Es hat ein wenig gedauert, den seinen Antrag, für die komplette Käthe-Kollwitz-Straße Radfahrstreifen einzuplanen, hat das Jugendparlament schon im September gestellt. Drei Monate später bekam es jetzt Antwort aus der Stadtverwaltung. Aber die ist durchwachsen, denn Leipzigs Straßenplaner tun sich schwer, in der Straße zwischen Klingerbrücke und Westplatz durchgehende Radfahrstreifen anzulegen. Und dasselbe in der Karl-Heine-Straße.

Auch wenn das Planungsdezernat als Alternativvorschlag formuliert: „Der Stadtrat nimmt zur Kenntnis, dass mit dem Beschluss der Vorlage Mobilitätsstrategie 2030 für Leipzig – Rahmenplan zur Umsetzung, die Planungsaufträge für die Käthe-Kollwitz- und die Karl-Heine-/Zschochersche Straße bereits vorliegen. Durchgehende Radverkehrsanlagen sind Planungsprämisse dieser Vorhaben.“Was dann eben heißt: Lösungen gibt es erst, wenn beide Straßen umgebaut werden.

„Die bereits laufende Planung zur Käthe-Kollwitz-Straße und die avisierte Planung zum Ausbau der Zschocherschen Straße/Karl-Heine-Straße beinhalten u. a. die Prämisse der Einordnung durchgehender Radverkehrsanlagen. Dem Antrag wird insoweit bereits Rechnung getragen“, betont die Verwaltung zwar.

Doch die „bereits umfangreiche Untersuchungen“ in der Käthe-Kollwitz-Straße ergaben: „Die Ergebnisse zeigen, dass bei einer dann einstreifigen Führung des MIV ein Rückstau von über 100 m sowohl stadtein- als auch stadtauswärts unter anderem an der Lichtsignalanlage Käthe-Kollwitz-Straße/Marschnerstraße auftreten würde. Da bei der Anordnung von Radfahrstreifen der Kfz-Verkehr vollständig auf dem Gleis geführt werden müsste, würde dieser Rückstau die Straßenbahn massiv behindern. Anpassungen an der Lichtsignalanlage zur Reduzierung des Rückstaus wurden geprüft, sind jedoch derzeit nicht in dem erforderlichen Umfang möglich.“

Was dann aus Sicht des Verkehrs- und Tiefbauamtes (VTA) bedeutet: „Somit ist die Anordnung von Radfahrstreifen innerhalb der bestehenden Verkehrsanlage leider nicht umsetzbar und es bedarf einer Berücksichtigung bei den anstehenden Planungen für den gesamten Straßenraum.“

Wie eine Lösung aussehen wird, kann aber auch das VTA noch nicht sagen. Eine Lösung muss es aber geben. Und zwar ziemlich bald.

Denn die Straße ist ja zum Komplettumbau vorgesehen: „Der Abschnitt der Käthe-Kollwitz-Straße zwischen Klingerweg und Westplatz ist in der Maßnahmenliste II-10a des Rahmenplans zur Umsetzung der Mobilitätsstrategie unter der Nummer i-26 als Komplexmaßnahme enthalten. Der voraussichtliche Baubeginn ist dabei mit 2025-2026 angegeben. Inhalt der Komplexmaßnahme zum Ausbau der Käthe-Kollwitz-Straße wird neben der Errichtung barrierefreier Haltestellen der Straßenbahn auch die Einordnung von durchgängigen Radverkehrsanlagen sein. Die Planungen für die Komplexmaßnahme wurden EU-weit ausgeschrieben, die Vorplanung wird derzeit erarbeitet.“

Die Fehlstelle in der Karl-Heine-Straße

Das Jugendparlament hatte auch die so offensichtlich fehlenden Radfahrstreifen in der fortführenden Karl-Heine-Straße im Abschnitt zwischen Erich-Zeigner-Allee und Zschocherscher Straße angesprochen. Auch hier haben die jungen Parlamentarier recht mit ihrer Forderung. Aber auch hier müsse – so die Stadt – erst einmal gründlich umgebaut werden.

Karl-Heine-Straße vor der Einmündung der Erich-Zeigner-Allee. Foto: Marko Hofmann
Karl-Heine-Straße vor der Einmündung der Erich-Zeigner-Allee. Foto: Marko Hofmann

„Durchgehende Radverkehrsanlagen in Form von Radfahrstreifen im Zuge der Karl-Heine-Straße zwischen Erich-Zeigner-Allee und Zschochersche Straße können im vorhandenen Straßenraum nur durch eine Änderung der Fahrspuraufteilung und dem damit verbundenen Wegfall einer Geradeausspur im Zuge der Karl-Heine-Straße realisiert werden. Bei der Anlage von Radfahrstreifen im Bestand muss der Kfz-Verkehr demzufolge auf dem Gleis geführt werden“, benennt das VTA auch hie dasselbe Problem wie in der Käthe-Kollwitz-Straße.

„Unabhängig von einer notwendigen vollständigen Überarbeitung der Lichtsignalanlagen Felsenkeller und Karl-Heine-Straße/Erich-Zeigner-Allee würde dies auch in diesem Abschnitt zu gravierenden Behinderungen des ÖPNV führen. Aus diesem Grund wird dieser Ansatz nicht weiterverfolgt.“

Was eben – wie in der Käthe-Kollwitz-Straße – bedeutet, dass hier jetzt keine vorläufigen Radfahrstreifen aufgebracht werden, sondern der Zustand so bleibt, bis der ganze Straßenabschnitt neu gebaut wird.

Die Verwaltung dazu: „Analog zur Käthe-Kollwitz-Straße ist der grundhafte Ausbau der Zschocherschen Straße/Karl-Heine-Straße als Komplexmaßnahme in der o. g. Maßnahmenliste II-10a unter der Nummer i-43 enthalten und für die Jahre 2027-2028 vorgesehen. Neben der Erneuerung der Straßenbahnbetriebsanlagen (Gleise, Fahrleitungsanlagen, barrierefreie Haltestellen) und Versorgungsleitungen ist eine Anpassung des Straßenraumes an die aktuellen Nutzungsansprüche und somit auch die Einordnung von regelgerechten Gehwegen und Radverkehrsanlagen vorgesehen.“

„Der Planungsumfang erstreckt sich auf den Abschnitt der Zschocherschen Straße zwischen Adler und Erich-Zeigner-Allee und beinhaltet parallel dazu den Ausbau der Karl-Heine-Straße zwischen Walter-Heinze-Straße und Kolbestraße (Anschluss an die abgeschlossene Baumaßnahme Plagwitzer Brücke). Derzeit läuft das erforderliche Verfahren zur EU-weiten Ausschreibung der Planungsleistungen. Nach Abschluss dieses Verfahrens kann mit den Planungen voraussichtlich im I. Quartal 2022 begonnen werden.“

Im Ergebnis heißt das: Eine schnelle Lösung gibt es auch hier nicht. Aber mit den Baumaßnahmen Käthe Kollwitz-Straße (ab 2026) und Erich-Zeigner-Allee (ab 2028) soll es endlich Radfahrstreifen in beiden Straßenabschnitten geben. Radfahrer/-innen brauchen halt nur einen großen Rucksack voll Geduld.

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Wow, was für ein Tempo!

Nachdem der Umbau zur autogerechten Stadt recht zügig durchgezogen wurde, wird der nachträgliche Einbau der weitgehend verbasselten Fahrradinfrastruktur sich wohl bis weit in nächste Jahrhundert ziehen?

Na ist ja auch ein weitaus größerer logistischer Kraftakt – zumindest für Verkehrsplaner, die Mobilität traditionell immer nur vom Auto her denken.
Wie in den 30er Jahren, den 60ern, den 90ern….

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