Angesichts der drohenden Energiekrise spricht sich Sachsens Ministerpräsident Kretschmer für eine Gasgewinnung in Deutschland durch Fracking aus. Beim Tag der Offenen Tür in seinem Amtssitz hat sich Bundeskanzler Scholz am Wochenende den Bürgerfragen gestellt und die Ukraine rechnet wegen ihres Unabhängigkeitstages in dieser Woche mit verschärften Angriffen Russlands. Und am Wochenende fand am Störmthaler See das Highfield-Festival statt. Die LZ fasst zusammen, was am Wochenende, den 20. und 21. August 2022, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Drohender Energienotstand: Kretschmer setzt auf deutsches Fracking-Gas

Die Energiekrise als Konsequenz des Kriegs gegen die Ukraine hat die massive Abhängigkeit Deutschlands von russischem Erdgas schonungslos offengelegt – und beim fieberhaften Versuch nach Alternativen hat sich Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (47, CDU) nun dafür ausgesprochen, heimisches Gas durch Fracking zu gewinnen: Deutschland müsse alles an Ressourcen in die Waagschale werfen, was es im eigenen Land habe, sagte der Unions-Politiker dem Tagesspiegel. Auf diese Weise könne die Abhängigkeit von Russland gemindert werden.

Zugleich übte er Kritik an der amtierenden Ampel-Koalition im Bund. Die Regierung dürfe nicht „ideologiegetrieben“ handeln, sondern müsse alle Kapazitäten bei Braunkohle, Wasserkraft, Biomasse und Kernkraft nutzen. „Die Preise müssen runter.“

Beim Fracking handelt es sich um ein spezielles Verfahren zur Gewinnung von Erdgas und Erdöl aus dichtem Gestein im Untergrund. Wegen seiner Kosten und seiner Auswirkungen auf die Umwelt ist diese Technologie in Deutschland nur eingeschränkt zulässig, wenngleich sie den Abbau schwer zugänglicher Lagerstätten ermöglicht. Vor dem Hintergrund einer drohenden Energieknappheit kam dieses Thema in jüngster Zeit wieder verstärkt zur Debatte.

Daneben sprach Kretschmer mit dem Tagesspiegel auch über militärische Sicherheitsfragen und die wirtschaftliche Entwicklung Deutschlands.

Tag der Offenen Tür: Kanzler verteidigt Ukraine-Kurs und ein kurzer Zwischenfall

Beim ersten Tag der offenen Tür nach zwei Jahren Corona-Pause haben Bundespresseamt, Bundesministerien und auch das Kanzleramt den interessierten Bürgerinnen und Bürgern Einblicke in das Regierungsgeschäft ermöglicht. Der Krieg gegen die Ukraine bildete dabei einen Schwerpunkt der Diskussionen.

In seinem Amtssitz bekräftigte Bundeskanzler Olaf Scholz (64, SPD) seinen Kurs als Regierungschef, den Krieg in der Ukraine weder eskalieren noch vor Russlands Präsident Wladimir Putin (69) zurückweichen zu wollen. Der Dialog mit dem Machthaber im Kreml müsse aber bestehen bleiben.

Das Narrativ, der Westen habe Russland bedroht, wies Scholz vehement zurück – eine NATO-Mitgliedschaft der Ukraine habe gar nicht auf der Agenda gestanden, betonte der Kanzler. Auch der Kritik eines Fragestellers, wonach Deutschland die Ukraine nicht ausreichend mit Waffen unterstütze, widersprach Scholz.

Zu einem kurzen Zwischenfall kam es dann am Sonntag, als zwei Frauen, die Scholz zuvor um ein Foto gebeten hatten, plötzlich ihre Oberkörper freimachten, sodass Forderungen nach einem kompletten Gasembargo sichtbar wurden. Die Störerinnen wurden von Sicherheitsbediensteten abgedrängt.

Ukraine-Krieg: Selenskyj warnt Landsleute vor russischer Aggression

Es ist ein brisantes Datum: Der Tag der ukrainischen Unabhängigkeit von der Sowjetunion wird am kommenden Mittwoch, den 24. August begangen. Nicht zuletzt wegen dieses bedeutsamen Tages erwartet der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj (44) verstärkte Angriffe Russlands in der neuen Woche. Zudem markiert der 24. August auch das erste halbe Jahr, das seit Beginn der russischen Invasion vergangen ist.

„Wir sollten verstehen, dass Russland in dieser Woche versuchen könnte, etwas besonders Böses zu tun“, warnte der Präsident seine Landsleute in einer nächtlichen Videobotschaft. Zugleich rief der die Bevölkerung wegen der Brutalität Russlands zu Zusammenhalt und Solidarität auf. Moskau wolle das Nachbarland schwächen und demütigen, man dürfe sich diesem Druck aber nicht beugen, auch wenn noch viel Schmerz zu ertragen sei.

Krim-Plattform startet am Dienstag

Womöglich also die indirekte Botschaft, dass die Ukraine bei allem Kampfeswillen keineswegs vor einem Sieg steht. Auch wenn sich der Kreml mit seiner Hoffnung auf eine schnelle Eroberung des Territoriums in der ersten Kriegsphase sicher stark verspekuliert hatte.

Ferner verwies Selenskyj auf die am Dienstag startende „Krim-Plattform.“ Die Konferenz, bei der auch NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg (63) per Video teilnehmen soll, wurde initiiert, um die Zugehörigkeit der Krim zur Ukraine zu unterstreichen. Die Halbinsel war schon 2014 durch Russland annektiert worden.

Vor kurzem hatte es dort jedoch Explosionen in Militäreinrichtungen und Drohnenangriffe auf das Hauptquartier der russischen Schwarzmeerflotte gegeben. Die Hintergründe sind unklar – Kiew wies die Verantwortung offiziell von sich.

Ermittlungen gegen Aktivisten, Schimpfwörter, sogenannte Montagsdemos, Bürgerhaushalt und viel mehr

Worüber die LZ am Wochenende berichtet hat: Ein Jahr nach dem Protest gegen den Leipziger Flughafenausbau laufen immer noch Ermittlungen gegen Aktivisten – und der Nachweis eines angeblichen Millionenschadens steht aus, konstatiert Ralf Julke kritisch. Außerdem schreibt er über Gehwegparker und den Umgang mit Schimpfwörtern, wie er in einem Buch dargestellt wird.

Holger Zürch erinnert in einem Gastbeitrag die Leipziger Universitätskirche, während sich unser Gastkommentator Christian Wolff (Pfarrer i.R.) mit dem Phänomen der sogenannten, heutigen Montagsdemos auseinandersetzt. Angesichts von Krieg und Energiekrise könnten Eiferer und Extremisten die Unsicherheit der Menschen ausnutzen, fürchtet er.

Am Samstag schrieben wir außerdem über die steigenden Gaskosten und mögliche Auswege, Strukturwandelkonzepte in Sachsen und die öffentlichen Prioritäten, die Leipzigerinnen und Leipzigern gerade besonders am Herzen liegen – Stichwort Bürgerhaushalt.

Und: Unser Redakteur Ralf Julke hat sich eine nachdenklich machende Feuilleton-Sammlung in Buchform angeschaut – wie sein Eindruck ist, können Sie hier nachlesen.

Highfield-Festival, Provokationen bei Fußballspiel und Bürgermeister greift Reporter an

Was sonst noch wichtig war: Am Störmthaler See fand am Wochenende das Highfield-Festival statt – begleitet von den ersten stärkeren Regenfällen seit Wochen. 2020 und 2021 war die Veranstaltung coronabedingt ausgefallen. Ein ausführlicher Bericht unserer Zeitung dazu folgt. Unten schon mal ein paar erste Eindrücke.

Bei einer Begegnung zwischen Hansa Rostock und dem 1. FC St. Pauli kam es offenbar zu einer heftigen Provokation, indem Rostocker Fans von ihrem Block aus ein Banner zeigten. Dieses spielte offenbar auf die rassistischen Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen 1992 an. Der Gewaltexzess jährt sich diese Woche zum 30. Mal. Auch ein homophobes Spruchband wurde präsentiert.

Thomas Weigelt, umstrittener Bürgermeister von Bad Lobenstein (Saale-Orla-Kreis), ist bei einem Marktfest auf einen Journalisten losgegangen, um ihn am Filmen zu hindern. Nun werden Rufe nach Konsequenzen für den parteilosen Politiker laut.

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