreibt: „Doch Politik ist mehr als Sozialstaatsverwaltung – sie muss auch symbolische Anerkennung und ein Gefühl der Würde vermitteln. Wer das Gefühl hat, dass seine Lebensleistung nicht gewürdigt wird, wendet sich ab – von Parteien, von Institutionen, vom demokratische Gemeinwesen. Das ist eine dankbare Einladung für Populisten, die aus solchen Stimmungen der Enttäuschung und gefühlten Nichtachtung Kapital schlagen.“
Dass das auch die Verwerfungen in Ostdeutschland beschreibt, merkt er auch an. Wahrscheinlich ist es tatsächlich so: Was falsch läuft in der Politik, merkt man tatsächlich nur, wenn man weiß, dass es immer um Emotionen geht, um Respekt, Anerkennung oder eben das verfluchte Gefühl, nie wirklich dazuzugehören. Das Roth praktisch durch seine ganze Zeit als Bundestagsabgeordneter begleitet hat.
Eine Zeit, in der aus der SPD, die einst mit Wucht um das Kanzleramt kämpfen konnte, eine Partei geworden ist, die sich scheinbar mit dem Loser-Image abgefunden hat. Auch darauf kommt er zu sprechen, wenn auch anfangs erst einmal auf die einst stolze hessische SPD gemünzt.
Politik ist immer auch Psychologie
„Irgendwann verinnerlicht eine Partei das Loser-Image und verliert den Machthunger, sie arrangiert sich in der wohligen Gemütlichkeit der Opposition und traut sich nichts mehr zu – und die Wählerinnen und Wähler trauen ihr umgekehrt ebenfalls nichts mehr zu.“
Das kann man im Grund auch auf die Bundes-SPD übertragen. Auch wenn Roth sehr detailliert beschreibt, dass diese noch an ganz anderen Lasten zu tragen hat. Er hat es ja in der ganzen Ukraine-Politik bis zum Ende ausstehen müssen.
Hat erleben müssen, wie er als kompetenter Außenpolitiker, der sich tatsächlich mit allen möglichen Gesprächspartnern in Osteuropa über die zunehmenden Probleme mit dem wieder aufflammenden russischen Imperialismus unterhalten hat, regelrecht gemieden und verbal angegangen wurde von den eigenen Genossen. Die bis heute immer noch an alten Vorstellungen festhalten, man könne den imperialen Machthunger Russlands befrieden, indem man mit dem Herrscher im Kreml Verträge machte und billiges russisches Erdgas einkaufte.
Nicht einmal Putins Befehl zum Überfall auf die Ukraine änderte etwas an diesen Verblendungen der alten „Moskau-Connection“.
Was dann zu den vielen seltsamen Eiertänzen der Scholz-Regierung führte. Wobei Roth das Zaudern von Scholz sogar noch irgendwie verstehen möchte. Wenn die eigene Partei schon mauert und eine klare Politik der „Zeitenwende“ verweigert, hat auch ein Kanzler nicht viele Spielräume. Politik ist immer ein Zerren um Einfluss, Gehör, Unterstützung und Mehrheiten.
Um Posten sowieso. Nichts passiert ohne aufreibende Netzwerkarbeit. Im zweiten Teil des Buches wird Roth immer deutlicher, wenn es um die Frage geht, wie man als Mensch im politischen System eigentlich überleben kann, seine Psyche gesund erhält und letztlich auch Entscheidungen in Gang setzt.
Was tun mit den Selbstzweifeln?
Aber das läuft dann auf einen besonderen Typ Mensch hinaus. Und man wundert sich nicht mehr, warum manche Personen im Politikbetrieb wie selbstverständlich ganz nach oben kommen – und andere ausgebrannt auf der Strecke bleiben.
Michael Roth: „Absolute Stressresistenz, null Selbstzweifel, Geduld und Nerven wie Drahtseile sind die wichtigsten Fähigkeiten, die man benötigt, um im politischen Betrieb nicht nur zu überleben, sondern auch dauerhaft erfolgreich zu sein. Deswegen setzen sich am Ende die Merkels und die Scholzens durch. Sie mögen dröge sein und keine visionären Reden wie Barack Obama halten, aber sie bleiben im permanenten Sturm, der zeitweise auch zum Orkan wird, aufrecht stehen.“
Keine guten Karten also für alle, die mit Selbstzweifel ins Leben gestartet sind und bei jedem Schritt nach oben das verflixte Gefühl haben, vielleicht doch nicht zu genügen, argwöhnisch beobachtet zu werden oder in den Augen der Genossen gar zu versagen. Was also tun, wenn der Selbstzweifel immer dabei ist?
Na holla, sagt man sich da als Leser. Der Selbstzweifel gehört doch dazu! Erst das macht uns sensibel für Fehler, befähigt uns, Fehler einzugestehen und zu reparieren.
Aber was passiert eigentlich, wenn solche Selbstzweifel im ganzen politischen Betrieb keinen Platz haben und rigide bestraft werden? Und zwar nicht nur vom eigenen Fraktionsvorsitzenden oder vom politischen Gegner. „Politik ist eben auch ein beständiger Kampf um Macht, Einfluss und Anerkennung, der ein hohes Maß an physischer und psychischer Stabilität – wenn man so will: eine Kämpfernatur – voraussetzt“, schreibt Roth.
„Was die Politik von anderen gesellschaftlichen Bereichen unterscheidet: Ihre Protagonistinnen und Protagonisten kämpfen – ob sie sich nun um Diskretion bemühen oder nicht – unter den Augen einer im digitalen Zeitalter immer aggressiveren und stärker polarisierten Öffentlichkeit.“
Das ist ein Kapitel für sich. Aber ein nicht unwesentliches. Denn das bedeutet nun einmal, dass menschliche Schwächen von Politikerinnen und Politikern in den Medien und gerade in den (a)sozialen Netzen gnadenlos ausgeschlachtet werden. Ein falsches Wort, eine falsche Formulierung, und ein Shitstorm ergießt sich über den Politiker.
Ein Politikbetrieb ohne Empathie
Das muss Roth gar nicht erst weiter ausführen: Für wirklich ernste politische Debatten eignen sich die (a)sozialen Netze nicht im Mindesten. Dazu sind ihre Algorithmen allesamt falsch gestrickt. Es sind Algorithmen, die den gesellschaftlicher Konsens ganz gezielt untergraben und zerstören.
Noch schlimmer, als es im politischen Dauerfeuer sowieso schon passiert. Es verwundert nicht, dass Michael Roth im Lauf seiner Zeit in der Bundespolitik immer öfter mit psychischen Problemen zu kämpfen hatte. Und seine Fraktion war ihm dabei überhaupt keine Hilfe. Im Gegenteil. Selbst dort hörte das Hauen und Stechen um Einfluss nicht auf.
„Meine zunehmende Isolation in der SPD-Fraktion war nicht die tiefe Ursache meiner Erkrankung, aber sie wirkte wie ein Brandbeschleuniger“, schreibt Roth. Das war die Zeit des Überfalls auf die Ukraine. Da hatte er sich selbst längst eingestanden, dass er Hilfe brauchte und dass er sich aus dem politischen Fegefeuer herausnehmen musste, wenn seine Psyche Alarmzeichen sendete.
Und gleichzeitig fühlte er sich wie der Mahner in der Wüste, einer, der klare Worte fand, wo die eigenen Genossen noch von Frieden und Verhandlungen mit Putin schwadronierten. Nur um Wochen später festzustellen, dass seine Mahnungen doch noch Politik wurden.
Was aber an der zunehmenden Isolierung in der eigenen Fraktion nichts änderte. Und da benennt Roth dann etwas, was ganz offensichtlich auf allen Ebenen unserer Demokratie Mangelware ist: die fehlende Solidarität selbst innerhalb politischer Fraktionen. Wer selbst keine Solidarität lebt, kann natürlich auch keine Wähler davon überzeugen, dass man solidarische Politik machen wolle.
Wie überwindet man die Angst?
Auf einer Reise ins georgische Tbilissi erlebte Michael Roth dann selbst, worum es eigentlich geht. Und wie es gelingen kann, die innere Angst zu überwinden, die viel mehr Menschen mit sich tragen, als man gemeinhin denkt. Auch viele von denen, die nach außen den harten Kerl spielen, innerlich aber voller Unsicherheit und Selbstzweifel sind – gerade wenn sie von ganz unten kommen und genau wissen, dass ihr Leben keinen doppelten Boden und keine finanzielle Rückversicherung hat.
In Tbilissi erlebte Roth eine Demonstration gegen den zunehmend moskaufreundlichen Kurs der Regierung. „Die Angstlosen auf den Straßen von Tbilissi zeigten mir: Angst ist überwindbar. Angst ist besiegbar. Angst wächst und gedeiht vor allem in der Einsamkeit, Angst macht uns zu ‚Alleinern‘. Wenn wir uns zurückziehen, aus Furcht und Sorge, dann wird die Angst stärker. Sie bemächtigt sich unseres Körpers und Geistes. Sie verhärtet unser Herz und verschließt es vor Zuneigung, Freundschaft und Liebe.“
Das gilt auch für den ganz normalen Alltag. Viele Menschen dürften genau dieses Gefühl kennen. Selbst wenn sie niemals für ein politisches Amt kandidieren würden.
Aber im Grunde liest Michael Roth mit seinem Buch der aktuellen politischen Praxis die Leviten, zeigt die finstere und kalte Rückseite der Macht, wo ausgerechnet die Tugenden, die eine Gesellschaft lebendig machen, nichts zählen. Einsamkeit ist kein guter Ratgeber für politische Entscheidungen. Und Verhärtung macht gerade zu unfähig, die Folgen falscher Politik zu verstehen. Weil es beim Verstehen nun einmal auch ums Fühlen und Mitfühlen geht. Die ganze Bürgergelddebatte steht für diese politische Unfähigkeit zum Mitgefühl.
Politik ohne Innehalten
Aber Michael Roth hatte sich schon lange vor dem frühen Ende der „Ampel“ entschieden, nicht wieder für das Bundestagsmandat anzutreten. Auch wenn er da noch dachte, er könnte mit einer schönen Abschiedstour durch seinen hessischen Wahlkreis ein versöhnliches Ende organisieren.
So erlebte er dann auch noch das Nachsitzen des alten Bundestages, der für die neue Bundesregierung das 500-Milliarden-Investitionspaket ermöglichen sollte. Ein Moment, der freilich auch wieder davon erzählte, dass in der Politik einfach weitergemacht wird, ohne wirklich einmal innezuhalten und über die tatsächlichen Fehler nachzudenken, die gemacht wurden.
Und auch nicht über die Beweggründe der eigenen Politik und die der Wähler nachzudenken, die ja im Wahlkampf einmal mehr mit – falschen – Ängsten zur Urne gejubelt wurden. Es ist nicht nur Roths Problem, das er seinen Lesen hier offenherzig erzählt. Es ist unser aller Problem. Und es sind nicht nur die höheren politischen Ebenen „Zonen der Angst“.
„Wir alle wissen, auch aus eigener schmerzhafter Erfahrung, wie wir durch die Herrschaft der Angst kujoniert, klein gemacht, ja zerstört werden können. Die Angst ist nicht nur in zwischenmenschlichen Beziehungen das Schmiermittel der Unterdrückung. Jedes autoritäre Regime, jede Diktatur nutzt die Angst, um Menschen gefügig zu machen, um ihre Macht dauerhaft zu sichern. Aber die Geschichte lehrt uns auch, dass die Angst zerstört werden kann.“
Dabei verweist er besonders auf die friedlichen Montagsdemonstrationen von 1989, aber auch auf die Revolutionen in den baltischen Staaten und in der Ukraine. Aber er erinnert auch daran, dass die Deutschen seither etwas verloren haben, indem sie Frieden und Wohlstand gewonnen haben: Sie beurteilen die Vorgänge gerade in Osteuropa fast nur noch aus der Perspektive des „hübschen Biedermeier“. Sie haben das Verständnis verloren für die Menschen, die in den Ländern am Rand der Russischen Föderation um Menschenrechte und ein Leben in Freiheit und Demokratie kämpfen und sehr genau wissen, wie aggressiv und rücksichtslos Moskau gegen alle diese Bestrebungen vorgeht.
Der Mut zum Verzicht
Es geht genau um all die Dinge, die Roth auch im Bundestag vermisst hat: Verständnis, Respekt, Empathie. Warum das Zögern, Zaudern und Nichternstnehmen im Westen in den Staaten Osteuropas so schlecht ankommt, kann er als versierter Außenpolitiker, der von 2021 bis 2025 auch dem Auswärtigen Ausschuss des Bundestages vorsaß, sehr genau berichten.
Dass gerade die letzten Jahre für ihn besonders hart wurden, hat ihn letztlich bestärkt darin, nicht nur öfter eine Auszeit zu nehmen und mehr auf das eigene seelische Befinden zu achten. Es hat ihn auch bestärkt darin, einen radikalen Schnitt zu machen und sich regelrecht zu befreien. Denn dass der Selbstzweifel so nagend werden kann, hat nun einmal auch mit den Ansprüchen an sich selbst zu tun, dem Willen, auch dann noch durchzuhalten, wenn die eigene Batterie völlig leer ist.
„Die letzte Etappe meines Weges in der Politik endet: ernüchtert, aber nicht verbittert. Besorgt, aber nicht hoffnungslos.“
Vielleicht bewirkt sein Buch ja sogar etwas bei anderen Politikern, Fraktionen und Parteien. Dass es eigentlich auch in der Politik um Dinge wie Vertrauen, Empathie und Mitgefühl gehen müsste. Hartgesottene, aalglatte Politiker haben wir längst genug. Das prägt leider auch das politische Klima und die Erwartungen von Medien und Wählern. Aber Roth ist einer derjenigen, die den Mut hatten, auch mit ihrer Erkrankung an die Öffentlichkeit zu gehen und zu zeigen, dass man kein dickfelliger Strippenzieher sein muss in der Politik.
Dass Politik auch anders gehen kann – mit mehr Verständnis auch für Schwächen und Fehler. Denn es ist eine Lüge, dass Politiker anders sind als wir gewöhnlichen Wähler hier unten. Und es ist ebenso eine Lüge, dass sie das Bild des rücksichtslosen Machers erfüllen müssen, auch wenn das bei Wahlen scheinbar immer wieder zieht und am Ende die rücksichtslosesten Typen nach oben spült.
Wir sollten auch über das Politikmachen anders nachdenken. Und in den Leuten, die für uns Politik machen, vielleicht doch wieder den Menschen sehen. Fehlbar, wie wir alle. Womit auch unser eigenes Verständnis gefragt ist samt der verbreiteten Illusion, wir müssten alle perfekt sein und Fehler seien verboten. Im Gegenteil: Unsere Politik könnte deutlich lebendiger und ehrlicher werden, wenn mehr Ehrlichkeit Raum gewänne und Fehler zugegeben werden dürfen.
Roths Buch ist eine Ermutigung dazu. Und vielleicht ein Vorbild für alle, die im politischen Betrieb ganz Ähnliches erleben und nicht wissen, wie sie damit umgehen sollen. Aber Angst kann man überwinden. Auch indem man – wie Roth – einfach selbstbewusst sagt: Es reicht jetzt. Ich nehme mein eigenes Leben wieder in die Hände. Ich bin nicht abhängig davon, Politik zu machen. Es gibt auch noch ein Leben jenseits davon. Und das könnte sogar viel aufregender sein. Man muss sich nur trauen.
Michael Roth „Zonen der Angst“ C. H. Beck, München 2025, 26 Euro.
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