Seit 19:30 Uhr sammelten sich erst 50, kurz darauf rund 100 Menschen am heutigen Abend entlang der Wolfgang-Heinze-Straße Höhe Herderpark, um gegen die Razzien und die polizeiliche Vorgehensweise im Stadtteil Connewitz zu protestieren. Erst am gestrigen 26. Januar 2022 war es zu erneuten Durchsuchungen an fünf Orten im südlichen Stadtteil Leipzigs gekommen. Einen Tag lang wurde mobilisiert, wirklich viele fanden sich dennoch nicht ein.

Unter dem markigen Spruch „Zusammen gegen Staatsterrorismus“ hatten einige Aktivisten der „Roten Wende“ Leipzig in Reaktion auf die Razzien vom gestrigen 26. Januar 2022 unter anderem in der Simildenstraße aufgerufen, gegen die Polizeimaßnahmen vom Vortag zu demonstrieren. Was natürlich erneut zu einem erhöhten Aufkommen an Beamten im Stadtteil sorgte.Die anfängliche Kundgebung war vor allem von einem Redebeitrag eines Betroffenen der Wohnungsdurchsuchungen geprägt, der unter anderem von einer „beispiellosen Welle der Repression“ sprach, welcher sich vor allem linke Strukturen in Leipzig konfrontiert sähen. Die Gründe, mit welcher am Tag zuvor die Wohnungsdurchsuchungen zu den „Strafvereitelung“-Vorwürfen angeführt wurden, bezeichnete er als „haltlos“.

Zudem habe es eine DNA-Entnahme gegeben. Der Straftatbestand selbst, wird er nachgewiesen, „wird wohl nicht einmal eine Geldstrafe nach sich ziehen“, so der Redner.

Es scheine vor allem der „selbst organisierte Kampf gegen den Faschismus die Bullen in Sachsen zu stören“.

Die Rede eines Beschuldigten der Durchsuchungen vom 26. Januar 2022. Audio: LZ

Vorgeworfen werden ihm und Henry A. (siehe „Unschuldig verfolgt“), dem derzeit flüchtigen Johann G. angeblich Hilfe beim Untertauchen geleistet zu haben. Diese Flucht ist laut der Strafverfolgungsbehörden mit dem „Fall Lina E.“, welcher derzeit vor dem Staatssenat des Oberlandesgerichtes Dresden verhandelt wird, verbunden – Johann G. wird deutschlandweit mit Haftbefehl gesucht und gilt als flüchtig.

Gegen Ende seiner Rede bedankte sich der Betroffene der Durchsuchungen wegen seiner angeblichen Fluchthilfe für G. auch bei seinen Nachbarn, welche den Polizeieinsatz „kritisch begleitet“ hätten. „Rückzug“ sei „keine Option, Connewitz verteidigen“, schloss der Redner.

Die Generalstaatsanwaltschaft Dresden hatte ebenfalls heute noch die Ausbeute des Polizeieinsatzes vermeldet. So seien „im Rahmen des Einsatzes eine Wohnung und mehrere Nebengelasse in zwei Mehrfamilienhäusern durchsucht und Beweismittel sichergestellt“ worden. „Dabei handelt es sich u. a. um verschiedene Speichermedien, Pyrotechnik, Schreckschussmunition, Betäubungsmittel sowie potenzielle Tatmittel für Gewaltstraftaten“.

Die von der Staatsanwaltschaft Leipzig gleichzeitig gegen zwei weitere beschuldigte Frauen (29 und 26) wegen „Brandstiftung an einem Baustellenfahrzeug“ und „der Sachbeschädigung an einem Gebäude“ durchgeführten Wohnungsdurchsuchungen haben zur Mitnahme von „verschiedenen Speichermedien“ und „bei einer der beiden Beschuldigten (29) zudem zur Sicherstellung von Pyrotechnik, einer Schussweste und einem Schlagstock“ geführt.

Weitere Redebeiträge u. a. der „Roten Wende“. Audio: LZ

Im Anschluss der Kundgebung sperrte die Polizei umgehend die Straße, als einige der anfänglichen 100 Teilnehmenden versuchten, noch eine Spontandemonstration anzuschließen (siehe Video). Nach wenigen Metern kehrte diese um und lief auf der Heinzestraße zum Herderpark zurück.

Bis etwa 22 Uhr (Stand des Artikels) blieb es auch heute mal wieder in Connewitz friedlich. Die Redebeiträge und die Rufe der Spontandemo zeigten jedoch, dass die Wut gegenüber Polizei und Strafermittlungsbehörden gerade nicht kleiner wird.

Impressionen von der Spontandemo

Video: LZ

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