Schon 2021 zogen die Gaspreise an und machten das Geschäft der in Leipzig heimischen VNG wesentlich anspruchsvoller. Trotzdem konnte die europaweit aktive VNG mit ihrem Hauptsitz in Leipzig deutlich mehr Gas verkaufen und verzeichnete für das Geschäftsjahr 2021 einen abgerechneten Umsatz in Höhe von 18,5 Milliarden Euro (2020: 9,8 Milliarden Euro).

Dass die Energiewende das Geschäftsfeld der VNG künftig deutlich ändern wird, war 2021 schon klar. Aber der von Wladimir Putin ausgelöste Krieg in der Ukraine erhöht auch den Druck auf das Leipziger Unternehmen.

Eine Zäsur für die deutsche Energiewirtschaft

„Der Angriffskrieg Putins auf die Ukraine ist eine Zäsur für Europa. Wir sind schockiert und erschüttert ob der Brutalität der russischen Regierung. Die täglichen Meldungen und Bilder der Zerstörung und humanitären Katastrophe in der Ukraine lassen uns fassungslos zurück“, eröffnete Ulf Heitmüller, Vorstandsvorsitzender der Leipziger VNG AG, mit eindringlichen Worten das diesjährige Bilanzpressegespräch am Dienstag, 5. April.

„Zugleich ist der russische Angriffskrieg auch eine Zäsur für die europäische und deutsche Energiewirtschaft und mithin auch für unser Unternehmen“, ergänzt Heitmüller.

„Es muss uns nun – damit meine ich Wirtschaft, Politik und Gesellschaft – neben der akuten Krisenbewältigung in der Zukunftsgestaltung gelingen, Versorgungssicherheit und Klimaschutz viel stärker zusammenzubringen und dabei die Wirtschaftlichkeit bzw. Bezahlbarkeit der Energieversorgung für Industrie und Verbraucher nicht aus den Augen zu verlieren. Eine zügigere Transformation hin zu grünen Gasen und Wasserstoff sowie eine Diversifizierung der Erdgasbezüge ist daher so oder so unumgänglich. Deshalb ist VNG bestrebt, zeitnah alternative Bezugsquellen auszubauen“, betonte Heitmüller.

„Die Ereignisse in der Ukraine überschatten unsere sehr gute operative Leistung, die wir im Geschäftsjahr 2021 erzielt haben. Trotz anhaltender Corona-Pandemie und eines historisch rasanten Preisanstiegs für Erdgas zeigte VNG in einem insgesamt herausfordernden Marktumfeld eine starke operative Performance und blickt auf einen guten Jahresabschluss. Unser Ergebnis ist ein Beleg dafür, dass wir in allen Geschäftsbereichen handlungsfähig und wirtschaftlich erfolgreich waren. Zugleich ist es VNG 2021 gelungen, weitere substanzielle Fortschritte bei der Umsetzung der Konzernstrategie ‚VNG 2030+‘ zu erzielen“, sagt Bodo Rodestock, Vorstandsmitglied für Finanzen und Personal der VNG.

Unerwartet gutes Konzernergebnis 2021

Insgesamt beschäftigte die VNG zum 31. Dezember 1.462 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (2020: 1.305).

Um die Umsetzung der Strategie „VNG 2030+“ konsequent voranzutreiben, hat VNG im Jahr 2021 197 Millionen Euro investiert. Der Investitionsfokus lag in den Geschäftsbereichen Transport und Biogas.

Im Geschäftsjahr 2021 erzielte VNG nicht nur einen höheren Umsatz, sondern auch ein deutliches Ergebnisplus: Das operative Konzernergebnis (adjusted EBIT) stieg im Jahr 2021 um 26 Prozent auf 225 Millionen Euro (2020: 179 Millionen Euro). Der Konzerngewinn beläuft sich auf 141 Millionen Euro (2020: 46 Millionen Euro).

Hauptsitz der VNG AG in Leipzig. Foto: VNG
Hauptsitz der VNG AG in Leipzig. Foto: VNG / Torsten Pross

„Das Ergebnis 2021 liegt über unserer Prognose. Trotz erheblicher Schwankungen im energiewirtschaftlichen Umfeld konnten wir unser Ergebnis deutlich steigern. Alle operativen Geschäftsbereiche der VNG haben erneut einen positiven Ergebnisbeitrag beigesteuert. Damit konnte VNG nunmehr zum sechsten Mal in Folge ein positives Jahresergebnis verbuchen“, ordnet Rodestock die Ergebnisse ein.

Weichen für eine grüne Energiezukunft gestellt

Neben Biogas setzt die VNG mittel- bis langfristig auf den klimafreundlichen Energieträger Wasserstoff. Um die deutschen und europäischen Klimaziele bis 2045 zu erreichen, ist der zügige Hochlauf eines funktionstüchtigen Wasserstoffmarktes notwendig, betont die Unternehmensspitze.

„Wasserstoff wird in den nächsten Jahrzehnten eine bedeutende Rolle spielen. Deshalb freue ich mich, dass VNG im September 2021 zusammen mit seinen fünf Projektpartnern mit dem offiziellen Projektstart des ‚Energiepark Bad Lauchstädt‘ als Reallabor der Energiewende einen großen Schritt im Bereich Wasserstoff gemacht hat. In Mitteldeutschland soll künftig die komplette Wertschöpfungskette von grünem Wasserstoff abgebildet werden: Grünstromerzeugung aus Windkraft, Elek­trolyse, Speicherung, Transport, Vermarktung“, erklärte am Dienstag Hans-Joachim Polk, Vorstandsmitglied für Infrastruktur und Technik der VNG AG.

Mit Blick nach vorn sei absehbar, dass 2022 große Herausforderungen für VNG bereithält.

„Unsere Zielstellung für 2022 ist klar: Vor dem Hintergrund der sich abzeichnenden Veränderungen in den europäischen Märkten überprüfen wir derzeit intensiv unsere Strategie ‚VNG 2030+‘: Versorgungssicherheit rückt für Gegenwart und Zukunft stärker in den Fokus, LNG erfährt einen Boom, russisches Erdgas hingegen wird zukünftig an Bedeutung verlieren. Erdgas insgesamt aber bleibt für die weitere Umsetzung der Energiewende elementar, wenngleich sich die Transformation hin zu grünen Gasen und Wasserstoff beschleunigen muss. Dies sind anspruchsvolle Herausforderungen, denen wir uns aber offen und engagiert stellen“, kündigt Heitmüller an.

Transport als tragende Säule

Die Konzerntochter ONTRAS Gastransport GmbH (ONTRAS) hat erneut einen wichtigen Beitrag zum positiven Jahresergebnis beigetragen, welcher im unteren dreistelligen Millionenbereich liegt. Damit bleibt der Geschäftsbereich Transport eine unverändert tragende Säule im VNG-Konzern.

Im Jahr 2021 sah sich der Geschäftsbereich Speicher mit relativ niedrigen Speicherständen konfrontiert, die durch vergleichsweise hohe Ausspeicherungen auf Angebotsseite zurückzuführen sind. Trotz eines anspruchsvollen Marktumfeldes realisierte die VNG Gasspeicher GmbH (VGS) ein adjusted EBIT in mittlerer zweistelliger Millionenhöhe.

Als wesentliche Ergebnistreiber im Geschäftsbereich Handel und Vertrieb sind weiterhin das Großkunden- und Handelsgeschäft an den europäischen Gasmärkten zu benennen. Der Gasabsatz lag mit rund 762 Milliarden Kilowattstunden (kWh) deutlich über dem Vorjahreswert (2020: rund 599 Milliarden kWh), was maßgeblich auf die Ausweitung der Vertriebsmengen im B2B-Bereich sowie den Anstieg der Handelsmengen zurückzuführen ist.

Obgleich das Geschäftsjahr von einem historisch volatilen und zugleich hohen Preisniveau geprägt wurde, konnte die VNG Handel & Vertrieb GmbH (VNG H&V) erfolgreich wirtschaften und mit einer mittleren zweistelligen Millionensumme zum Gesamterfolg beitragen.

Über die BALANCE Erneuerbare Energien GmbH (BALANCE) wurde der Geschäftsbereich Biogas erneut ausgebaut. Hervorzuheben ist neben einem Joint Venture mit der EnviTec Biogas AG zur Verflüssigung von Biomethan zu Bio-LNG die Vergrößerung des Gesamtportfolios um drei auf nunmehr 38 Anlagen in Nord- und Ostdeutschland, die zusammen eine Feuerungswärmeleistung von 157 Megawatt umfassen.

Damit versorgt BALANCE jährlich rund 50.000 Haushalte mit erneuerbarem Strom und nochmals mehr als 49.000 Haushalte mit grünem Gas. Der Geschäftsbereich Biogas erzielte ein adjusted EBIT im unteren einstelligen Millionenbereich.

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten alle Artikel der letzten Jahre auf L-IZ.de zu entdecken. Über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall.

Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.

Vielen Dank dafür. 

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar