Die FIFA hat es verboten, der Deutsche Fußball-Bund (DFB) ist eingeknickt. Mannschaftskapitän Manuel Neuer ist zum WM-Auftaktspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ohne die vielfarbige „One Love“-Binde aufgelaufen – und auch ohne eine Binde mit dem echten queeren Regenbogen. Diese hätten Deutschlands bekannteste Dragqueen Olivia Jones und ihre Familie gern als Signal am Arm des Nationaltorhüters gesehen und extra dafür die Mutmach-Petition „Manuel Neuer, trag die Regenbogenbinde! Wir stehen hinter dir! #JetztErstRecht“ gestartet.

In einem Instagram-Video wendete sich Jones mit emotionalen Worten an den DFB-Keeper:  „Manuel, Du hast jetzt die Chance, noch Geschichte zu schreiben. Es wird Gewinner geben. Und: Sieger der Herzen. Das Motto der Stunde ist: Eier zeigen, Regenbogen tragen! Kohle auf’m Konto ist ja schön. Aber: Ein Stück Unsterblichkeit ist unbezahlbar. Werde unser Heldmeister der Herzen. Auch wenn’ s dich ne Gelbe Karte kostet. Mach uns stolzer, als uns jeder WM-Sieg machen könnte.“

Diese Hoffnungen der prominenten Dragqueen blieben allerdings unerfüllt. Als öffentliches Zeichen gegen das Verbot der FIFA hielten sich jedoch alle deutschen Spieler beim obligatorischen Mannschaftsfoto vor dem Anpfiff der Partie gegen Japan den Mund zu.

„Chemnitz statt Katar“

Welche Alternativen zur Weltmeisterschaft bieten sich denn aber für Fußballfans mit Leib und Seele? Die Regionalliga-Kicker des 1. FC Lok Leipzig haben da eine Idee: „Die irrwitzige WM im Wüstenstaat lässt die heimischen Ligen pausieren. Alle Ligen? Nein – denn zum Glück gibt’s in Leipzig-Probstheida das gewohnte Stadionerlebnis mit Bier, Bratwurst und jeder Menge netter Leute“, verkündeten die Blau-Gelben. Mit den beiden Slogans „Chemnitz statt Katar“ und „Djamal (Ziane) statt Jamal (Musiala)“, werben sie für das am 4. Dezember um 14 Uhr im Bruno-Plache-Stadion anstehende Traditionsduell gegen den Chemnitzer FC.

„Statt die kommenden Wochen seelenlosen Hochglanzfußball von der Mattscheibe zu konsumieren, wird dir bei der Loksche authentischer Fußball geboten! Die Jungs von Almedin Civa sind heiß drauf, die letzten Heimspiele des Jahres siegreich zu absolvieren. Und dafür braucht es euch auf den Rängen!“, macht der LOK seine Fans mobil.

Alternativ-WM in Leutzsch

Mit „Fußballromantik in der Messestadt“ wirbt auch die Initiative „Amateur Sports Against Profit“ (ASAP). Gemeinsam mit der BSG Chemie Leipzig, lädt sie am Tag der Menschenrechte, dem 10. Dezember, auf die Kunstrasenplätzen des Leutzscher Alfred-Kunze-Sportparks zum Fußballturnier um den ASAP Global Cup ein. Bei der geplanten Alternativ-WM können bis zu zwölf Teams antreten. Gespielt wird auf Kleinfeld Acht gegen Acht. Ein Team muss insgesamt aus mindestens zehn Personen bestehen, wobei immer auch mindestens drei FLINTA*-Personen auf dem Spielfeld stehen müssen.

Parallel zum Turnier, das mit dem Ameisenbär „FifAnti“ sogar ein eigenes Maskottchen hat, gibt es zum Weiterbilden und Vernetzen verschiedene Workshops, Informationsstände und auch ein Unterhaltungsprogramm. Das Turnier ist für alle Menschen zugänglich und kostenfrei. Zusätzlich wird es in Kürze Platztickets für ein virtuelles Stadion zu kaufen geben. Für einen selbst gewählten Betrag ab einem Euro, können Fans dann ein Foto hochladen und dadurch eine digitale Tribüne füllen, womit sie online auch Teil der alternativen WM werden.

Mit einem Fußball-Kulturabend in der Kinobar Prager Frühling (Bernhard-Göring-Straße 152), wird bereits am Freitag, 9. Dezember, der ASAP Global Cup eröffnet. Um 18:30 Uhr startet dort bei Kaltgetränken und Snacks ein vielfältiges Programm, das unter anderem einen Poetry Slam und einen Überraschungsfilm beinhaltet. Nach dem aktiv-sportlichen Teil am Samstag steht zum Abschluss am Sonntag noch der Besuch des Regionalliga-Spitzenspiels der BSG Chemie Leipzig gegen den FC Rot Weiß Erfurt auf dem Zettel. Der Anpfiff zur Partie im Kunze-Sportpark ertönt um 14 Uhr.

„Wir rufen nicht zum Boycott der Weltmeisterschaft auf“, erklärt ASAP-Mitgründerin Lea Quandt die Intention hinter dem Alternativangebot. Vielmehr solle die Möglichkeit geschaffen werden, vor der eigenen Haustür Teams anzufeuern, Turniereuphorie zu empfinden und so zurück zu den Ursprüngen des Fußballs zu gelangen. „Unsere Kritik richtet sich gegen die FIFA und die Ausnutzung der weltweiten Ungleichheit. Daher wollen wir eine lokale Alternative anbieten.“ Mehr Infos dazu und die Möglichkeit zur Anmeldung gibt es unter: www.globalcup.de.

Weltmeister: Brasilien!?

Ganz nebenbei: Die Fußball-Weltmeisterschaft hat sowieso keinen sportlichen Reiz mehr. Denn wie die Deutsche Presse-Agentur (dpa) pünktlich zum Turnierbeginn vermeldete, ist der Titelgewinner bereits errechnet worden. Spoileralarm: Brasilien macht’ s. Das zumindest haben sowohl die Universität von Oxford, die Statistik-Plattform „We Global Football“ sowie das Datenunternehmen Nielsen aus einer Vielzahl an Zahlen, Daten, Fakten jeweils als wahrscheinlichstes Szenario ermittelt.

Der Finalgegner der Brasilianer soll demnach entweder Belgien sein, das zweimal genannt wurde, oder Portugal. Einig sind sich die Statistikexperten übrigens auch darin, dass für die deutsche Nationalmannschaft schon im Achtelfinale Schluss ist – ausgeschieden gegen Belgien. Nach der 1:2-Auftaktpleite gegen Japan, scheint es allerdings fraglich, ob das DFB-Team überhaupt die Gruppenphase übersteht.

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