Wenn man das Titelbild betrachtet, dann sieht man einen zufriedenen Mann, mit einem zynischen Gesichtsausdruck, der mit seiner Hand ein Zeichen formt, welches mit O.K. gelesen werden kann. Allerdings ist es in einem anderen Kontext eine Beleidigung, zeigen Sie es mal einem vorbeifahrenden Polizeiauto. Dieser Mann ist allerdings nicht der US-Präsident, der sitzt ziemlich hilflos aussehend, mit hängenden Schultern da.
Sie müssen dieser Interpretation des Bildes nicht zustimmen, es ist aber eine mögliche.
Spulen wir zurück auf Anfang. Da lädt der US-Präsident Donald Trump den russischen Machthaber Wladimir Putin nach Alaska ein, um über einen Deal zu sprechen. Abgesehen davon, dass Trump internationale Abkommen als Deals bezeichnet, ist zumindest der Ort des Treffens von Bedeutung.
Die Elmendorf Air Force Base, auf der das Treffen stattfand, ist ja kein unbedeutender Standort der US Air Force. Als der dem russischen Territorium nächstgelegene ist dieser Standort für Verteidigungs- aber auch Angriffsszenarien von großer Bedeutung für die USA. Ein Präsident Reagan, man musste ihn nicht mögen, hätte wahrscheinlich zum sowjetischen Staatschef gesagt: „Schau mal, wie schnell wir Euch erreichen können!“, für Trump war es nur eine schöne Kulisse.
Was ist der Zynismus an der ganzen Sache?
Es ging ja nicht wirklich um Frieden für die, von Russland angegriffene, Ukraine. Zumindest für Putin, der diesen Krieg jederzeit beenden könnte, war das Treffen eine Aufwertung. Er ist zurück auf der Weltbühne, anerkannt von der US-Regierung, die ihn mit allen Ehren empfing. Ein Präsident Trump, der ihn strahlend und winkend empfing, der ihm lange die Hand schüttelte und ihm den Arm freundschaftlich tätschelte, am Ende des Treffens aber geradezu bedeppert wirkte – das sind Bilder, die Putin braucht. Trump hat sie ihm geliefert.
Was wird mit der Ukraine?
Trump sagt dazu: „Es gibt keinen Deal, bis es einen Deal gibt“, das sagt zumindest aus: Er hat die Ukraine wenigstens nicht Putin zum Fraß vorgeworfen. Welche und wie viele Punkte vereinbart bzw. offen sind, darüber schweigen beide. Dabei muss man sich ins Gedächtnis rufen, dass Trump in Abwesenheit des ukrainischen Präsidenten Selenskyj nichts anzubieten hatte. Es sei denn, er hätte erneut die Unterstützung der Ukraine aufgekündigt.
Gewohnt zynisch sagt Putin: „Die Ausgangspunkte der Krise müssen gelöst werden.“ Warum ist das zynisch? Ausgangspunkt der Krise sind die Besetzung der Krim und der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. Alle russischen Begründungen dafür sind haltlos, die durchaus bestehenden Differenzen hätten auf diplomatischer Ebene gelöst werden können. Durch die Diplomatie, die jetzt immer eingefordert wird.
Man muss hier nicht aufzählen, welche Punkte noch offen sind, das ZDF hat das gut zusammengefasst.

Wie geht es weiter?
Das ist die große Frage. Während Trump und Putin redeten, gab es russische Angriffe gegen die ukrainische Zivilbevölkerung. Ob es nun, nach dem erwarteten Gespräch zwischen Trump und Selenskyj, zu einem Dreier-Treffen mit Putin kommt, oder zu einem Besuch Trumps in Moskau ist völlig offen. Die wichtigste Frage ist nach wie vor: Will Putin wirklich Frieden?
Empfohlen auf LZ
So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:










Es gibt 10 Kommentare
Und ebenso einen Kommentar von Reinhard Lauterbach: https://www.jungewelt.de/artikel/506454.ukraine-krieg-putins-pyrrhussieg.html
Ich möchte noch einen heute erschienenen Essay des Filmregisseurs und -kritikers Rüdiger Suchsland empfehlen: https://www.telepolis.de/features/Ukraine-Krieg-Der-begrenzte-Blick-der-deutschen-Medien-und-Trumps-Erfolg-10544611.html
Inwiefern Pech, Hearst? Die Ukrainer haben doch die Wahl, ob sie sich weiter wehren oder nicht. Völlig unabhängig davon, was “die NATO” möchte.
Aber schönes Kaminfeuerbild!
Da der Herr K. so großer Cowboy Fan ist: https://de.wikipedia.org/wiki/Ronald_Reagan#/media/Datei:President_Ronald_Reagan_and_Soviet_General_Secretary_Mikhail_Gorbachev_at_the_first_Summit_in_Geneva,_Switzerland.jpg
Eben mit dem Kreml ausgetauscht: Ja, Putin will wirklich Frieden. Nack Rückinfo aus Brüssel und Ramstein: NATO und EU wollen eher keinen Frieden. Pech für die Ukrainer im Stellvertreterkrieg.
Hallo Thomas_2,
in der Tat ein würdiges Zitat in diesem Zusammenhang, danke dafür.
Ich hab zwei weitere “Aber was ist mit…” Ideen:
1) Aber was ist mit der Tatsache, dass bei Lichte gesehen ein Einmarsch mit Armee, Landbesetzung und Bombardierung nicht mit irgendeinem Argument sicher rechtfertigbar wird?
2) Aber was ist mit Putins Rede zu Beginn des Krieges, in der er von historischen Zusammenhängen der Sowjetunion erzählte, die eher als Rechtfertigung seiner Handlungen taugen?
–
Aber was war damals mit Vietnam und Irak? Da hat hier Keener protestiert!
Tja. Leider war da “niemand” auf den Straßen. Fanden alle toll damals, Gerhard Schröder zum Beispiel auch, und taugt auch heute noch richtig gut als “Gegenargument” zu eindeutigen Positionierungen gegenüber Russlands Verhalten.
Da irren Sie, lieber Autor, sowohl die zitierte Petra Erler als auch der Autor Arnold Schölzel verteidigen eben keine Aggression.
“Was ist mit …?” Unzweifelhaft der Beginn einer sehr wichtigen Frage in jedwedem Zusammenhang! Gern noch mit einem “Aber” ganz zu Anfang.
Wenn man immer weiter zurückschaut, dann kann sich doch ein jeder seinen eigenen Ausgangspunkt suchen. Es hängt halt alles zusammen.
„Viele kamen allmählich zu der Überzeugung, einen großen Fehler gemacht zu haben, als sie von den Bäumen heruntergekommen waren. Und einige sagten, schon die Bäume seien ein Holzweg gewesen, die Ozeane hätte man niemals verlassen dürfen.“
Quelle: https://beruhmte-zitate.de/zitate/123109-douglas-adams-viele-kamen-allmahlich-zu-der-uberzeugung-einen-g/
” Ausgangspunkt der Krise sind die Besetzung der Krim und der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. ”
Was ist mit dem Putsch in Kiew und die Reaktion der russischstämmischen Bevölkerung. Die mit dem Maidan nicht einverstanden waren.
@Urs, wo ist der Artikel „unzynisch“? Allein die Überschrift „EU-Kriegstreiber“ und somit die Verteidigung einer Aggression ist Zynismus pur. Aber, es ist eben Ihre Meinung.
Nicht selten sagen tausend Wörter mehr als ein Bild, lieber Autor, und seien wir froh, daß die von uns nicht abänderbaren Spitzenpolitiker der beiden Länder mit den meisten Massenvernichtungswaffen von Angesicht zu Angesicht sprechen. Globalpolitik kriegt man vermutlich nie ohne wenigstens teilweisen Zynismus hin.
Ich möchte Ihnen diesen unzynischen Kommentar empfehlen: https://www.jungewelt.de/artikel/506317.eu-kriegstreiber.html