Noch ist die ehemalige Gasanstalt Ost die Betriebsstätte der Abteilung Stadtbeleuchtung. Aber seit das ehemalige „Kino der Jugend“ an der Eisenbahnstraße, das auch auf dem Gelände liegt, der IG Fortuna übergeben wurde, um hier „einen teilhabe-orientierten Kulturbetrieb im Leipziger Osten“ aufzubauen, machen sich einige Leute auch Gedanken darüber, ob nicht aus der gesamten ehemaligen Gasanstalt etwas gemacht werden könnte, was dem Leipziger Osten zugutekommt. Das war nach einem Grünen-Antrag ebenfalls Thema in der Ratsversammlung am 28. Februar.

Die Grünen hatten hier die Idee eines grünen Kreativquartiers vorgelegt, für das dann am 28. Februar der Grünen-Fraktionsvorsitzende Dr. Tobias Peter sprach.

„Das derzeit von der Stadtbeleuchtung (Verkehrs- und Tiefbauamt) genutzte Gelände zwischen Eisenbahn- und Wurzner-, sowie Bautzmann- und Geißlerstraße in Sellerhausen weist ein erhebliches Potenzial als Standort für Kultur, Arbeiten und Wohnen auf.

Er verbindet mit seiner Lage die beiden städtebaulichen Großprojekte ‚Parkbogen Ost‘ und ‚Quartiersschule Ihmelstraße‘. Außerdem wird mit dem ‚Kino der Jugend‘ auf dem Areal bereits ein neuer Kulturstandort mit erheblicher Magnetwirkung für den gesamten Leipziger Osten entwickelt, mit viel bürgerschaftlichem Engagement und aktiv von der Stadtverwaltung unterstützt“, heißt es im Antrag der Grünen.

„Die an das ‚Kino der Jugend‘ angrenzenden Flächen bieten ein erhebliches Potenzial, um ausgehend vom ‚Kino der Jugend‘ ein Kreativquartier mit Leuchtturmfunktion am gesamten Standort zu errichten. Das Areal mit seinen großzügigen Freiflächen könnte zu einem neuen öffentlichen Platz, als Forum, gestaltet werden, mit moderner Stadtbegrünung und einem nachhaltig sanierten Gebäudeensemble.

Denkbar sind z.B. auch die Nutzung der bestehenden ehemaligen Gasometer für unterschiedlichste Veranstaltungsformate und ergänzende gastronomische Angebote auf dem Gelände ebenso wie die perspektivische Nutzung der derzeitigen Gebäude der Stadtbeleuchtung für Ateliers und/oder Wohnen. Eine ergänzende Wohnbebauung ist ebenfalls denkbar.“

Aber was soll dann aus der Abteilung Stadtbeleuchtung werden?

Wohin mit der Stadtbeleuchtung?

Darüber macht man sich auch im Verkehrs- und Tiefbauamt (VTA) Gedanken, wo man der Sache sehr aufgeschlossen gegenüber steht. Denn für die Stadtbeleuchtung überlegt man sowieso eine Erweiterung. Aber wo?

„Das Gelände der ehemaligen Gasanstalt Ost wird heute jedoch noch von der Stadtverwaltung als Liegenschaft der Abteilung Stadtbeleuchtung des Verkehrs- und Tiefbauamtes genutzt. Eine wesentliche Voraussetzung, um die Entwicklung des Geländes gemäß Antrag zu ermöglichen, ist die Unterbringung der Stadtbeleuchtung an einem neuen Standort“, betont das VTA. „Die Verwaltung beabsichtigt, dazu folgende Szenarien der Unterbringung zu untersuchen:

Als Vorzugsvariante wird die Unterbringung aller heute auf dem Gelände der ehemaligen Gasanstalt Ost verorteten Aufgabenbereiche im neuen Verwaltungszentrum Planen, Bauen, Umwelt untersucht. Nur falls diese Variante technisch nicht umsetzbar ist, sollen weitere Varianten untersucht werden.

Alternativ ist die Integration der Büroarbeitsplätze in das neue Verwaltungszentrum Planen, Bauen, Umwelt und die Errichtung eines Neubaus für Außendienst, Lager, Betriebsmittel und Fuhrpark zu prüfen. Die Prüfung umfasst die Suche einer passenden Liegenschaft und einer Machbarkeitsstudie für den zu errichtenden Neubau. Der neue Standort für die Stadtbeleuchtung ist unter besonderer Berücksichtigung folgender Kriterien zu wählen:

• Zentrumsnah für möglichst kurze Fahrwege zu den Beleuchtungsanlagen zur Reduktion der CO₂-Emission
• Gute Erreichbarkeit mit dem ÖPNV
• Mögliche Nutzung von Bestandsimmobilien

Das Prüfergebnis ist dem Stadtrat spätestens im Q4/2024 vorzulegen.“

Erst wenn die Prüfung die Unterbringung der Stadtbeleuchtung an einem neuen Standort ein positives Ergebnis bringt, „wird die Entwicklung des Quartiers zu einem Kreativquartier mit den Nutzungsschwerpunkten Kultur, Arbeit, Wohnen und Soziales weiterverfolgt.“

Im Herbst wir der Stadtrat also erfahren, ob es einen solchen innerstädtischen Standort überhaupt gibt.

Auch das Gewerbe braucht Platz im Osten

Und dann könnte die Entwicklung der ehemaligen Gasanstalt Ost zu einem neuen Stadtquartier beginnen. Und nicht nur für kreative Initiativen.

Das machte die SPD-Fraktion deutlich, die einen Änderungsantrag einbrachte, der hier auch die Unterbringung von Gewerbe forderte. Worauf auch Tobias Peter in seiner Rede einging, denn aktuell sind auch etliche kleine Gewerbebetriebe im Leipziger Osten durch Entmietung bedroht oder längst betroffen. Aus den Häusern, die sie mühsam zu einem Gewerbestandort aufgebaut haben, müssen sie weichen, finden aber im Leipziger Osten kaum noch freie Flächen.

Längst ist derselbe Verdrängungswettbewerb in Gang, den auch Plagwitz und Lindenau schon erlebt haben. Erst kommen die Pioniere, die vernachlässigte Quartiere wieder mit Leben erfüllen, dann kommen die Mieter, die das kreative Klima toll finden. Und dann kommen die Investoren, die hier den neuen Grund für Aufwertung und neue Immobiliengeschäfte sehen.

Den Aspekt, das Gewerbe bei der Entwicklung der ehemaligen Gasanstalt nicht zu vergessen, betonte auch SPD-Stadträtin Anja Feichtinger. Tobias Peter stellte deshalb auch nicht den Ursprungsantrag der Grünen zur Abstimmung, sondern den Verwaltungsstandpunkt, erweitert um den SPD-Änderungsantrag, sodass die Stadt hier jetzt einen größeren Spielraum hat, den Umzug der Stadtbeleuchtung zu prüfen und ein Entwicklungskonzept für das Gelände der einstigen Gasanstalt aufzulegen.

Dieses Paket bekam dann mit 38:21 Stimmen eine klare Mehrheit. Unterstützt durch jene Fraktionen, die die Stadtentwicklung tatsächlich als eine Aufgabe für den Stadtrat verstehen.

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