Wo Platz ist, kann man doch sein Auto einfach abstellen, oder nicht? So jedenfalls denken in Leipzig viele Autofahrer. Nicht nur Konzertbesucher stellen ihren Pkw dann einfach mal im Naturschutzgebiet ab. Das schaffen auch Leipziger Kleingärtner. Immer wieder zu beobachten in der Küchenholzallee in Großzschocher.

Hier ist es Christian S., der das Ordnungsamt regelmäßig mit Mahnung und Fotos überschüttet, die hier nicht nur einen Verkehrsverstoß zeigen, sondern gleich mehrere.

Seine Mails ans Ordnungsamt lesen sich so:

„Sehr geehrte Damen und Herren,

hiermit bitte ich um Stellungnahme zum Befahren und Parken in Bereich Landschaftsschutzgebiet der Gartenanlage Küchenholzallee. Hier regelt eindeutig ein Einfahrt Verboten Schild das Parken und Befahren. Nach wie vor ist dieser Bereich ständig zugeparkt ohne dass dies geahndet wird. Das Parken und Befahren eines Landschaftsschutzgebietes ist nach meinem Kenntnisstand verboten. 

Die Bilder zeigen den xx.xx.2022 um xx:xx Uhr.

Von anderen Behörden wird als Begründung genannt, dass jeder Bürger gleich behandelt werden muss. Warum werden diese Vergehen nicht geahndet bzw. warum gilt dieses Verkehrszeichen für den einen und für den anderen nicht?

Hier wird Landschaftsschutzgebiet massiv gestört und beschädigt!

Wie lange wird dies von der Stadt Leipzig bzw. Verantwortlichen entgegen geltenden Naturschutzgesetz geduldet?

Mit freundlichem Gruß

Christian S.“

Die Küchenholzallee mit dem Hinweisschild „Naturschutzgebiet.“ Foto: Christian Seidel
Die Küchenholzallee mit dem Hinweisschild „Naturschutzgebiet.“ Foto: Privat

Denn die Küchenholzallee liegt hier nicht nur im Landschaftsschutzgebiet Leipziger Auwald, sondern auch im FFH-Gebiet Leipziger Auensystem. Was dann auch einmal die im Foto zu sehende Eule auf schwarzem Grund bedingt, und zum anderen das Schild: absolutes Einfahrverbot für alle Kraftfahrzeuge. Hier dürfte kein einziges geparktes Auto zu sehen sein.

Die Behörde reagiert offenbar nicht

Stattdessen ist die Allee immer wieder zugeparkt. Denn die Erfahrung von Christian S. ist: Es wird weder kontrolliert, noch bewirken seine Anrufe und Schreiben ans Ordnungsamt irgendetwas. Auf Google Maps ist unterhalb des Schildes „Lieferverkehr frei“ auch noch das Verkehrsschild „Eingeschränktes Halteverbot“ zu sehen. Das scheint im Lauf der Zeit entweder amtlich entfernt oder auf andere Weise verschwunden zu sein.

„Allein die Zufahrt ist mit einer Zone 30 gekennzeichnet. Hier ist die Überwachung ähnlich der Vorgehensweise der Einhaltung anderer Verkehrszeichen. Ich habe etliche Anfragen an unterschiedliche Behörden gestellt, welche immer auf die andere der Zuständigkeit verwiesen haben“, erzählt Christian S.

„Aktuell versende ich fast täglich eine Mail zur Verkehrsituation, leider ohne Erfolg. Zwischendurch wurde sogar angefangen, die Verkehrsteilnehmer höflich zu verwarnen. Allerdings wurde das von heute auf morgen wieder eingestellt, mit der Aussage ‚Der Fall befindet sich in Klärung‘.“ Aber das war auch schon 2019.

Die zugeparkte Küchenholzallee in der Kleingartenanlage. Foto: Christian Seidel
Die zugeparkte Küchenholzallee in der Kleingartenanlage. Foto: Privat

Seitdem hatte ja in Bezug auf die Küchenholzallee ein anderes Thema den Stadtrat beschäftigt: Bevor der große Umbau der Diekaustraße im Jahr 2023 startet, hatte der Stadtbezirksbeirat Südwest beantragt, die Küchenholzallee als Ausweichstrecke für Radfahrer zu asphaltieren, was ja nicht nur im Zusammenhang mit der anzusehenden Umleitungen und Erschwernissen auf der Dieskaustraße wichtig gewesen wäre.

Es wäre auch der nachhaltige Ausbau einer wichtigen Radroute, die aus Sicht von Radfahrern derzeit vor allem eine – von Kraftfahrzeugen – ausgefahrene Buckel- und Staubpiste ist.

Verwaltung erteilte Radweg-Plan eine Abfuhr

Die Verwaltung lehnte das Ansinnen 2020 aber rundweg ab, mit dem Hinweis auf das Naturschutzgebiet. Zumindest die Asphaltierung, die hier für Radfahrer zumindest auf Jahrzehnte gute Fahrbedingungen geschaffen hätte. Ob man den Weg irgendwie flickt und wieder mit Sand schlämmt, war da noch offen.

Denn das nutzt natürlich nichts, wenn die Küchenholzallee von Kraftfahrern immer wieder zerfahren wird. Oft haben sie auch nicht nur die Kleingartenanlage zum Ziel, sondern nutzen die Strecke durch das Küchenholz ebenfalls als Abkürzung.

Und der Effekt der abgebrochenen Kontrollen hat ja die bekannte Wirkung zur Folge: Niemand hält sich mehr an die geltenden Verbote. Und je mehr mitmachen, um so selbstverständlicher wird es, die noch sichtbaren Schilder einfach zu ignorieren.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Es gibt 15 Kommentare

Jahrzehnte werden die Verbote nicht durchgesetzt (siehe auch die Gehwegparker in Schleußig und in anderen Stadtteilen). Eine Art Gewohnheitsrecht hat sich etabliert.
Dann auf einmal im Hau-Ruck-Verfahren passiert was, bekommen die Autofahrer Knöllchen. Aber dann doch nicht überall gleich (siehe Karl-Liebknecht-Straße, wo munter der Fahrradweg zugeparkt wird, auch seit Jahrzehnten).
DAS sorgt für Unmut. So weit darf es erst gar nicht kommen, Verbote müssen immer turnusmäßig kontrolliert werden, im gesamten Stadtgebiet. Jetzt wird in Schleußig seit drei Wochen in der Stieglitzstraße kontrolliert, morgens, mittags, abends (da standen Autos in der Mitte der Straße Höhe Kirche, aber ohne zu behindern). Da weiß ich doch, dass es an anderer Stelle wieder fehlt.

Die konkrete Strecke mit dem Fahrrad zu befahren ist schon abenteuerlich, gemütlich bzw. bequem sieht anders aus.
Aber mit dem Befestigen von Wegen für Radfahrer und Fußgänger hat die Stadtverwaltung sich ja wie eine alte Jungfer…

Nur noch zur Erinnerung: Der letzte Absatz des Artikels weist auf das Problem hin: Verbote anordnen und nicht durchsetzen hat den Effekt, dass sie niemand mehr ernst nimmt. Wozu dann der Aufwand?

Gut, Sebastian, wohl etwas unglücklich gedacht und dann formuliert, der Neid.
Es entstand bei mir der Eindruck, dass das ja ganz ok wäre, wenn die älteren Gärtner dort ihr Hab und Gut mit dem Auto transportieren müssen und es nur eine Frage der Rücksicht wäre, Radler “kämen ja durch”.
Das ist ein bisschen wie bei der Brücke im Heuweg und dem Weg selbst. Der Weg ist ja breit genug, da kommen schon mal zwei Radler durch.
Aber es ist eben auch Fußweg, und Radler sollen dort ja auch hin und zurück fahren können, damit Radfahren attraktiver und für manche Menschen möglich wird. Man schaue sich dagegen den Flächenverbrauch einer Normstraße mit Rad- und Fußweg an.
Der Platz ist einfach notwendig und in der Stadt müssen Prioritäten gesetzt werden.

Zum Thema Asphalt und LSG bin ich etwas im Zwiespalt. Die Argumente dafür / dagegen sind gut.
Aber man müsste im Sinne des Forcierens der Nachhaltigkeit nun mal eine Entscheidung FÜR Asphalt auf solchen wichtigen Trassen treffen. Der Gewinn ist einfach größer für den Radverkehr. Und insgesamt nachhaltiger.
Meinetwegen noch ein Rohr alle 10m quer, damit Frösche durchhüpfen können oder Mäuse laufen…
Hier stehen Gesetze dem Großen und Ganzen im Weg.

Christian, das mit dem Neid hätte ich jetzt eigentlich eher andersrum gesehen. Die (Autofahrer) dürfen dort bequem hinfahren und stehenbleiben, obwohl das Schild da steht, und wir (Radfahrer) bekommen nicht mal ne ordentliche Straße an der Stelle. Nun stehen dort dummerweise auch noch zwei Carsharing-Kleinwagen und nirgends ist ein SUV im Bild zu sehen, den man zum Stimmungmachen auch noch in die Waagschale werfen könnte.
Also ich hab nichts dagegen, wenn der Weg ordentlich gemacht wird. Wo sie Ihren Neidansatz den Radfahrern gegenüber hernehmen kann ich grad nicht erkennen.

Grundsätzlich muss es auch für Schutzgebiete und Parks Möglichkeiten geben, befestigte Wege zu schaffen. Nicht für PKWs, aber für den Radverkehr. Muss ja nicht Asphalt sein, aber sandgeschlämmte Wege sind auch nicht das Nonplusultra, vor allem wenn man es mit einer Verkehrswende ernst meint. Hier müssen grundsätzlich ganzjährig befahrbare Wegstrecken her.

Naja, hier werden nun verschiedene Sachthemen verargumentiert.

Als vor hundert Jahren der Kleingarten für Anwohner möglich wurde, war sicher niemand von den Menschen mit seinem Auto dort und parkte den Weg davor zu. Dabei gab es noch nicht mal Strom und Wasser. Ein wenig schräg ist das schon, ein Stückchen zu bewirtschaften und grün zu tun, aber alle fahren mit dem Auto dorthin. Wohlgemerkt in der Stadt. Im Landschaftsschutzgebiet.

Das Thema Radverkehr ist nicht neu und man muss konstatieren, dass Radwege in der Unterzahl sind. Das Auto wird klar bevorteilt, wenn nicht sogar übervorteilt. Muss man da auch noch großen Neid dem Radfahrer ggü. haben und ihm nicht mal einen direkten Weg zwischen Stadtbezirken gönnen?

Die Küchenholzallee mit ihren zerfahrenen Stellen ist eine Zumutung für Radfahrer, auch an anderen Stellen in Leipzig ist das so, aufgeplatzter Asphalt wurde bemalt und ist nun offizieller Radweg.

Und mal ganz nüchtern: Wenn dort ein Schild steht, dass dort niemand reinfahren darf als motorisierter Verkehrsteilnehmer, dann ist das eindeutig. Dann kann man mit dem Amt gern darüber streiten, ob das dort stehen darf. Aber Verbot ist Verbot.

Das Ordnungsamt muss sich aufgrund eigener Unfähigkeit nicht wundern, wenn solche Themen aufgetischt werden.
Man müsste es selber zur Ordnung rufen. Und zwar sehr laut.

Man muß das mit dem LSG Auwald schon ziemlich genau nehmen, und da steht einiges drin in der Verordnung, die eine Nutzung der Küchenholzallee in diesem Bereich als Abstellfläche als möglicherweise erlaubt oder zumindest nicht verboten erscheinen lassen.
Überhaupt sind da einige Unklarheiten drin (ich wundere ich mich immer wieder über das allgemeine Verbot des Fahrens mit Fahrzeugen außerhalb “zugelassener” Wege):
https://www.revosax.sachsen.de/vorschrift_gesamt/4916/28372.html

Und was Land- bzw. Naturschutzgebiet angeht, da nimmt es die Stadt doch sonst auch nicht so genau.
Ich denke da nur an geduldete Partys mitten im FFH-Gebiet (ist noch ne ganze Nummer schärfer, als so nen schnödes Landschaftsschutzgebiet). Oder der Wassertourismus mitten durch, die Tiere sollen sich ja gefälligst an den angeordneten Ruhezeiten orientieren.

Durch die parkenden Autos in Verbindung mit dem hohen Nutzungsdruck durch Fußgänger und Radfahrer ist es tatsächlich so, dass es oft zu Behinderungen kommt.

Was ich in der Diskussion völlig vermisse, ist die Tatsache das es den asphaltierten Weg ja bereits gibt. Der kleine Weg neben dem Hauptweg ist bis zur Antonienstraße asphaltiert. Da die Stadt sich um diesen aber nicht kümmert und Laub, Verwitterung und Co ihr übriges tun, kann man das mittlerweile nur noch erahnen.
Ich bin in der Ecke aufgewachsen und wohne auch noch nah dran.

Mit etwas Reinigungsaufwand und Ausbesserung hätte man zumindest einen kleinen Weg für Radfahrer, der auch bei Nässe komfortabel genutzt werden kann.
Da die Asphaltschicht unter dem verrotteten Laub noch größtenteils existiert, silkte hier auch nach meinem Laienverständnis Bestandsschutz greifen.

Es ist Landschaftsschutzgebiet, nicht Naturschutzgebiet.
Das Ordnungsamt hat dort schon öfter in den letzten Jahren Knöllchen verteilt, das Echo war wohl heftig.
Ich stimme @Sebastian voll und ganz zu.

Im LSG Auwald ist das Parken lt. Verordnung nur auf dafür ausgewiesenen Flächen gestattet – das LSG Auwald ist RIESIG und es gibt unzählige Ecken, wo das Ordnungsamt niemals nachschaut, das kann man denen auch nicht verübeln (am ehesten noch Knauthain Richtung Elsterstausee zu finden, kostet übrigens 55€).
Beispiel auch der “Parkplatz” an der Fußgängerampel Schleußiger Weg Hundeschule. Da kein “Parken” Schild, ist es verboten dort zu stehen – man fragt sich schon, warum.
Das Asphaltieren von Wegen im LSG Auwald ist glaube auch nicht ohne Zustimmungsrunde der Verbände so einfach machbar!

Als der Umfang des LSG Auwald damals in den 90er festgelegt wurde, hatte man wohl nur einen sehr dicken Filzstift zur Hand. Vieles in der Verordnung zum LSG Auwald erscheint heute fragwürdig – aber wer möchte nocheinmal in dieses Wespennest aus Interessen hineinfassen?

Ich bin absolut dagegen, dass Kreuzungen zugeparkt werden. Ich hab so eine Mail ans Ordnungsamt auch schon geschrieben, als da ein Auto bei uns im Viertel immer wieder auf der gleichen Stelle im schraffierten Bereich der Kreuzung stand. (und ebenfalls keine Antwort erhalten)
Aber wieso ist es denn dort an den Gartenanlagen eine Frage der Rücksicht? Radler kommen doch durch, oder nicht? Diese Kleingärtner verbringen im Garten oft ihr Wochenende, nehmen alle möglichen Fressalien und Zubehör mit, sind selbst oft genug relativ alt und daher keine Kandidaten fürs Lastenrad (was sie bei sich im Keller sicher auch nicht unterbringen wollen). In diesem Fall täglich Mails ans Amt zu schicken zeugt wirklich von einer Obszession – ich hab echt nicht geahnt, dass es solche “Sacktreter” gibt.

Ich würde an dieser Stelle dafür plädieren, dass die Grenze fürs Naturschutzgebiet verschoben wird, wenn denn die Regeln das Allerwichtigste dort sind. Ein Sandweg muss nicht “Naturgeschützt” werden, und ob er zu schützenswerter Landschaft gehört, kann man diskutieren. Aber ich wette: Sollte das geschehen, wären die Leute hier auch bloß dagegen. Da wird dann aus “Die Regeln müssen eingehalten werden” plötzlich ein “Das Amt beugt sich den Autofahrern!”. Und plötzlich wird klarer, wogegen es wirklich geht in den Mails.

@Sebastian: Regeln sind dazu da befolgt zu werden und Rücksicht auf andere ist auch angebracht. Laut ihrer Argumentation müsste das Parken im Kreuzungsbereich/auf Radwegen etc. dann auch toleriert werden.
Dass das entsprechende Dezernat mit der Durchsetzung bestehender Regelungen hoffnungslos überfordert ist, ist offensichtlich.

Meine Güte. Lasst doch die Kleingärtner einfach da parken, ohne eine grundsätzliche Debatte gegen die Stadtverwaltung zu starten.
Gehts da wirklich um den Schutz der schönen Landschaft, die man auf den zwei Bildern erkennen mag, oder möchte da jemand seine persönliche Einstellung zur Mobilität anderer Leute durchsetzen?
Täglich solche Mails… Wahnsinn.

Ich sags doch immer wieder:
TATSÄCHLICH sollen die Leipziger NICHT aufs Fahrrad steigen!

Kann man überall in der Stadt beobachten, daß ein Umstieg absolut unerwünscht ist.

Und was die Lokalpolitiker so von sich geben über die Wichtigkeit und den Klimaschutz und blablubb — in der Praxis geschenkt!

“Die Verwaltung” ist ja nicht anonym. Das sind ja Menschen, die dort arbeiten. Und welcher Mensch ist denn die oberste Dienstherrin dieser Verwaltung? Diese müsste anweisen, dass derartige Verstöße (nicht nur in der Küho, sondern in der ganzen Stadt) nicht mehr länger geduldet werden. Es gibt kein Gewohnheitsrecht auf Rechtsverstöße!

Schreiben Sie einen Kommentar