Sommer 2024. Deutschland lädt zur Fußball-Europameisterschaft. Auch Leipzig ist dann einer der zehn Austragungsorte – oder wie es im offiziellen Sprech heißt: Host City. Und damit die City auch richtig hosten kann, wurden am heutigen Mittwoch (02.11.) bei einem Pressetermin in der Kongresshalle die drei Leipziger EM-Botschafter/-innen vorgestellt.

Neben Zoo-Direktor Prof. Dr. Jörg Junhold, der bereits Anfang Oktober als offizieller Leipzig-Botschafter bekannt gegeben wurde, sind das Theater-Intendant, Regisseur und Dramaturg Jürgen Zielinski sowie die ehemalige Fußball-Nationalspielerin und aktuelle Co-Trainerin bei RB Leipzig, Anja Mittag.

„Dieses Trio steht für Leipzig, drei wunderbare Persönlichkeiten, die jede auf ihre Art etwas mit auf den Weg geben kann, Botschaften hat. Ich bin sehr glücklich, dass ich sie heute alle drei präsentieren darf“, verkündete Heiko Rosenthal (Die Linke), Bürgermeister und Beigeordneter für Umwelt, Klima, Ordnung und Sport der Stadt Leipzig. Und es ist eben nicht nur der Sport, der mit Blick auf die EM 2024 im Fokus steht, sondern explizit auch die Themen Umwelt und Klima.

„Sie kennen vielleicht den städtischen Slogan: ‚Leipzig wächst nachhaltig‘“, so Rosenthal weiter. „Das Thema Nachhaltigkeit zieht sich wie ein roter Faden durch die Stadt- und Kommunalpolitik. Auch der Leipziger Sport muss sich den Themen des Klimaschutzes, des Klimanotstandes und anderer Herausforderungen stellen.

Daher haben wir in der Story der Leipziger Bewerbung dieses Thema auch ganz nach vorne gestellt und bringen uns dort sehr intensiv ein, damit die UEFA-Euro 2024 hoffentlich ein Paradebeispiel für eine nachhaltige und klimaneutrale Großveranstaltung wird.“

Nachhaltigkeit wird für die EM-Planungen also oberstes Prinzip sein. Leipzig setzt also auf die Stadt der kurzen Wege, was bedeutet: „Kein motorisierter Individualverkehr, sondern ein Mobilitätskonzept, das auf Nahverkehr, Straßenbahn, Fahrrad und Fußweg setzt“, erklärt Rosenthal.

Die Logistik und das Catering rund um das Fanfest wird zudem ausgelegt sein auf Regionalität, Abfallvermeidung und Energieverbrauchsreduzierung. Und im Sinne der Klimaneutralität soll für die Flugreisen der eintreffenden Fußballfans ein Ausgleich erbracht werden. Hier kann Leipzig nicht nur auf eigene Mittel setzen, sondern nimmt auch EM-Ausrichter UEFA in die Pflicht.

Offizieller Botschafter: Prof. Dr. Jörg Junhold

Der Fokus auf die Nachhaltigkeit war auch ein maßgeblicher Grund, Prof. Dr. Jörg Junhold zum offiziellen EM-Botschafter für die Stadt Leipzig zu machen. Wie Heiko Rosenthal ausführte, habe sich Junhold in seiner Funktion als Zoo-Direktor seit Jahren für den weltweiten Natur- und Artenschutz engagiert und ist damit der optimale Kandidat.

„Wir sind ja als Zoo per se täglich mit dem Thema Nachhaltigkeit und Natur beschäftigt. Es dreht sich bei uns alles um schon ausgestorbene oder kurz vor dem Aussterben stehende Arten, den Arten- und Naturschutz. Und wenn wir den ernst nehmen, kommen wir auch ganz schnell auf die eigene Lebensweise und das Thema Nachhaltigkeit“, bekräftigt Junhold, der auch gleich eine ganz konkrete Projektidee an den Start gebracht hat.

„Es gibt die Idee, dass wir für jedes Spiel, das bei uns stattfindet – das sind vier Spiele – eine ‚Wald-Meisterschaft‘ ins Leben rufen und für jedes der Spiele 2024 Bäume pflanzen wollen. Dabei kann sich jeder beteiligen, der fußball- und naturbegeistert ist. Ich denke, wenn wir die 2024 Bäume pro Spiel zusammenhaben, haben wir ein gutes Zeichen gesetzt. Sachsen ist eine waldarme Region, es fehlen Bäume. Ich glaube, wir können damit der Region etwas Gutes tun, wenn wir dieses Zeichen setzen“.

Unter anderem auf der Webseite des Zoos Leipzig können ab sofort Bäume gekauft werden. Ein einzelner Baum kostet dabei 5 Euro.

Botschafter für den Bereich Kultur: Jürgen Zielinski

Ganze 18 Jahre lang war Jürgen Zielinski Intendant am Theater der Jungen Welt in Leipzig. Als die Anfrage der Stadt Leipzig in Sachen EM-Botschafter an ihn gerichtet wurde, war der 69-Jährige sofort dabei:

„Ich habe da gar nicht lange gezögert, denn für mich schließt sich damit ein Kreis. Mein Leben ist von Kindheit an vom Fußball bestimmt. Ich habe mit der Nummer 11 auf Linksaußen gespielt, beim SSV Hacheney, war dort Torschützenkönig und Auswahlspieler. Und ich bin Mitglied und Dauerkartenbesitzer bei Borussia Dortmund, in meiner Heimatstadt“.

Schon rund um die Sommermärchen-WM 2006 hatte Zielinksi sieben Theaterstücke zum Thema Fußball auf den Weg gebracht: „Damit war es gut gelungen, ein völlig anderes Publikum auf den Platz der Bühne zu konzentrieren“. Auf diesen positiven Effekt hofft er nun auch beim anstehenden Fußball-Spektakel 2024. „Es ist wichtig, dass es gelingt, fußballbegeisterte Menschen, die immer noch Berührungsängste zu Kunst und Theater haben, dafür zu gewinnen.“

Gemeinsam mit der Olympiasport Leipzig GmbH hat Jürgen Zielinski kürzlich bei der Stiftung „Fußball & Kultur EURO 2024“ das Projekt mit dem Titel „Eine Stadt – ein Team – ein Ziel: das Stadion der Träume“ eingereicht und hofft auf entsprechende finanzielle Förderung. Über konkrete Inhalte mochte er noch nicht sprechen, doch es soll ein Kunst- und Theaterraum entstehen, „ein Open Space, wo sich während und vor der EM eine Vielzahl von Akteuren treffen.“

Sein Lieblingsprojekt teaserte Zielinski als Beispiel dann doch noch kurz an: „Stadion-Bratwurst meets Paella“. „Eine kulinarische Geschichte wird aufbereitet, die musikalisch von den jeweiligen gastierenden Nationen begleitet wird.“ Der Musik misst er eine ganz besondere Bedeutung bei.

„Wesentlich ist, dass wir als Musikstadt Leipzig die Musik als Bindeglied zum internationalen Publikum herstellen wollen. Kunst, Kultur und Sport sollen im Sinne der Fairness und des Respekts ein Bindemittel sein“, so Zielinski. Als sein persönliches Ziel benannte er außerdem noch, „die Kulturstadt Leipzig zur Kulturhauptstadt zu erheben“.

Botschafterin für den Bereich Sport und Volunteers: Anja Mittag

Die dritte Botschafterin im Bunde – und zugleich auch die Einzige mit konkretem Sport-Bezug – konnte bei der Präsentation nicht persönlich anwesend sein. Zeitgleich zur Veranstaltung in der Kongresshalle stand sie als Co-Trainerin beim Nachholspiel ihrer RB-Frauen in der 2. Bundesliga an der Seitenlinie.

In einer kurzen Videobotschaft umriss sie ihre Rolle im Zuge der EM 2024: „Meine Aufgaben sind natürlich, da ich jahrelang auf dem Fußballplatz gestanden habe, der Bereich Sport und Volunteers. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit. Mein erstes Projekt wird das Inklusionsturnier in der Leipziger Sportschule Abtnaundorf sein.“

Für den vierwöchigen Zeitraum der Europameisterschaft werden in Leipzig rund 1.600 freiwillige Helfer-/-innen benötigt. Die ehemalige Nationalspielerin wird für das Volunteer-Programm den Hut aufhaben. Im nächsten Jahr beginnt dafür die Rekrutierung.

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