Für die Entwicklung des Schösserhauses in Kleinzschocher zum Nachbarschaftstreff sind die Weichen gestellt. Mit einer gemeinsamen Sitzung aller Projektbeteiligten wurde am Dienstag, 28. November, der Startschuss für die Sanierungsvorbereitung gegeben. Nächster Schritt ist die Einreichung des Bauantrags. Die denkmalgerechte Sanierung des historischen Gemäuers und der Umbau sollen bereits 2024 starten, teilt die LWB, der Grundstück und Gebäude gehören, mit.

Im September 2023 hatte der Aufsichtsrat der Leipziger Wohnungs- und Baugesellschaft mbH (LWB) den Weg für die Investition freigemacht.

Unterstützt wird das Vorhaben aus dem Bund-Länder-Programm Wachstum mit 666.000 Euro und 333.000 Euro von der Stadt Leipzig. Die Investition umfasst insgesamt mehr als 2,6 Millionen Euro.

„Die LWB wird das Haus nicht nur sanieren, sondern es gemeinsam mit Vereinen und Nachbarn einer neuen Bestimmung übergeben“, erklärt Doreen Bockwitz, LWB Geschäftsführerin Wohnungswirtschaft und Bau. „In Zukunft wird das Schösserhaus eine zentrale Bedeutung für das Viertel haben.“

Es entsteht ein Ort, an dem sich die Menschen treffen, alle Generationen zusammenkommen, sich austauschen und Gemeinschaft gelebt wird. Dafür stehen künftig weit mehr als 400 Quadratmeter auf drei Etagen zur Verfügung. Während im Erdgeschoss ein Restaurant mit großem Freisitz geplant ist, sind die beiden oberen Etagen für die Nutzung durch Vereine reserviert.

Die Nutzer dürfen schon bei der Planung mitreden

Der Pächter der Gaststätte und die Mieter in den Vereinsetagen wurden im Rahmen von zwei Interessenbekundungsverfahren gefunden, teilt die LWB mit. Die neue Gaststätte wird künftig von dem Leipziger Gastronom Daniel Jurisch betrieben. Für die Räume des soziokulturellen Treffs in der ersten und zweiten Etage wiederum hat eine Bietergemeinschaft aus Mütterzentrum e.V. Leipzig, Bürgerinitiative Kleinzschocher, Interessengemeinschaft Buch Kleinzschocher und RAA Leipzig e.V. den Zuschlag der Jury erhalten. Die Interessenbekundungsverfahren wurden vor Beginn der Arbeiten durchgeführt, um die Wünsche der künftigen Schösserhaus-Nutzer in die Sanierungsplanung einbeziehen zu können.

Das Schösserhaus soll sich in den nächsten Jahren nicht nur zum kulturellen Mittelpunkt des Ortsteils entwickeln, sondern auch Zentrum einer neuen Wohnsiedlung sein. Die LWB plant, auf dem Grundstück des früheren Rittergutes Kleinzschocher Mehrfamilienhäuser und eine Kindertagesstätte zu errichten. Der Bebauungsplan ist bereits eingereicht.

Das Gesamtvorhaben aus Schösserhaus und neuer Wohnsiedlung war Gegenstand eines Dialogverfahrens, welches die LWB gemeinsam mit der Stadt Leipzig durchgeführt hat. Im Rahmen dieses Verfahrens gab es auch einen Städtebaulichen Wettbewerb. Der Siegervorschlag stammt von einem Leipziger Büro und ist Grundlage des Bebauungsplans.

„Für die Stadt Leipzig ist die Neubelebung des Schösserhauses und die Entwicklung des Grundstückes am Kantatenweg ein zentrales Projekt im Quartier Kleinzschocher“, betont Petra Hochtritt, Abteilungsleiterin im Amt für Wohnungsbau und Stadterneuerung. Das Dialogverfahren, an dem sich Vereine und Initiativen aus dem Ortsteil ebenso beteiligt haben wie Nachbarn, habe viele wertvolle Ideen zutage befördert und eine breite Verständigung der unterschiedlichen Interessengruppen im Quartier ermöglicht.

„Dank der hohen Unterstützung aus dem Bund-Länder-Programm sowie durch die Stadt Leipzig kann nun in einem ersten Schritt das Schösserhaus mit neuem Leben erfüllt werden“, so Hochtritt. Ohne diese Unterstützung wäre eine denkmalgerechte Sanierung wirtschaftlich unmöglich.

Die Geschichte des Areals

Das neue Wohngebiet soll ebenso wie das Schösserhaus Geschichte und Zukunft miteinander verbinden. Es entsteht auf einem Areal mit überaus wechselvoller Geschichte. Weite Teile der riesigen, parkähnlichen Fläche gehörten ebenso wie das Schösserhaus einst zu einem herrschaftlichen Rittergutsanwesen. Und dessen Historie reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Berühmt wurde das Anwesen im Jahr 1742. Aus Anlass der Übernahme durch Kammerherr Carl Heinrich von Dieskau wurde hier die von Johann Sebastian Bach komponierte Bauernkantate uraufgeführt.

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Es gibt 2 Kommentare

@Bahnschranke in diesem Beitrag geht es schwerpunktmäßig um das Schösserhaus. Diese Entwicklung ist auf jedem Fall zu begrüßen. Wie es mit dem Wohngebiet aussieht steht auf einem andern Blatt.

Laut Leipziger Schutzgebietskarte liegt das Grundstück auf bzw an einem Überschwemmungsgebiet §100 sächsisches Waldgesetz, in einem Landschaftsschutzgebiet, sowie SPA Special Protected Area (Vogelschutzgebiet).

Da die Karte etwas ungenau ist, können die Gebiete auch “nur” an das Grundstück grenzen. Ich sehe Bautätigkeit dort trotzdem kritisch. Aber wird schon passen, schließlich kann man in Leipzig für eine temporäre Umleitung sogar Straße mitten durch den Auwald und extrem geschütztes/empfindliches Gebiet bauen.
Es tut so weh, jeden Tag zu sehen wie Flächen versiegelt und Lebensräume unwiederbringlich genommen werden.
Massenmord direkt vor unserer Haustür.

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