Eigentlich müsste diese Problemstelle Dieskaustraße heißen. Doch die wird ab 2023 komplett umgebaut, sodass sie hinterher auch deutlich bessere Bedingungen für Radfahrer/-innen bietet. In der Zwischenzeit aber müssten parallele Wegeverbindungen im Grunde auch ihre Funktion als Teil im HauptnetzRad übernehmen. Doch das verhindert ein besonders beratungsresistenter Teil der Stadtverwaltung.

Der Stadtbezirksbeirat Leipzig-Südwest hat das eigentlich frühzeitig genug thematisiert. Die Stadt hätte die Gelegenheit problemlos nutzen können, die Küchenholzallee endlich als einen gut ausgebauten Teil des Leipziger Radnetzes ausbauen zu können.

Der Widerspruch kam direkt aus dem Amt für Stadtgrün und Gewässer, dessen beratungsresistente Haltung das Verkehrs- und Tiefbauamt unhinterfragt übernahm: „Dem Ursprungsantrag kann jedoch nicht entsprochen werden. Die vorgeschlagene Ausführungsform als durchgehende Asphaltierung und Beleuchtung (Punkt 1 des Ursprungsantrags) ist zunächst mit den Randbedingungen (u. a. Durchquerung LSG, ‚Leipziger Auwald‘, EU-Vogelschutzgebiet, FFH-Gebiet ‚Leipziger Auensystem‘ auf ca. 600 m Länge) abzuklären“.

Fehlende Klärungsbereitschaft

Aber in Wirklichkeit ist da nichts abzuklären, weil die entsprechende Abteilung gar nicht bereit ist, irgendetwas abzuklären.

Das erlebten die Leipziger/-innen ja gerade erst bei der Neuen Linie, immerhin dem Hauptzubringer zum Cospudener See. Auch hier kämpften einige Stadträte vergeblich darum, dass die Neue Linie vom Schleußiger Weg bis zum Wildpark asphaltiert wird. Auch dieser Weg führt durchs Naturschutzgebiet.

Die Vorteile asphaltierter Wege

Doch wo die Stadt damit argumentiert, sie müsse die Wege unbedingt schlämmen (was an dieser Stelle einfach zu steilen Sandbuckeln auf der Piste geführt hat), haben sich asphaltierte Wege längst als die bessere und naturfreundlichere Variante erwiesen. Sie nehmen vor allem weniger Raum in Anspruch, während die Sandschlämmungen sich immer weiter ins Unterholz ausbreiten, versiegeln damit weniger Fläche und sind vor allem haltbarer, weil Radfahrer einen Asphaltweg nun einmal kaum abnutzen.

Der Zustand der Küchenholzallee im Bereich der Kleingartenanlagen. Foto: Ralf Julke
Der Zustand der Küchenholzallee im Bereich der Kleingartenanlagen. Foto: Ralf Julke

Die Küchenholzallee hätte man in relativ kurzer Zeit mit überschaubarem Aufwand asphaltieren und mit Beleuchtung versehen können, gerade auch weil absehbar ist, dass viele Radfahrer/-innen aus dem Südwesten zwangsläufig auf diese Piste ausweichen werden, wenn die Dieskaustraße aufgerissen wird.

Nur ist die Küchenholzallee im heutigen Zustand eher eine Sand- und Buckelpiste, auch weil sie von den Nutzern der Kleingärten auch als Anfahrtstrecke mit ihrem Pkw genutzt wird. Große und kleine Schlaglöcher machen die Allee fast auf der gesamten Strecke zu einem Hindernisparcours, auf dem man abends und nachts eigentlich nicht mit dem Rad unterwegs sein möchte.

Warum wird der Radverkehr nicht mitbedacht?

Da lesen sich die Naturschutzargumente der Verwaltung schon ziemlich seltsam, wenn heute schon absehbar ist, dass die Strecke ab 2023 eigentlich gebraucht wird als Ausweichmöglichkeit. Aber die Antwort zeigt auch, dass Radfahrer/-innen bei Leipziger Baustellen eigentlich nie mitgedacht werden.

Ihnen werden meist Umleitungsrouten zugemutet, über die man bei Kraftfahrern nicht mal nachdenken würde. Hauptsache weg von der Baustelle, egal, wo man dann landet oder ob auch die Ausweichroute mit zufällig auftauchenden Baustellen gespickt ist.

Die Küchenholzallee ist erst ab der Bahnunterführung asphaltiert, wo sie sich in eine richtige Straße verwandelt. Ein offizieller Bestandteil des HauptnetzRad ist sie – worauf uns Leser radograph zu Recht hinwies – seit dem Beschluss der Ratsversammlung im Juli 2020.

Was den Handlungsdruck, sie in einen guten Zustand zu versetzen, natürlich erhöht hat, denn sie ist für Radfahrer/-innen Richtung Großzschocher eigentlich schon heute die bessere und sicherere Alternative zur Dieskaustraße darstellt.

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Es gibt 4 Kommentare

cx + chrsch: die Auffassung nichtasphaltierter Wege im Auwald sehen wir als Ältere Bürger der Stadt Lpz, dh. als Mobilitätsgruppe der Omas for Future, nicht so unbedarft, denn fahren auf den hiesigen Straßen ist lebensgefährlich wegen des hohen Verkehrsaufkommen, wegen der vielen Hindernisse und wegen der Unebenheiten + Schlaglöcher. Die Radwege sollten auch in jedem Fall als asphaltierte Radwege ausgebaut werden.
a) Die Radwege unterliegen in der Stadt einem hohen Nutzungsdruck. Dafür sind die wassergebundenen Wegebaudecken im Bestand aus Erfahrung wegen der Unebenheiten, dem aufzubauenden “Buckel” und der Rolligkeit des Materials (Rutschgefahr) ungeeignet.
Um die Aufheizung des Asphaltes zu reduzieren, kann dieser recht gut aufgehellt eingebaut werden.
b) bei stärker befahrenen Strecken ist in jedem Fall eine offenporige Asphaltierung erforderlich. Im Waldbereich mit Unterbindung der Durchwurzelung, da sonst die Wurzeln den Asphalt anheben. Offenporig wegen der Rutschgefahr. Ohne Asphalt oder anderer fester Decke werden bei Pfützen die Wege schnell verbreitert, da jeder Nutzende den Pfützen ausweicht. Die offenporige Ashaltierung wird auch vom ADFC gefordert. Asphalt lässt sich wieder aufarbeiten, Beton nicht, den kann man nur noch schreddern für den Unterbau. Die Entwässerung erfolgt bei 1-3 m Breite nach rechts und links, dort kann das Regenwasser gut im Randbereich/Wald versickern. Die Versiegelungsfläche hält sich aus unserer Sicht in Grenzen. Der Vorteil gegenüber ungebundenen Befestigungen überwiegt, da auch kies- und schottergebundene Decken die Flächen versiegeln und ein Versickern kaum statt findet, aber Unebenheiten und Pfützen entstehen (Unfallgefahr), die Decken relativ schnell durchgefahren werden (siehe Weg Westseite vom Elsterflutbett zwischen Schleußiger Weg und Talsperrenmeisterei), und da bei Trockenheit eine hohe Staubentwicklung besteht.
b) Bei Wegen im Auwald muß im Herbst unbedingt das Laub beseitigt werden, da sonst sich eine schmierige Schicht auf dem Weg bildet, die Decke verschlammt zusehens im Herbst und die Nutzenden weichen auf die Ränder und Wiesen aus.
Im Winter sollten wichtige Radwege auch von Schnee beräumt werden.

Asphalt im Wald und neben Bäumen ist Unsinn (abgesehen vom Aufwand des ca. 80cm tiefen Aufgrabens und Versiegelns), das kann man auf vielen asphaltierten Wegen erfahren, wie diese nach wenigen Jahren von Wurzeln der Bäume zerstört werden: am Werbeliner See, in der Neuen Harth, selbst schon am Rundweg um den Cossi. Und auf der Asphaltspur neben der Küchenholzallee!

Ich habe mich auch immer geärgert, dass ich aussah wie Sau nach wenigen Metern durch die Nonne auf dem Weg zur Arbeit.
Es ist aber eben so: mit dem Fahrrad braucht man passende Kleidung und Schutzbleche, und passende Bereifung.

Allerdings würde es seitens der Stadtverwaltung schon mal helfen, die Wege freizuschneiden, Löcher zu verfüllen, und vor allem von Schnee zu beräumen (man erinnere sich an die Linie und die Küchenholzallee diesen Winter!).

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