Manchmal sind es Notinstandsetzungen, die ein Bauprojekt wieder auf die Tagesordnung setzen, das irgendwann in den 1990er Jahren eingeschlafen ist. Sehr zum Ärger der Menschen, die zum Beispiel eine Brücke nutzen möchten, die Lindenthal mit Wahren und Möckern verbindet. So wie mit der Brücke in der Sesenheimer Straße passiert. Dort bröckelt ein alter Reichsbahnpfeiler. Die Stadt muss handeln. Jetzt erst recht.

Dabei war SPD-Stadtrat Andreas Geisler, der am 15. März den Antrag des Ortschaftsrats Lindenthal einbrachte, diesmal sogar noch wesentlich ruhiger als bei seinen letzten Statements zu dieser Brücke, die insbesondere für Fußgänger, Radfahrer, Rollifahrer und Familien mit Kinderwagen wichtig ist. Denn sie verkürzt den Weg Richtung Sternsiedlung erheblich. Aber als diese Brücke vor über 30 Jahren umgebaut wurde, blieben die Arbeiten auf halbem Wege stecken. Die Südseite bekam eine ordentliche Auffahrt, die Nordseite nicht.

Entsprechend deutlich formulierte der Ortschaftsrat Lindenthal sein Unbehagen damit, dass die Stadt den Bau einer Rampe auf der Nordseite nun gar bis 2035 verschieben könnte: „Die Brücke wurde kurze vor 1990 an der Südseite saniert. Dabei wurden ca. 2 Drittel der Brücke bis zum Pfeiler erneuert und eine barrierefreie und behindertengerechte Rampe an der Südseite errichtet. Durch die politischen Umbrüche wurden leider die restlichen Arbeiten damals nicht umgesetzt.

Mehrmals versuchten die Ortschaftsräte, Stadtbezirksbeiräte oder Bürger sowie Bürgervereine das Thema weiter voranzubringen, mit dem Ziel, den Rest der Brücke auch zu erneuern.

Bis heute leider ohne jeden Erfolg, aber es wurde jedes Mal gesagt, sobald wir die Brücke baulich anfassen, soll der Umbau im Norden geschehen und der absolute Missstand am nördlichen Aufgang damit gelöst werden. 

Nun liegt eine Vorlage vor und diese verschiebt das wieder auf 2035.

Eine Stadt, die sich der Inklusion verschrieben hat, kann nicht die einzige Verbindung aus den beiden Siedlungen ohne große Umwege weitere 12 Jahre so belassen, Frauen mit Kinderwagen können dieses Hindernis alleine nicht bewältigen.

Und auch für Radfahrende wäre diese Brücke eine sehr verkehrsarme Möglichkeit aus dem Norden Richtung Stadt oder umgekehrt zu kommen.“

Ziel bleibt 2030

Aber zwischen dem Antrag des Ortschaftsrats und der Beschlussfassung im Stadtrat stand dann doch noch ein Vor-Ort-Termin, bei dem das Baudezernat deutlich mache, dass man sich trotz allem bemühen wolle, die Rampe 2030 zu bauen. Und dass der Antrag des Ortschaftsrats kein Problem sei.

Der beinhaltet nicht nur die von der Stadt angepeilten Planungs- und Baujahre 2026 und 2030, sondern noch ein kleines Extra. Denn wie Andreas Geisler betont: „Noch einmal acht Jahre warten ist keine Option.“

„Ein barrierefreier Zugang an der Nordseite der Brücke Sesenheimer Straße wird im Zuge des Ersatzneubaus der Brücke umgesetzt“, hatte der Ortschaftsrat formuliert. Und: „Die Umsetzung des Ersatzneubaus einschließlich der nördlichen Rampe wird als Planung bis Ende 2026 ausgeführt und dem Stadtrat vorgelegt und die Fertigstellung mit spätestem Fertigstellungsdatum 31.12.2030 im VTA eingeplant und realisiert, inklusive aller Grundstücksthemen.“

Beides Daten, denen die Stadt durchaus zustimmen könne, so bestätigte auch Baubürgermeister Thomas Dienberg. Das Zieljahr 2031 habe man nur deshalb benannt, weil bei der augenblicklichen Lage auf dem Baumarkt mit solcher Verzögerung immer zu rechnen sei. Trotzdem wolle man es schon bis 2030 hinbekommen.

Eine behelfsmäßige Nordrampe

Aber noch etwas stand im Antrag des Ortschaftsrats: „In der Zwischenzeit wird die nördliche Rampe, im Zuge der Notinstandsetzung der Brücke Sesenheimer Straße, so ertüchtigt, dass Fußgänger, Radfahrer und Menschen mit Behinderungen und Einschränkungen diese gefahrlos benutzen können. Dazu wird die Rampe so weit wie technisch und räumlich möglich abgeflacht und die Rasensteine durch einen geeigneten rutschhemmenden Belag ersetzt.“

Der Stadtbezirksbeirat Nordwest hatte den Antrag noch ergänzt – auch um diesen Passus: „In der Zwischenzeit wird die Rampe, im Zuge der Notinstandsetzung der Brücke Sesenheimer Straße, so ertüchtigt, dass Fußgänger/-Innen mit und ohne Kinderwagen, Radfahrer/-Innen und Menschen mit Behinderung diese gefahrlos benutzen können. Hierzu wird die Rampe so weit wie möglich abgeflacht und ein geeigneter Belag aufgebracht.“

In der Ratsversammlung ging es dann ein bisschen hin und her, weil irgendwie doch noch Unklarheiten bestanden, was denn nun bis wann umgesetzt werden sollte.

Was aber am Ergebnis überhaupt nichts änderte, denn der zur Abstimmung gestellte Antrag aus dem Ortschaftsrat Lindenthal bekam das bestmögliche Ergebnis, das man bei so einer Stadtratsabstimmung bekommen kann: 53 von 53 möglichen Stimmen.

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